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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-07/0009
einnehmen, indes die Männer sich mit der linken
begnügen müssen.

Als eine der größten Städte des Elsaß wartet
Colmar mit mehreren bedeutsamen Kirchen auf,
angefangen mit dem 1230 begonnenen Martinsmünster
, das seinen aus golden leuchtendem
Sandstein erstellten Turm hoch über die altersgrauen
Häuser erhebt. Im verhältnismäßig
dunkeln Kircheninnern leuchtet von einem Pfeiler
das Meisterwerk Martin Schongauers, die
„Madonna im Rosenhag", ein Gemälde, das zwar
noch flandrischen Einfluß verrät, das aber in der
Gestaltung des von Vögeln aller Art belebten
Rosenhages deutsche Innigkeit und Wärme verrät
. Man darf über dem Münster nicht vergessen,
auch die Franziskaner- und die Dominikaner-
kirchie mit ihren raketenhaften, zur Decke emporschießenden
Rundsäulen und den kostbaren Fenstern
aus dem 14. Jahrhundert zu besuchen.
Colmars größter Schatz, der Isenheimer Altar, ist
ebenfalls in einer ehemaligen Kirche untergebracht
. Das 1269 von Albertus Magnus geweihte
frühgotische Gotteshaus gehörte einst zu
dem bedeutenden Dominikanerkloster, dessen
Bauten zu dem weltberühmten Unterlindenmuseum
umgestaltet wurden.

Auch das von diem Stauf er Friedrich II. 1227
gegründete Stadtjuwel Kaysersberg besitzt eine
Kirche, an der das romanische Portal viel bewundert
wird. In dem dazugehörenden Tympanon
mit der Krönung Mariens sieht das Volk eine
Darstellung des Kaisers, dem zwei Engel Beutel
mit Geld zur Fertigstellung des Gotteshauses
überreichen. Das schmale hochragende Hauptschiff
wird beherrscht von einer riesigen Kreuzigungsgruppe
und einem von dem Colmarer
Hans Bongart 1518 geschnitzten Hochaltar.

In der alten Humanistenstadt Schlettstadt tritt
uns in der von majestätischen Westtürmen
und einem wuchtigen Vierungsturm überragten
St. Fideskirche wiederum ein Bauwerk staufischer
Prägung entgegen, an dessen dreigeteilter
Vorhalle zwei staufische Löwen Wache halten.
Nur ein paar hundert Meter weit entfernt, schießt
aus der Ga&senenge der reichgegliederte, unvollendet
gebliebene gotische Turm des St. Georgsmünsters
empor, Sinnbild städtischen Bewußtseins
, dem dieses Gotteshaus seine Entstehung
verdankt.

Mit der ehemaligen Klosterkirche von Andlau
verbindet sich die Erinnerung an den unglückseligen
Kaiser Karl III., genannt „der Dicke" und
an seine tugendsame,. später heiliggesprochene
Gattin Richardis. Von ihrem Gatten des Ehebruchs
beschuldigt bewies sie in einem sogenannten
Gottesgericht ihre Unschuld. Unversehrt
durchschritt sie die Flammen eines entzündeten
Holzstoßes. Wo einst im Walde ihr ein wilder
Bär begegnete, errichtete sie ihr Kloster, in dem
sie nach dem Tode ihres Gatten (1888) die erste
Äbtissin wurde. Berühmt ist der den Westbau
der Kirche umziehende, dem 12. Jahrhundert
entstammende Fries, eine orientalischen Einfluß
verratende Welt voller Phantastik. Imponierend
das in Anlehnung an die Formentradition der

Romanik im 17. Jahrhundert geschaffene Langhaus
und viel bestaunt das archaisch anmutende
Abbild des Bären in der zweigeteilten Krypta.

Auf dem nahen Odilienberg finden wir in dem
dortigen Kloster in der „Tränen- und Engelskapelle
", vor allem aber in der uralten Odilien-
kapelle, ehrwürdige Erinnerungsstätten an die
Patronin des Elsaß, die heute links und rechts
des Rheines hochverehrte hl. Odilie.

Überraschend die Vielzahl romanischer Kirchen
im Räume von Straßburg, wie jene zu
Epfig, Avolsheim, Altdorf, Dompeter und Eschau,
und ebenso der am heiligen Forst bei Hagenau
gelegene Kirchenkranz, aus dem Walburg und
Surburg hervorgehoben seien.

Der Hochgotik gehört die schwerelos sich erhebende
, in schlankem Westturm aufstrebende
Kirche zu Niederhaslach an, ein Meisterwerk
des Sohnes des Straßburger Münsterbaumeisters
Erwin von Steinbach.

Dem einzigen reinen Barockbau im Elsaß
begegnen wir in der ehemaligen Klosterkirche
zu Ebersmünster, einem glanzvollen, wahrscheinlich
von dem Vorarlberger Baumeister Peter
Thumb geschaffenen „Thronsaal Gbttes". Eine
Sonderstellung unter den romanischen Kirchen
nimmt St. Peter und Paul zu Rosheim ein. Wohl
kaum eine andere zeigt eine ähnliche Kraft und
eine solche Feinheit des Mauerschmuckes, wie er
sich in hinschwingenden Doppelfriessen oder an
der Apsis in den Reliefs der vier Evangelisten
offenbart.

Architektonisch gleichwertig dürften in etwa
noch die beiden in dem kaum tausend Seelen
zählendien Neuweiler stehenden Gotteshäuser
sein: Die Benediktinerklosterkirche St. Peter und
Paul, an deren Ostwand sich eine uralte Doppelkapelle
anschließt und die wehrhafte, von zwei
trutzigen Türmen bewachte Adelphikirchie.

Als Gottesburg tritt uns das in rotem elsässi-
schem Sandstein errichtete Westwerk der Kirche
zu Mauersmünster entgegen. In der Fassade ist
die Dreiteilung (Sinnbild der Dneieinigkeit) konsequent
in der Horizontalen wie auch in der
Vertikalen durchgeführt: Ein Dreiklang, der sich
im Giebelfeld, in den Türmen und in den drei
Bogen der Vorhalle wiederholt.

So bemerkenswert die Kirchen in Hagenau
und in Zabern auch sein mögen, werden sie doch
an Bedeutung und Größe von jener in Weißenburg
noch übertroffen. In dieser Stadt, in der
Mönch Otfried seine Evangelienharmonie, das
erste gereimte Gedicht in deutscher Sprache
verfaßte, steht eine Kirche, die sich selbst mit
den berühmten Schwestern in Straßburg messen
kann.

Dort grüßt als älteste der Kirchen im Westen
der Altstadt die im 8. Jahrhundert gegründete
St Stephanskirche. An die Flanke der stark
restaurierten Kirche Jung - St. Peter schmiegt sich
ein stimmungsvoller romanischer Kreuzgang. Alt-
St. Peter und St. Thomas wirken durch die Wucht
ihrer Architektur. Das Münster Unserer Lieben
Frau schließlich, in dem sich nach Dehio „über-
nommenie französische Form und deutscher Ge-

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