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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-07/0010
fühlsgehalt" vereinen, wurde zu einer Schöpfung,
die wie keine zweite das Trennende und das
Verbindende der beiden heute befreundeten
Nachbarnationen aufzeigt. Was sollen wir mehr
bestaunen: die überwältigende Fassade,, das
Meisterwerk Erwins von Steinbach, den Turm,
lange Zieit der höchste der Erde, den Schmuck
der Portale, die zeitlosen Bildwerke der Ecclesia

und Synagoge, den Engelspfeiler, die vollzählig
erhaltenen Farbfenster, das technische Wunderwerk
der astronomischen Uhr, die für den
berühmtesten Prediger seiner Zeit, Geiler von
Kaysersberg, erstellte Kanzel oder die großartige
Fensterrose, Symbol der Einheit Gottes mit seiner
Schöpfung und zugleich Sinnbild der Hoffnung
auf ein vereintes Europa!

W. Küchlin, Wyhlen:

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Sagen und Legenden um ein altes Steinkreuz

Auf halbem Wege zwischen Grenzach und
Wyhlen steht südlich der Bundesstraße 34 ein
altes, sagenumwobenes Steinkreuz. Schlank und
schon reichlich verwittert ragt es aus den baumbestandenen
Wiesen auf, an deren Rand der
moderne Verkehr dahinbraust.

In seiner heutigen Form stammt es aus dem
Jahre 1771, hatte aber schon mehrere Vorläufer.
Pfarrer Hugo Lang, der sich um die Geschichte
der Gemeinde Wyhlen verdient gemacht hat,
schrieb im Pfarrführer des Jahres 1940, daß das
Kreuz ein von drei Nägeln durchbohrtes Herz
zeige und Spuren auf eine frühere Inschrift hinwiesen
. Inzwischen ist ein Korpus angebracht
worden, der das Herz nahezu verdeckt. Das aus
Buntsandstein behauene Kreuz hebt sich von den
13 weiteren Flurkreuzen der Gemeinde Wyhlen
nicht allein dadurch ab, daß es das älteste unter
ihnen ist, sondern auch deswegen, weil es von
Sagen und Legenden mehr als jene umrankt ist.

Seit Jahrzehnten wird dieses Symbol alter
Frömmigkeit mit der Ermordung von Abt Heinrich
IL (1364 bis 1373) des Klosters Himmelspforte
in unmittelbaren Zusammenhang gebracht.
Neueste Forschungsergebnisse haben diese Mutmaßung
mit einem großen Fragezeichen versehen
.

Als Abt Heinrich IL vor 600 Jahren sein Amt
antrat, fand er die Himmelspforte in großen
wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Deshalb nahm
er sich energisch der Bewirtschaftung der Güter
an und ordnete die Besitzverhältnisse des Klosters
in Nollingen. 1365 setzte er sich und den
Konvent der Exkommunikation aus, weil er sich
außerstande erklärte, den vom Gengenbacher Abt
geforderten Betrag zu einer päpstlichen Abgabe
aufbringen zu können. Es gelang ihm aber, eine
Neueinschätzung der Klostereinkünfte durchzusetzen
. Und siehe da, die Einnahmen waren bis
auf 14 Mark Silber zurückgegangen. Nach alten
Aufzeichnungen soll es Abt Heinrich IL ebenfalls
gelungen sein, daß Papst Urban V. die
Gläubigen zu Almosen für das Gotteshaus aufforderte
und zu diesem Zweck einen Ablaß verlieh
. Es gelang ihm ferner, einen schwebenden
Rechtsstreit zwischen Kloster und Gemeinde zugunsten
des Klosters beizulegen. Der rührige Abt
zeichnete sich außerdem durch die Erbauung
einer eigentlichen Klosterkirche — anstelle von

zwei Kapellen — aus. Die ältesten Teile der
jetzigen Kirche sollen noch auf ihn zurückgehen.

Nach der Überlieferung kostete der Bau der
Klosterkirche dem eifrigen Abt das Leben. Als
die Grenzacher Bauern zu Frondiensten für den
Kirchenbau herangezogen wurden, sollen sie ihn
1372 oder 1373 auf dem Wege zwischen Grenzach
und Wyhlen ermordet haben. Bisher glaubten
alle, die sich mit der Geschichte Wyhlens beschäftigten
, daß das erwähnte Kreuz an der Baslerstraße
die Stätte dieses Verbrechens bezeichnet
. Man nahm an, die Mönche des Klosters
hätten es als Sühnekreuz für die frevelhafte Tat
erstellt.

Altes Steinkreuz zwischen Grenzach und Wyhlen Aufn.: W. Küchlin

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