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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-07/0012
Das Johanniterschloß nach einem alten Stich

benen Pfarrer, wo
nicht öffentlich, doch
in geheim gestehen
— ein wahrhaft vermessener
Eingriff in
die Pläne der göttlichen
Vorsehung,
daß man eine Krankheit
mit Stumpf und

Stiel ausrotten will,
die sie einmal dem
europäischen Weltteil
weislich zugeteilt
hat, um das immer
wachsende Menschengeschlecht
zu
verringern. Wenigstens
ist zu besorgen
, daß die Sterblichen
dafür mit einer neuen Krankheit heimgesucht
werden, woran die Ärzte Jahrhunderte lang
zu studieren haben, bis sie ein Mittel dagegen
finden; wie denn die Geschichte Beispiele hiervon
liefert. . , auch ist es ganz unverantwortlich,
daß man einem vernünftigen Geschöpf, dem
Ebenbild Gottes, Giftmaterie von unvernünftigen
Tieren einimpft, da man schon leider unter den
Menschen der tierischen Anlagen genug wahrnimmt
, insonderheit Streitsucht und stiermäßige
Horn- und Stoßkraft, welche doch für unsere
Zeiten, in denen man der Geduld so sehr bedarf,
am wenigsten taugt. Außerdem werden die Kuhpocken
in der Beschwerde - Eingabe deshalb
empfohlen, weil sie keine Narben im Gesicht
zurücklassen, folglich kein hübsches Mädchen
seiner Reize durch sie beraubt wird. Aber desto
schlimmer! Unter den schönen Töchtern gibt es
gar viele, die sich auf ihre Schönheit verlassen,
die Geistesbildung verabsäumen, eitel, eigensinnig
, anmaßend werden, auch als Gattinnen
noch die ehemaligen Huldigungen der Herren
vermissen und Ansprüche machen, welche, zumal
jetzt, bei der täglich zunehmenden Pracht in
Kleidung und Hausgerät, ein rechtschaffener
Mann nicht leicht zu befriedigen im Stande ist.
Die von Blattern gezeichneten bemühten sich
weit eher den Abgang des körperlichen Reizes
durch inneren Wert und häusliche Tugenden zu
ersetzen. Darum hat denjenigen, der unter diesen
wählte, seine Wahl seltner gereut..."

Doch wenden wir uns. wieder den Lebensschicksalen
dieses seltsamen, bewundernswerten
Geistes zu. Seine Tätigkeit als Kanzler des Fürstentums
und Großpriorats der Malteser-Ritter
zu Heitersheim gab ihm häufig Gelegenheit, seine
außerordentlichen diplomaitschen Begabungen an
den Tag zu legen. Freilich auch Joseph Albert
von Ittner gelang es nicht, den kleinen souveränen
Staat im südlichen Breisgau vor den Folgen
des Reichsdeputationshauptschlusses — doch wohl
das fürchterlichste Wort, dem man in der deutschen
und europäischen Geschichte begegnet! —
zu bewahren. In den Jahren 1806 und 1807 wurde
das Malteser-Fürstentum aufgelöst. Eine von ihm
oft, vor allem um ihrer ländlichen Atmosphäre
wegen gerühmte Zeit ging für den letzten Kanz-

BZ-Archi-

ier des Ordens zu Ende. Die Regierung des jungen
Großherzogtums Baden, in dem wie viele
anderen weltlichen und kirchlichen Territorien
am Oberrhein auch Heitersheim aufging, wußte
freilich um die ungewöhnlichen staatsmännischen
Fähigkeiten Ittners. Sie übernahm ihn ohne weiteres
in den badischen Staatsdienst und betraute
ihn zunächst damit, die gefürstete Benediktinerabtei
St. Blasien . zu säkularisieren. Seine Biographen
heben hervor, er habe auch bei diesem
Auftrag die auf ihn gesetzten Erwartungen voll
zu erfüllen verstanden. Nach Abschluß der Tätigkeit
in St. Blasien wurde Joseph Albert v. Ittner
zum Curator der Universität Freiburg ernannt,
die sich damals um ihre Existenz sorgte, da vielfach
die Ansicht laut geworden war, das Land
Baden könne sich nur eine Hochschule leisten,
und da habe Heidelberg, die ältere, ja die auf
deutschem Boden (mit Ausnahme von Prag) überhaupt
die älteste Universität, den Vorrang. In
kluger und zielbewußter Betonung der Gründe,
die für die Erhaltung der auch nach Oberschwaben
hinüber ausstrahlenden, vornehmlich katholischen
Hochschule sprachen, gelang es Ittner in
Gemeinschaft mit Karl von Rotteck die Universität
auf eine neue, gesicherte Grundlage zu stellen.

Im Hinblick auf seine bisherigen diplomatischen
Erfolge übertrug die Regierung in Karlsruhe
Ittner auch Würde und Auftrag eines badischen
Gesandten in der Schweiz, wo er sich schon
bisher besonderen Ansehens erfreute. Seinen
Wohnsitz behielt er allerdings in Freiburg, begab
sich aber oft in den Bereich der Eidgenossen, wo
man den Bevollmächtigten des rechtsrheinischen
Nachbarlandes jeweils festlich begrüßte.

Ungern nur folgte 1812 Joseph Albert v. Ittner
dem für ihn ehrenvollen Wunsch der Regierung
in Karlsruhe, als Direktor des Seekreises nach
Konstanz zu gehen. Eine eindrucksvolle Anerkennung
dieses bundesstaatlichen Staatsmannes fand
ihren Ausdruck auch in seiner von Karlsruhe
1818 beschlossenen Entsendung in die zu Frankfurt
am Main einberufene Kommission zur Regelung
der Beziehungen des Deutschen Bundes mit
der katholischen Kirche. Ittner vertrat die Auffassung
, es komme weniger auf den Abschluß
eines Konkordates als vielmehr darauf an, die

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