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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-07/0013
allgemeine Anerkennung der Grundsätze zu erreichen
, die auf einem geläuterten katholischen
Kirchenrecht und auf der echten kanonischen
form aufbauten.

Nach dem Abschluß der Verhandlungen in
Frankfurt übernahm Ittner wieder seine Amtsgeschäfte
als Direktor des Seekreises. Er wurde
in Konstanz zum Mittelpunkt eines Kreises hochgemuter
Männer, zu denen u. a. auch der Bistumsverweser
von Wessenberg gehörte. Oft auch
suchte er Joseph von Laßberg auf, der damals
noch in der Schweiz lebte, ehe er das Meersburger
Schloß erwarb. Als besondere Auszeichnung
betrachtete es Ittner, daß ihn in Konstanz der
Reichsfreiherr vom Stein besuchte und mehrere
Tage bei ihm sich aufhielt, um ihn für die Mitarbeit
an den zu hoher, noch heute ungeschmälerter
Berühmtheit gelangten Monumenta Ger-
maniae historica — eine Sammlung bedeutender
alter deutscher Literaturwerke — zu gewinnen.

Noch gilt es des Botanikers von hohen Graden
zu gedenken, der Joseph Albert von Ittner
war. Karl Christian Gmelin, der Verfasser der
vierbändigen lateinisch geschriebenen „Flora
badensis", der schon ein Gewächs, um seinen
Freund Johann Peter Hebel zu feiern, „Hebelia'4
umgetauft hatte, benannte auch eine Pflanze
„Ittneria". Mit dem „Rheinländischen Hausfreund
" stand Ittner in regem, lateinisch — oft
griechisch untermischt — geschriebenem Briefwechsel
. Eine Epistel an Ittner aber verfaßte der
Klassiker der alemannischen Dichter in der geliebten
Sprache seiner Heimat. Es handelt sich
um ein, wohl im Hochsommer 1807 entstandenes
Gedicht. Hier soll es auszugsweise folgen. Hebel
erzählt, er habe geträumt, daß er am jüngsten
Tag im goldenen „Suntigsrock" unterwegs gewesen
sei mit einem Kamerad, zu dem er gesagt
habe:

„Uch sei nit der Her Ittner, wo im Duft

dort an der Milchstroß goht? Jez bückt er si,

und bschaut e Blümeli,

Druf laufi, was i laufe cha, d'Stroß uf;

der Cammerad blibt z'ruck, er chunnt nit no.

Druf sagi: ,Mit Verlaub!, I mein' emol,

der seigets. Hani nit vor langer Zit

beym Kaiserwirth e Schöpli mittich gha?

Wie hent der gschlofe? Wohl? Der Morgen isch so heiter.

Jetz bhüt ich Gott, und spar ich frisch und gsund

uf euer lange Berg- und Schwitzer - Reis ...

Nu gunnich Gott der liebi Freude viel

mit eur brave Fründen in der Schwitz,

und grüßet mer der Wiese Gschwister - Chind

d'Frau Limeth, und vergesset's Heimcho nit;

's sin herwärts Schwarzwald gar viel bravi Lüt,

und hennich lieb, und schöni Jümpferli

(me seit, sie heiße Muse) warten au

am Dreisamgstad. Es heißt, Ihr seiget jo

ihr Vogtma z'Friburg, und sie singe schön,

und rede mittich allerley; 's verstand's

ke gmeine Ma, und menge Pfarrer nit.

Die letzten Lebensjahre Ittners waren getrübt,
vor allem durch den frühen Tod seines Sohnes
Franz von Ittner, der Professor an der Universität
Freiburg war und zu den Bahnbrechern der im
ersten Viertel des 19. Jahrhunderts mächtig
vorantreibenden Chemie gehörte. Der philosophische
Kopf, als den man Ittner immer wieder
feierte, trug mit Gleichmut und Gelassenheit, was
er an Ungemach zu ertragen hatte. Am Morgen
des 9. März 1825 entschlummerte der Einund-
siebzigjährige. Sein Heimgang wurde im Badischen
, doch auch in anderen deutschen Landen
wie in der Schweiz tief bedauert. In einem der
vielen ihm gewidmeten Nachrufe wird gesagt, es
habe wohl nie jemand schöner und beglückender
Homer vorgelesen als Joseph Albert von Ittner.

Wer weiß heute noch um diese wahrhaft große
Gestalt? Diese Zeilen möchten das Gedächtnis an
den letzten Kanzler der Malteser, an diesen verehrungswürdigen
Humanisten bester Prägung ein
wenig auffrischen.

Dr. Wilhelm Zentner, München:

Z)ec Wlmtmlogz Rani (Jäfac von Lzontyavb übet: f)zbzi

Unter den zahlreichen Berichten und Urteilen
von Zeitgenossen über Johann Peter Hebel ist
die Schilderung des Heidelberger Mineralogen
Karl Cäsar von Leonhard (1779—1862) so gut wie
unbekannt geblieben. Diese findet sich allerdings
an ziemlich entlegener Stelle, nämlich in Leonhards
biographischen Aufzeichnungen „Aus meiner
Zeit in meinem Leben" (1854/56), einem zweibändigen
Werk, zu dem es sich übrigens auch aus
anderen Gründen zu greifen lohnt, denn es bildet
eine Fundgrube für jeden, der sich mit den ersten
fünfzig Jahren des 19. Jahrhunderts, ihrer politischen
, wirtschaftlichen und kulturellen Struktur
beschäftigt. Seit dem Jahre 1818 wirkte Leonhard
an der Universität Heidelberg, nicht nur ein
geschätzter Mineraloge, der mit Goethe korrespondierte
, sondern zugleich ein musischer
Geist, den Dichtung und Theater aufs lebhafteste
fesselten, der selbst einige Dramen schrieb und
in seinem gastfreundlichen Heidelberger Haus

ein Liebhabertheater unterhielt. Kein Wunder,
wenn diesen Mann auch Johann Peter Hebel
interessierte, der in der Zeit zwischen 1818 und
1826 alljährlich zur Abhaltung der Prüfungen am
Heidelberger Gymnasium an den Neckar kam.
Über diese Heidelberger Aufenthalte Hebels berichtet
Leonhard in seinen Memoiren:

„Von Zeit zu Zeit führten amtliche Geschäfte
den Prälaten nach Heidelberg. Er pflegte die
Abende in unserem Gesellschaftshaus (Museum)
zu verbringen, wo der hochbegabte, gefeierte
Sänger sich jederzeit willkommen wußte. Hier
erwarb ich mir Hebels Bekanntschaft, hatte Gelegenheit
, ihn öfter zu sehen, mich an seinem
ruhig klaren Wesen zu erfreuen, am aufgeweckten
Geist bei treuherziger, einfacher Gemütlichkeit
. Stets schloß sich ihm ein Kreis von Freunden
und Verehrern an; Leben und Heiterkeit
wußte er um sich zu verbreiten.

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