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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-07/0018
Stimme meine Schularbeiten abgebe, wozu ich
überhaupt weder Kraft noch Mut übrig habe".

Im November bat er wieder um Übertragung
einer Stelle. Oberamt und Spezialat hatten den
Vorschlag gemacht, das Filial Sitzenkirch mit
dem lateinischen Praeceptorat Kandern zu vereinigen
. Unter diesen Umständen bitte er, ihm
„als Belohnung für seine 7V2jährige beschwerliche
Amtsführung und das damit verbundene
unersetzliche Opfer von 2000 fl fürstmildest zu
übertragen". Im Herbst 1790 berichtete er aus
Lörrach, er sei dahin geflüchtet wegen der in
Kandern herrschenden Ruhr. An einem Vormittag
seien ihm seine zwei liebsten Kinder entrissen
worden. Um die übrigen zu retten, sei er
geflüchtet und bitte, ihn womöglich von der
Rückkehr zu verschonen. Im November 1790
bittet er nochmals, ihm die Schule abzunehmen;
er leide an Auszehrung. Jetzt kommt seine Versetzung
nach Bötzingen.

Man darf über allen diesen Beschwernissen
nicht vergessen, daß auch die Kirche schon lange
nicht mehr den Anforderungen genügte. In
einem Bericht des Oberamts Rötteln und Spe-
zialats Sausenberg vom 13. Februar 1792 lesen
wir, daß die Kirche sehr schlecht und auch nicht
geräumig genug sei, „umsomehr, als die Einwohner
von Sitzenkirch an den Sonntagen, wann
nicht in dem Ort selbst gepredigt wird, welches
alle 14 Tage der Fall ist, und auch zum Teil die
Filialen von Vogelbach, die näher nach Kandern
als nach Vogelbach haben, besonders wenn der

Gottesdienst in Marzell oder Kaltenbach gehalten
wird, dem Gottesdienst in Kandern beiwohnen.
Es ist derselben auch aus dem Grund durch Vergrößerung
auf keine Art zu helfen, weil die
Kirche jetzt schon aus drei Winkeln besteht". Es
darf dabei auch nicht vergessen werden, daß alle
die kleinen Gemeinden damals noch nicht wie
heute eigene Geschäfte hatten; in Kandern konnten
die Leute nach dem Gottesdienst alles einkaufen
, was sie brauchten.

Am 21. Oktober 1820 berichtete der Bezirks-
baumeister Weinbrenner in Müllheim, daß der
Augenschein zeigt, „daß das aus dem grauen
Altertum herrührende rubricirte Kirchengebäude,
welches im Jahre 1720 durch einen Anbau vergrößert
wurde, nur 600 Zuhörer faßt, während
die Zahl der Kirchgänger der Stadt Kandern,
ohne jene der Orte Malsburg und Sitzenkirch,
welche zwar nicht dahin eingepfarrt sind, aber
gewöhnlich dem Gottesdienst mit beiwohnen,
1400 beträgt und deshalb viel zu klein ist. Überdies
liegt die jetzige Kirche tiefer als das äußere
Terrain, die Fenster sind sehr klein und geben
nicht das erforderliche Licht, deshalb sie feucht
und ungesund ist, so zwar, daß den Eintretenden
nicht ein heiliger, sondern kalter und ungesunder
Schauer ergreift, welches der übrige Innenbau
nicht imstand ist zu unterdrücken, weil er sich
auf einem gleich schlechten Grad befindet. Auch
ist das Langhaus niedrig und bildet durch den
Anbau einen Winkel, welches das Sprechen des
Predigers sehr erschwert". (Fortsetzung folgt.)

2^udjbEft)cctt)ung

Der Rosgarten - Verlag, Konstanz, erfreute uns dieser
Tage durch die Vorlage eines ausgezeichneten Buches „Die
Wutachschlucht, Wasser-, Wald- und Felsenparadies" von
Fritz Hockenjos. Es gibt viele Heimat-Bilderbücher, die
wohl von der Fähigkeit zeugen, gute Bilder, die andere
gesehen und aufgenommen haben, aufzustöbern und auch
in gefälligen Ausschnitten darzubieten. Oft ist der Text
dann nur Begleitmelodie. Das hat auch seine Berechtigung
als Reiseandenken etwa oder als Mitbringsel aus unserer
Urlaubszeit, das nicht mehr beabsichtigt, als unser Auge
zu erfreuen und die Erinnerung an eigenes Erleben in
dieser Landschaft wachzuhalten.

Ganz anders hier. Fritz Hockenjos nimmt uns mit
durch Raum, Zeit, Natur und Heimat und läßt sie uns
zum Erlebnis werden. Aus jedem Bild spricht die Liebe
und Ergriffenheit dessen zu uns, der sie selbst gesehen
in vorzüglichen Ausschnitten, immer das Wesentliche treffend
. Schon das glücklich gewählte Einbandbild schlägt
das Thema des Buches an: Schlucht, Fels, Wasser, Osung,
Pflanzenwildnis: glückliche unberührte Natur. Die geologi-
. sehen Skizzen, von A. Koch klar und übersichtlich ausgeführt
, geben uns mit ihrem sauberen Strich ein deutliches
Bild der eiszeitlichen Verhältnisse in dieser Landschaft
; folgerichtig schließt die letzte Zeichnung mit ihrer
Wiedergabe der heutigen Entwicklungsstufe unsere Wanderung
durch die Wutachschlucht ab.

Bilder und Text ergänzen sich zu einer harmonischen
Einheit. Das Buch setzt ein, indem es in leichtverständlicher
Weise die Entstehung der Schlucht darstellt und
dann die heutige Erscheinungsform in Oberer Schlucht,
Mittlerer Schlucht, Gauchachschlucht, das Tal von Achdorf
und schließlich die Untere Schlucht —'die Flühe —
geographisch begrenzt und beschreibt. Es folgt die Schilderung
der Pflanzen- und Tierwelt. Allein 570 Schmetterlings
- u. 1400 Käferarten beleben die Schlucht; 900 Pflanzenarten
finden hier ihren Wurzelgrund. Selbstverständlich
ist das Wasser das Lebenselement der Schlucht. Auch

das Verhältnis Mensch und Schlucht wird bis zum Kampf
um ihre Erhaltung beschrieben.

Nachdem der Verfasser bis hierhin die notwendigen
sachlichen Kenntnisse vermittelt hat, nimmt er uns nun
auf eine jahreszeitlich gegliederte Wanderung durch die
Schlucht mit. Die einzelnen Kapitelüberschriften kennzeichnen
die Darstellungsweise: Schluchtwinter; Vorfrühling
in der Muschelkalkschlucht; sommerliche Aue; Spätjahr
in der Flühe. Was für ein hervorragender Naturbeobachter
ist unser Wanderkamerad! Und in welch ausgewogener
gepflegter Sprache versteht er es, uns für sein
Anliegen zu gewinnen. Er schließt sein Buch mit praktischen
Hinweisen für den Wutachwanderer.

Wir legen ein Buch aus den Händen, das uns reichen
Gewinn brachte, wofür wir Verfasser und Verlag in
Achtung vor diesem ebenso vorzüglich ausgestatteten und
gearbeiteten Werk herzlich danken. Aber auch den Nothelfern
sei gedankt: dem Schwarzwaldverein, der Stiftung
Naturfonds und dem Landesausschuß „Tag der Heimat"
beim Regierungspräsidium Südbaden, die eine Herausgabe
ermöglichten.

Fritz Hockenjos: „Die Wutachschlucht", Verlag Rosgarten
, Konstanz, 1964. 64 Seiten, über 40 ganzseitige Aufnahmen
, Federzeichnungen. Preis 10,50 DM.

»Die Markgrafschaft«

Monatszeitschrift des Hebelbundes

Einzelheft.......DM -.70

Halbjahresabonnement = 6 Hefte DM 4.20
Jahresabonnement für 12 Hefte . DM 8.40

Nach auswärts oder ins Ausland Porto zusätzlich.
Bestellungen nimmt entgegen:

Obl. K. Schäfer, 7844 Neuenburg

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