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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-08/0005
(bzw. 4.50) Fr. pro Heft". Text und Noten sind
in Kupfer gestochen. Vor wenigen Jahren konnte
der Verfasser dieses Aufsatzes noch einen Band
mit 24 Vertonungen alemannischer Gedichte auffinden
und für das Lörracher Heimatmuseum
Lörrach erwerben.

Martin Vogt war eine interessante Musikernatur
. Seine heitere und witzige Selbstbiographie
wurde von Prof. Dr. K. Neef herausgegeben im
Basler Jahrbuch 1884, Basel. Sie ist heute noch
mit Genuß zu lesen. Sie veranschaulicht uns
das buntbewegte Künstlerleben dieses Musikers.
Außerdem gewährt sie uns lehrreiche und kulturhistorisch
wertvolle Einblicke in das Musikleben
(vor allem der Klöster) um die Wende vom 18.
zum 19. Jahrhundert. Da Vogt die meisten aller
heute noch gesungenen Hebel - Lieder schrieb
— sieben davon werden heute noch gesungen —
so mögen einige Worte seiner Selbstbiographie,
soweit sie die Entstehung der Lieder betreffen,
das Lebensbild des Komponisten veranschaulichen
. Sie versetzen uns unmittelbar in den
Geist dieser Zeit.

Martin Vogt wurde am 3. April 1871 zum
Kulimain (Landgericht Stadt Kemmnath in der
oberen Pfalz, Bayern) geboren. Einen Teil seiner
Wander jähre hat er in Österreich zugebracht.
1806 zog er durch die Schweiz als fahrender
Student (St. Gallen, Baden, Basel). Im Herbst 1806
treffen wir ihn zum ersten Mal in unserer
Gegend.

„ ... Nicht weit von Basel entfernt, sah ich
auf einem hohen Berge ein Gebäude, das einem
Kloster glich: ich gieng dahin und dieß war eine
Propstey des berühmten Stiftes Sant - Blasien,
nemlich Bürglen. Der damalige Propst, Pater
Martin, nahm mich gastfreundlich auf... Ich
nahm nun meinen Weg Sant Trudpert zu und
langte am andern Morgen gegen Mittag daselbst
an. Im Klosterhof angelangt, traf ich einen
Religiösen, den ich als Student um ein Viaticum
ansprach; er langte in Sack und gab mir ein
24 Kreuzerstück. Da es eben Mittag war, erinnerte
mich mein Magen an sein gewöhnliches
Bedürfnis ... Ich verlebte da mehrere glückliche
Wochen, bis endlich zwei Kommissäre aus Karlsruhe
zur Aufhebung des Klosters ankamen, und
da beide Kommissäre vorzügliche Musikliebhaber
waren, so führten wir fort, alle Abende zu musizieren
. Der Herr Prälat (des Klosters) kam weder
Mittags noch Abends zu Tisch; er war leiden-
schaflicher Liebhaber der Jagd, und wurde auf
einer Jagd aus Unvorsichtigkeit von einem Jager
in den Hintern geschossen; deswegen konnte er
nicht sitzen, und wie man mir erzählte, war dort
die Jagd so ergiebig, daß man Rehe, Hirschen
und Wildschweine von den Klosterfenstern aus
schießen konnte. Während der Anwesenheit der
Kommissäre kam Herr Pofessor Hebel, Verfasser
der Allemannischen Gedichte, auf Besuch: ich
setzte die meisten dieser Lieder für Gesang mit
Ciavier oder Guitarrenbegleitung, die nachher in
Karlsruhe 2 gedruckt wurden".

Vogt genoß ein großes Ansehen und war zu
seiner Zeit als Komponist3, Organist und vor
allem als Musiklehrer eine einflußreiche Künst-

©t. CEycittf

Jetz stoht die Chilche do scho tausig Johr!

In Wetter, Chrieg, Erdbebe, Brand un Gfohr,

Im Staub vergrabe n un im Laub versteckt,

Un wo me luegt, was s Efeu wol verdeckt,

Do stoht e Meischterbau wie selte n eine,

As Zeiche n isch s is gee, so sott me meine;

Denn wie von tausig Johre gilt noh jetz:

E Chunschtwerch wird us Glaube, Herz un Gsetz!

Wie fescht s doch baue n isch! Mit Chalch un Sand

Isch Stei in Stei verpaßt un alls vo Hand

Un noo n em Augemäß im rechte Lot;

Me sieht, wie alles im e Gsetz inn stoht.

So hän si gschafft mit Schlegel un mit Kelle

Un gmesse so mit Dume, Spanne, Elle;

Die schöne, edle Maß sin alt, uralt,

Me het si abgluegt in der Menschegschtalt.

Die hän noh gwißt vo sellem gheime Sinn,
Wo d Alte gspürt hän in de Zahle dinn:
Zäh Joch sin zöge, wo der Bau druf stoht,
As stiehnd er derweg uf de zäh Gebot!
ölf Jünger sin im Heiland treu noh blibe,
ölf Fueß cha'sch messe, öbbe het s au sibe:
S isch alles, Mensch! Dy Heil, dy Armedei!
Gott selber sieht me in der heilige Drei!

Doch s Gsetz in Mäß un Zahl isch s nit ellei,
Wo so n e Bau macht zue me Edelstei,
Do mueß au s Herz e stille Helfer sii!
Drum hän si d Chilche schön im Sunneschii
An Rebbuck baue, — hinte dunkli Tanne
Un drüber tüen si d Berg wie Böge spanne;
Zuem Rhii zue het si freie, offne Stand,
Isch d Mittli wie n e Herz im Heimetland.

E jede Meischter chennt die dritti Chraft,

Das isch der Glaube, wo am Werch mitschafft!

Gang numme n iine jetz un lueg, wie schön

Die chlare, sufre Wänd hochufe göhn

Un heimelig im Wyte wie im Nooche

Dich ufewiise hoch zuem Heilig - Hoche;

Do wird me still un ganz vo selber frumm,

Me faltet syni Händ un betet stumm.

Hubert Baum

3


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