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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-08/0009
Paul Stintzi, Mülhausen (Elsaß):

in.

Neudorf und Rosenau

In dem von Kembs im Norden, von Hüningen
im Süden, vom Rhein im Osten begrenzten, angeschwemmten
Gelände, das bis zur Rheinstraße
reicht, liegen zwei Ortschaften: Neudorf und
Rosenau.

Das Gemüsedorf

Neudorf, die Heimat der in Freiburg lebenden
Dichterin Lina Ritter, ist im Elsaß und in der
badiisch - schweizerischen Grenzecke als Gemüsedorf
bekannt. Auch die Entstehung dieser Ortschaft
, die keine -Sehenswürdigkeiten bietet,
hängt eng zusammen mit der Umsiedlung der
Bewohner des Dorfes Hüningen während des
Baues der Vaubanfeste.

Um die Auswanderer etwas zu entschädigen,
schenkte ihnen die königliche Regierung die Au,
eine alte Rheininsel, wo sie ihr neues Dorf
(village neuf) errichten konnten. Sie erhielten
Steuererleichterungen, durften in der nahen Hart
das Brennholz fällen und waren für einige Zeit
von jeder Einquartierung befreit. Die neue Ortschaft
, die 1687 bezogen wurde, nannte man
Bourg Neuf d'Aoust (ile d' Aoust hieß die „Au"-
Insel). Vauban soll nach einer alten Überlieferung
die Pläne der Straßen angelegt haben und zwar
nach strategischen Gesichtspunkten.

Die Siedler fanden hier bereits einige Fischerhütten
und eine St. Nikolauskapelle vor. Diese
wurde nun zu einem Kirchlein, das die Eingewanderten
nicht mehr nach der hl. Agatha, der
Patronin ihres abgebrochenen Dorfes, sondern
dem Patron der Schiffsleute, St. Nikolaus, weihten
. 1771 wurde eine zweite und 1902 eine dritte,
die jetzige Dorfkirche, errichtet. Der Neubau
war durch die Zunahme der Bevölkerung nötig
geworden.

¥

In zäher Arbeit haben die Neudörfler aus dem
sumpfigen, oft überschwemmten Gelände in über
zwei Jahrhunderten fruchtbares Gemüseland gemacht
. Das Gemüse fand Abnehmer im nahen
Hüningen, die dortige Offiziersküche drang auf
einen verbesserten Speisezettel, auf das Anpflanzen
feiner Salatsorten, Spargeln, Lauch, Zwiebeln
und Kartoffeln. So entstand ein richtiges
Gartendorf, das vor 150 Jahren bereits über 1200
Einwohner zählte. Später kamen noch Rhabarber
, Tomaten, Artischoken zu den bereits erwähnten
Gemüsearten.

Die Neudörfler Gemüsebauern setzten ihre
Ware im In- und Ausland ab, vor allem auf dem
Basler Markt, und ihre vierrädrigen gedeckten
Wagen belebten die Landstraßen schon früh am
Morgen und kehrten oft erst am späten Nachmittag
heim. Bis zum heutigen Tag hat Neudorf
seinen Ruf als Gemüsedorf bewahrt, und nicht
gering ist die Zahl jener, die in der Spargelzeit

die Ortschaft aufsuchen und sich dort Spargeln
mit Schinken und dem nötigen Riesling munden
lassen...

Das Rheindorf

Auch Rosenau könnte man Gemüsedorf nennen
, denn auch hier gedeihen Zwiebeln, Lauch,
Spargeln, hat man sich auf den Gemüsebau verlegt
. Aber weil der Rhein mit seinen „Kaprizen",
seinem steten Wechsel von rechts nach links, zur
Bildung des Dorfes beigetragen hat, möchten wir
Rosenau eher das Rheindorf nennen. Auch hier
ist ja nichts Sehenswertes, denn auch diese Ortschaft
ist eine der jüngsten im Elsaß, hat keine
große Geschichte, ist erst im 17. Jahrhundert
entstanden und auch die Rosenauer haben kaum
eine Tradition. Daran ist die Zusammensetzung
der von überall eingewanderten ursprünglichen
Bevölkerung schuld.

Fritz Schülin hat in dem umfassenden, zusammen
mit Hermann Schäfer verfaßten Werk
„Istein und der Isteiner Klotz" (Freiburg, Verlag
Rombach 1961) auch die Isteiner Tochtersiedlung
Rosenau historisch und wirtschaftlich behandelt.

Die Aue oder Rosenau nannte man die südlichste
der Rheininseln beim Isteiner Klotz; im
17. Jahrhundert änderte der Rhein einmal mehr
seinen Lauf und floß näher am Kalkfelsen von
Istein vorbei. So wurde die Rosenau linksrheinisch
verlegt. Lange war die Au, angeschwemmter
Boden, der sich bis zur Rheinterrasse St. Ludwig
- Bartenheim - Neuweg ausdehnt, unbebaut
und unbewohnt, oft vom ungestümen Rhein
überschwemmt. Erst 1691 ließ sich im Auftrag
des hier begüterten Stiftes Ottmarsheim ein
Sundgauer Müller, Kaspar Ortscheidt, nieder und
baute hier eine Mühle. Sie steht heute noch am
Mühlenbach, allerdings modernisiert und bekannt
unter dem Namen „Knöpfle - Mühle". Erst 1728
ließen sich noch andere Siedler hier nieder, bewohnten
kleine, niedere Häuser, kamen aus
Istein, Huttingen, aus dem Sundgau.

Bis 1791 gehörte Rosenau zu Istein; nun wurde
Rosenau eigene Gemeinde. Auch von der Isteiner
Pfarrei löste sie sich und wurde Filiale von
Neudorf. 1871 erhielt Rosenau eine Kirche, eine
Fridolinskirche. Diese Wahl erfolgte in Erinnerung
an den Isteiner Nebenpatron St. Fridolin
und an das Ehepaar Genovefa Rogg und Fridolin
Haas aus Sierenz, das bei Kirchenbauten sich
sehr freigebig zeigte.

Der größte Teil des Rosenauer Bodens stammt
von Istein, Efringen, Kirchen, nur 4 ha gehen
auf Blotzheimer Besitz zurück. Beim Kanalbau
(1932) hat Rosenau wertvolles Ackerland zwischen
dem Kanal und dem Rhein eingebüßt.
Rosenau hat sich während der Zeit zwischen den

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