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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-08/0010
beiden Weltkriegen äußerlich entwickelt, ist ein
sauberes Dorf geworden, das durch seinen Gemüsebau
weit bekannt wurde.

Leider bietet seit dem Bau des Kanals die
Isteiner Schwelle nicht mehr das romantische
Bild des ungef esselten Stroms, wie auch die grüne
Uferherrlichkeit des Rheins eingebüßt hat und
von Rosenau durch kahle Sandhaufen und den
Kanal getrennt ist. Der Rhein brachte früher den
Rosenauern manchen Verdienst: nicht nur waren
Hauptwasser und Seitenwasser reich an Fischen,
aber auch als Flößer und Schiffer fanden die
Rosenauer Beschäftigung. Die Rheinkiesel, die
Rheinwacken, führten sie rheinabwärts und an
den Dämmen gab es auch immer wieder Arbeit.

Alierdings hat der Rhein auch manches Unheil
angerichtet, vor allem 1852, dem schwersten

Katastrophen]ahr. Der Rhein hat auch im letzten
Jahrhundert die Jourdain-Mühle für immer
zerstört. Und auch die Isteiner Schwelle brachte
manche Gefahr. So gerieten elf Rosenauer im
Jahre 1841 in Not, konnten aber von einem
Isteiner gerettet werden. Sie ließen zum Dank
die Statue des hl. Nepomuk, des Brückenheiligen,
am Isteiner Klotz neu fassen.

Mit der bis vor dem ersten Weltkrieg bestandenen
Fähre oder mit einem Weidling fuhren die
Rosenauer hinüber nach Istein und die Isteiner
in ihre alte Siedlung. Und es ist nicht mehr als
billig und recht, daß heute Rosenau und Istein,
gerade so wie St. Louis und Weil, sich freundbenachbart
verbrüdert haben, Freud und Leid
teilen und Brücken schlagen von Mensch zu
Mensch. Möge der Herrgott dieses Werk segnen!

Albert Eisele:

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Wer sich wundert, daß trotz dieser Mängel
der Kirchenneubau nicht voranging, muß daran
erinnert werden, daß im Laufe dieses 18. Jahrhunderts
an vielen Orten die Baupflicht auf den
Staat übergegangen war. So nur ist zu verstehen,
daß nicht überall gleichzeitig geholfen werden
konnte, zumal die früheren Herren die Dinge
laufen ließen, als sie merkten, daß sie diese Einnahmen
abgeben mußten. Ein Beispiel: die Gemeinde
Hertingen berichtete 1726, daß bisher die -
Herren von Rotberg die Kirche und den Turm
aus den Kirchengefällen in Bau erhalten haben.
Diese Gefälle gehen nun an die Geistl. Verwaltung
Rötteln. 1783 erklärt der Spezial Welper,
daß er seit 13 Jahren in den Visitationsberichten
auf die Notwendigkeit des Kirchenbaues hingewiesen
habe. Der Turm wackelt und ist mit Seilen
gebunden. Das Oberamt erklärte, daß 1776
erst das Vogelbacher Pfarrhaus habe gebaut werden
müssen, damit die Untertanen nicht zu sehr
mit Fronden beschwert werden müssen. 1784
stellen Oberamt, Spezialat und Geistl. Verwaltung
fest, „daß die Kapelle von Kaltenbach nebst
der Kirche zu Hertingen diejenigen seien, welche
unter den verfallenen Kirchen hiesigen Oberamts
am ersten zu bauen angefangen werden müssen".

Die Gemeinde ihrerseits tat, was sie konnte.
1772 ließ sie zu Lörrach bei Glockengießer Roost
eine Glocke gießen, die 1765 Pfund wog; 24 Bürger
waren nötig, um die Gerüste zu erstellen und
die Glocke hochzuziehen. Mehrer berichtet, daß
auf dem Gestell der' Kirchenuhr zu lesen sei:
„S. Schneider in Kandern hat dieses Werk verfertigt
anno 1788".

Nicht nur die Besoldung der lateinischen Schulstelle
machte Sorgen. Zu den Einkünften des
Lehrers gehörte von alters her neben dem Einkommen
aus dem Sigristendienst die Einnahme
aus der Gerichtsschreiberei. Aus der Zeit des

Praeceptors Feigler haben wir dafür einen schönen
Beleg. Durch „Suppliquen, Berichte, Weinkaufzettel
usw." erhielt er nach seinen eigenen
Angaben jährlich 40, 50 und noch mehr Gulden
Nebenverdienst. Seit 1781 versuchte der Handelsmann
Bub, der früher herrschaftlicher Schreiber
war, diese Arbeit an sich zu ziehen. Feigler erklärte
, er habe nur noch 6 Gulden Einnahmen.
Das führte natürlich zu Streitigkeiten, besonders
als Bub bei einer Versteigerung „Eingriffe in
meine Gerichtsschreiberei zu tun sich unterstand
". Bub verklagte ihn wegen Beleidigung,*
weil er ihm neben anderm vor versammelter
Gemeinde seine Gant vorgeworfen habe. Feigler
wußte, daß er zu weit gegangen war; er hoffte
aber, daß er dennoch Vorteile haben werde, weil
durch die Klage die Eingriffe Bubs klargestellt
und abgestellt würden, denn vom Schuldienst
allein könne er nicht leben. Feigler erhielt einen
Verweis; dem Bub aber wurde untersagt, bei
öffentlichen Handlungen mitzuwirken, wozu ein
verpflichteter Gerichtsschreiber gehöre.

Bei der Kirchen- und Schul Visitation 1791 beschwerten
sich die Kanderner, daß der deutsche
- Präzeptor Feigler bei 130 Kindern nur einen
Schullehrling halte. Die Schule gehöre zu den
geringsten in der Diözese. Dieser Schullehrling
Dietrich stamme von Kandern und stehe bei der
Schuljugend in keinem Ansehen. Dabei wird auf
den Provisor Ackermann in Hertingen verwiesen,
der sehr tüchtig sei (50 Kinder). In Schopfheim
ist Zilli Vater und Sohn mit 190 Kindern!

Es ist klar, daß bei solchen Verhältnissen nur
Religion, Rechnen, Lesen und Schreiben getrieben
werden konnten. Bei der Kirchenvisitation
1800 wurde von Spezial Sievert der Vorschlag
gemacht, ob man nicht für nützlich hielte, „wann
denen Schulkindern der ersten Klasse etwa
wöchentlich einmal Unterricht in der Geographie
erteilt würde? Der Präzeptor Feigler, der die
nötigen Kenntnisse hat, erbot sich gleich frei-

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