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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-08/0017
Zum Ortsnamen Weiler

Eine sehr ausführliehe und mit viel Karten
und Literaturnachweisen versehene Abhandlung
gibt uns F. Langenbeck über die Weiler - Frage.
Kürzer faßt sich Friedrich Disch, der besonders
dem Ortsnamen Wyhlen nachgeht. Er schreibt:
„Für den Heimatfreund bedeutet schon der Ortsname
Wyhlen eine Aufforderung, der Entstehung
der Siedlung und ihrem Namen nachzuspüren.
Klingt doch in diesem Dorfnamen das alte
römische „villa" mit. All die mannigfachen
Relikte früher Besiedelung hier im rechtsrheinischen
Vorland der „Colonia Augusta Raurica"
und dem späteren „Castrum Rauracense" vermögen
die Lust und Freude an heimatlichem Forschen
nur zu verstärken". Langenbeck beschäftigt
sich hauptsächlich mit linksrheinischen Weilerorten
(Elsaß, Lothringen, Eifel), während Disch
fast nur Wyhlen erwähnt, während wir uns um
die Ortschaften Baden-, Ober- und Niederweiler
zu kümmern haben. Auch Weil soll erwähnt
werden, während Wintersweiler, Littenweiler
u. a. sich von einem Vornamen ableiten. Muß
aber Weiler (Wilare, Weil) immer vom lateinischen
Wort villa abgeleitet werden? Wir kennen
Weiler-Orte in Gegenden, die niemals von Römern
betreten worden sind, deshalb können wir
annehmen, daß Villa, Wilere, Weil und Wyhlen
ein Wort indogermanischen Ursprungs sind. Villa
bedeutet Landhaus mit Zubehör, also mit Wohnungen
für die Dienerschaft, mit Stallungen und
Scheunen. Aus mehreren Villen wird dann oft
ein kleines Dorf, ein Weiler.

Unser Badenweiler heißt (nach Kunstdenkmälern
Badens) 1120 und wahrscheinlich lange
vorher schon Baden, erst ab 1351 lesen wir
Badenwiller. Oberweiler 728, Niederweiler etwas
später, Schweighof von 1600, Müllheim 758.

Daß aber die vier Ortschaften älter sind, wurde
oben schon angedeutet (Steinzeit, Bronzezeit,
Keltenzeit. Kelten und Römer!). Die ersten
Germanen, Kimbern, Teutonen und Ambronen
durchzogen Mitteleuropa von 400—101 vor Chr.
Dann überschritt Ariovist mit seinen Sueben den
Rhein im nördlichen Baden und wurde im Jahre
58 von Julius Caesar bei Mülhausen geschlagen.
Doch erst unter dem Kaiser Claudius (51—54
nach Chr.) konnten die Römer auf dem rechten
Rheinufer festen Fuß fassen; im Jahre 75 unter
Kaiser Vespasian wurden die römischen Bäder in
Badenweiler erstellt und Kaiser Trajan (gest.
127) ließ den Grenz wall erstellen. Wenn Römer
hier weilten, werden sie auch Wein gebaut haben.
Der Innerberg über Oberweiler heißt jetzt Römerberg
. Die Bauern, Badediener und Töpfer unseres
Tales werden wohl fast ausschließlich Kelten
gewesen sein.

Im Jahre 213 durchbrachen Alemannen und
Chatten zum ersten Mal den Grenzwall, die
Franken siegten zwar (Blutbad bei Cannstatt 746),
aber der Breisgau wurde durch die neuen Verhältnisse
nur wenig berührt. Eine Kirche (Basilika
) im Jahr 775 zeugt zwar von fränkischem
Einfluß, doch die Alemannen behielten während
der langen Schwächung des Merovingerreiches

fast ihre volle politische Selbständigkeit. Die
Besitzverhältnisse allerdings wurden sicher zu
Gunsten fränkischer Adliger entscheidend umgestaltet
. Doch auch später blieb der Breisgau im
wesentlichen alemannisch bestimmt (z. T. nach
Heinz Eggers).

Alemannische Gräber fand ich in Müllheim,
bei Dattingen, Vögisheim und Niederweiler. Besonders
schöne Grablegungen mit wertvollen Beigaben
entdeckte A. Gutzweiler bei Grißheim.
Reihengräberbestattung kam im 5. Jahrhundert
und endete im 18. Jahrhundert. Damals waren
die Klöster Lorsch und St. Gallen in unserem
Gebiet sehr begütert; keltische Ortsnamen sind
selten, keltische Flußnamen sind der Rhein, die
Kander, der Neumagen u. a. Die Ortsnamen auf
-ingen sind bestimmt alemannisch, die Namen
auf -heim wurden früher als fränkische Siedlungen
gedeutet.

Die Geschichte der Siedlung in der Rheinebene
und im Schwarzwaldvorland hat Heinz Eggers
sehr schön und klar beschrieben.

Schrifttum:

Wever, Dr. G.: Chronik von Badenweiler, 1868.

Sievert, A. J.: Geschichte der Stadt Müllheim, 1886. Kriegszeiten
, Plünderungen und die Einwohnerlisten sind uns
besonders wichtig.

Scheffelt, Dr. E.: Badenweiler in Vergangenheit und Gegenwart
, 1933; vergriffen.

— Aus der Geschichte des Dorfes Lipburg, 1954. Gewissermaßen
eine Geschichte des Kirchspiels Badenweiler;

* und Bergbau.

— Der Neuenfels, Geschichte einer alten Burg, 1954.

— Geschichte von Britzingen, 1957. Wichtig sind die Ortsund
Familiennamen.

— Aus der Geschichte des Eisenwerks Oberweiler; Der
Anschnitt, Bochum, 1963.

— Eisenwerk und Sirnitz, 1962, Markgräfler Nachrichten,
Müllheim. Die Waldnutzung im Sirnitzgebiet und am
Nonnenmattweiher, 1963.

— Das Sirnitzgebiet und das Eisenwerk unter den Kaiserlichen
, 1963.

Kraus, F. J.: Kunstdenkmäler Badens, 1901.

Fischer, Dr. F.: Aus der Geschichte des Dorfes Liel, 1952.
Interessante Angaben über die Herren von Baden und
deren Besitzungen im Weilertal.

Helm, Jon.: Badenweiler; Begegnungen zweier Zeitalter..
Mit Beschreibung der weiteren Umgebung Badenweilers
, der Ausflugsziele usw. (ohne Jahrgang).

Schäfer, K.: Neuenburg, Geschichte einer preisgegebenen
Stadt. Enthält alles, was über Neuenburg und Umgebung
zu sagen ist. 1963.

Metz und Rein: Erläuterungen zur geologisch-petrographi-
schen Übersichtskarte. 1958.

Kreuzburg, N., Eggers, H., Noack, W., Pfannenstiel, M.:
Freiburg und der Breisgau. 1945. Die vier Aufsätze sind
auch für unser Thema von großer Bedeutung.

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