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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-09/0004
Dr. K. F. Rieber, Lörrach:

Ulm*gcäflec TMMbel

Alemannische Gedichte von Paul Sättele

Zum 80. Geburtstag des in Bad Dürrheim
geborenen und heute in Überlingen am Bodensee
lebenden Dichters Paul Sättele hat die
Gemeindeverwaltung Istein die (1925 erstmals
veröffentlichte) alemannische Gedichtsammlung
„Markgräfler Trüübel" ihres Ehrenbürgers, mit
heimeligen Zeichnungen von Julius Kibiger,
Auggen, schön geziert, neu herausgegeben. Im
Vorwort sagt Paul Sättele, wie sein alemannischer
Gedichtband entstand, erklärt seine Liebe
zum Markgräflerland, das er von Kind an ins
Herz geschlossen hat, und legt ein aufrichtiges
Bekenntnis zu seiner Wahlheimat, der vielgerühmten
Landschaft am Rhein zwischen
Schwarzwald und Vogesen ab: „Die von Fruchtbarkeit
trächtige, im Gold der Ährenfelder
glühende Rheinebene, die wogende Fülle der
Rebhügel, der dunkle Samt des Schwarzwaldes,
sie geben diesem Kernland der Alemannen einen
frohen, beschwingten, in den Ernst und die edle
Melancholie der Tannenwälder einmündenden
Rhythmus, einen Rhythmus, der sich auch im
Wesen seiner Bewohner wiederfindet". Dieser
Odem durchweht auch die schlichten, innigen
Strophen und Verse Paul Sätteles, und dieser
Rhythmus lebt auch in den Liedern vom
„Blüehje" und „Trüehje", von den „Trüübel"
und vom „Wii". Er kennt und nennt die kleinen
bescheidenen Schönheiten der stillen Winkel des
Dörfleins am Klotzen, er läßt die ersten Schnee-
glöckli „ganz Iiis im verschossene Wald lüte, die
wissi Wülchli dur d Bläui hi in Friede goh, am
Altrhii s Wasser spiegle" und führt uns „ganz
still un heimli deniide am Bächli hi". Da liest
ein Fink uns „s Evangeli", und „d Lerche stigt
uf d Chanzle" und „d Maisli, die sin d Mini-
schtrande im farbige Röckli" wie im „Sunntig-
Chinderland" Johann Peter Hebels.

In hellen, hohen und feinen Tönen singt es
und klingt es in seinen Gedichten vom frühen

Morgen, wenn der „Blüeterege ganz heimlig wie
ne Tanz vo wisse n Engeli" durch die Dämmerung
. schwingt und „e Wischpere in de Bäume
goht", und „d Imme summe" („und d Drohne
striiche Baß" — bis „z Obe d Betzytglocke vom
Türnli liebli schallt"). „Füürblueme stöhn im
Ährifeld, sie stöhn im gäle rife Chorn". Der
Dengler sinniert am Dengelstock, der Mähder
„maiht im Dämmerschatte". Und in das Sensendengeln
mischt sich der Ton von „Wagleliedre"
in Silbertönen und „durane singts drnebe" durch
Frühjahr und Sommer, durch Herbst und Winter
das Lied vom Leben, Gott ergeben und „Gott
ergege" bis zum Tod. Doch die Heimat am Isteiner
Klotz erlebt der Dichter auch in den schweren
Zeiten des Krieges, der Not und der Zerstörung
; aber er nimmt alles gelassen und getrost
aus Gottes Hand:

„s chunnt alles gliich vo Gott,

s isch uf em Staub der Bluescht."

So rundet sich der Jahres- und der Lebenskreis
und selbst in der „Silvesternacht" hört er die
Stimmen „wo liisli bruusche in de stille Stunde",
auch sie ist für ihn noch erfüllt vom „Duft vo
Blüete" und von „Chindlislächle", weil er weiß
„wo s ane goht".

Es ist bewundernswert, wieviel Paul Sättele
noch von der Sprache und von der heilen Welt
Hebels, den selbst Goethe den „Unschätzbaren"
genannt hat, sich und uns bewahrt hat, obwohl
seine Wiege nicht im Hebelland stand. Und
wenn sich drum versehentlich auch einmal ein
fremder Laut einmischt, so frag ich mit dem
Dichter: „Ihr alli, ihr!: Wer wirft der ersti Stei?"

Das von Rombach & Co., Freiburg, (bis auf
wenige Druckfehler) sorgfältig ausgestattete
Bändchen birgt für jeden Heimatfreund köstliche
reife „Markgräfler Trübel".

Otto Ernst Sutter, Gengenbach:

i.

Den im Ganzen noch unberührten oberrheinischen
Landschaften darf man unbestritten das
Freiamt und Ottoschwanden im Osten des Hoch-
berger Ländchens um Emmendingen zurechnen.
Wer, von der Bundesstraße 3 abbiegend, über
Sexau kommt, gerät rasch in den Bann des zunächst
gemach ansteigenden Tales. Vom hohen
Hügelkamm schaut die mächtige Ruine der
Hochburg herab. Wenig später blinzelt aus einer
grünen, waldgesäumten Au ein Kapellchen herüber
. Ehedem gehörte es zur Zisterzienser-Abtei
Tennenbach, die im Zuge der Säkularisation vor
rund 160 Jahren zu bestehen aufgehört hat und

dann dem unbarmherzigen Zahn der Zeit verfallen
ist.

Vor 800 Jahren, etwa um 1164, wurde das
Kloster Tennenbach ins Leben gerufen und erlangte
rasch erhebliche Geltung. Man rechnet es
den Zisterziensern, die ihre Gründung mit Eifer
und Hingabe rasch voranbrachten, zum hohen
Verdienst an, daß sie Wissenschaften und Künste
förderten, aber vor allem auch tatkräftig der
Urbarmachung des Landes sich widmeten. Die
erste, 1221 vollendete Klosterkirche mag den
Übergang vom späteren romanischen zum frühen
gotischen Baustil widergespiegelt haben. Ehe
im 19. Jahrhundert die Gebäude der säkulari-

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