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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-09/0008
späteren Eintragungen. Unter diesen befindet
sich auch der Name des Erzbischofs Pilgrim von
Salzburg (907 bis 923), dann Verbrüderte aus
Mülhausen (Elsaß) und aus einer unbekannten
Ortschaft, an die sich dann unsere beiden Kro-
zinger anschließen. Es folgen deutlich zu erkennende
Frauennamen, die ebenfalls späteren Eintragungen
angehören. Der kurze Abstand der
beiden hinter dem Erzbischof von Salzburg läßt
an eine Anwesenheit in St. Gallen um die Zeit
bald nach 900 denken, eine größere Spanne
müßte allerdings schon zugegeben werden.

In diese Zeit oder schon etwas früher fällt
auch die Ausmalung der Glöcklehof - Kapelle.
Hermann Gombert setzt die Ausmalung der Kapelle
in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts,
so daß der Besuch in St. Gallen mit der Fertigstellung
der Kapelle begründet und dieser Zusammenhang
zeitlich durchaus glaubwürdig
wäre. Das Kloster St. Gallen lebte bis zur Mitte
des 10. Jahrhunderts immer noch in seiner Blütezeit
, die dann allerdings allmählich verblaßte.
Aloys Schulte, der sich ebenfalls mit den Verbrüderungsbüchern
von St. Gallen und der Reichenau
beschäftigte, ist allerdings der Meinung,
daß diejenigen Blätter, auf denen Verbrüderte
aus dem Breisgau aufgeschrieben sind, nicht in
St. Gallen beschrieben wurden. Er vermutet dies
besonders deswegen, weil in keiner der angegebenen
Ortschaften St. Gallen Besitzungen aufzuweisen
habe. Es sind dies Orte um Ettenheim,
und zwar die Kaiserstuhlorte Rotweil, Endingen,
Bergen, Burkheim (ev. Burgheim b. Lahr), weiter
Dinglingen, Friesenheim, Gengenbach, Kippenheim
und schließlich Krozingen. Er nimmt
deswegen an, das Kloster habe, um diesen Verbrüderten
die weite Reise zu ersparen, sie nach
Ettenheim kommen lassen, um dort die Einschreibung
vorzunehmen. In diesem Falle würde
es sich nicht um eigentliche Pilger handeln, sondern
um Privatleute, die weiter nichts mit dem
Kloster zu tun hatten, aber als Verbrüderte aufgenommen
werden wollten; urkundliche Beweise
fehlen aber.

Aus all den vielen Vermutungen können wir
als einigermaßen wahrscheinlich festhalten: Bei
den beiden Krozingern handelt es sich um zwei
begüterte, freie Bauern, angesehene Männer, die
eine Pilgerfahrt nach St. Gallen zu den Reliquien
des hl. Gallus machten und vielleicht auf Grund
einer Stiftung oder Vergabung ins Verbrüderungsbuch
eingeschrieben wurden. In die Wahrscheinlichkeit
mag einbezogen werden, daß die
Glöcklehof-Kapelle, unter Umständen ihr Eigentum
, ein Anliegen der Wallfahrt gewesen war.
Viel mehr läßt sich nicht behaupten, ohne ins
Phantasieren abzugleiten. Eine eingehende Untersuchung
der Original-Urkunde bzw. der betr.
Stelle im Verbrüderungsbuch könnte vielleicht
noch einiges deutlicher werden lassen.

Benützte Literatur:

Ebner, Adalbert, Die klösterlichen Gebets-Verbrüderungen
bis zum Ausgange des karolingischen Zeitalters.
Regensburg. 1890. 158 S.

Arbenz, Emil, Das St. Gallische Verbrüderungsbuch und
das St. Gallische Buch der Gelübde. In: Mitteilungen
zur vaterländischen Geschichte. NF 9. Heft = 19. Heft.
St. Gallen 1884. Seite 1—193.

Schulte, Aloys, Zu den Verbrüderungsbüchern von St.
Gallen und Reichenau. In: Mitteilungen des Instituts
für österreichische Geschichtsforschung. 11. Bd. Innsbruck
. 1890. Seite 123—127.

Gombert, Hermann, Frühmittelalterliche Wandmalereien
in Bad Krozingen. In: Badische Heimat. 30. Jahrgang.
1950. Seite 106—115.

Bad Krozingen. Vergangenheit und Gegenwart. Freiburg
1959. 114 S.

Beyerle, Konrad, Das Reichenauer Verbrüderungsbuch
als Quelle der Klostergeschichte. In: Beyerle, Konrad,
Die Kultur der Abtei Reichenau. 2 Bde. München 1925.

Beyerle, Franz, Die Fratres de Friburch im St. Galler
Verbrüderungsbuch. In: Schau-ins-Land 72. Jahrlauf.
1954. Seite 11—16.

Albert, P. Peter, Die Fratres de Friburch. In: Freiburger
Diözesan-Archiv III. Folge, 6. Bd. = 74. Bd. 1954.
Seite 224—227.

Büttner, H., Aus den Anfängen der Stadt Freiburg. Frei-
burgs Erwähnung im St. Galler Verbrüderungsbuch.
In: Schau-ins-Land 74. Jahreslauf. 1956. S. 31—38.

Noack, Werner, Fragen des Kunsthistorikers an den
Historiker im Zusammenhang mit der Vorgeschichte
der Freiburger Stadtgründung. In: Schau-ins-Land
73. Jahreslauf. 1955. Seite 3—17.

Albert Eisele:

feit Öinfütjcung bzn Keformation

IV.

Einen wertvollen Einblick in die damaligen
Verhältnisse geben auch die zahlreichen Geschenke
, die er das Jahr hindurch sorgfältig verzeichnet
: im April 1806 „von der Frau Stubenwirtin
zum Haas eine große Bretzel und für jedes
Kind eine kleine nebst 1 Pfund Zucker und
ein Pfund Caffee" und zum gleichen Anlaß vom
Herrn Oberforstmeister einen Rehbug. Solche
Wildspenden kommen öfter. Er verzeichnet aber
auch kleinere Gaben: am 19. Juli von der Sponin
die ersten grünen Bohnen; im August 60 schöne

Äpfel; im September werden mehrmals 1 Körbchen
Grundbirnen vermerkt. Dann gibt es natürlich
öfter Lachs und einmal „eine köstliche wilde
Ente" vom Herrn Medizinalrat. Zum Neujahr
bekommt er von den Buben 1 Kalbsbug und eine
Kalbsbrust, von den Mädchen aber „2 elende
Pfund Zucker!" Den ganzen Januar hindurch gibt
es Brezeln. Aber im März „von den aus der
Schule gekommenen Mädchen ein Lämmchen".
Es gibt ferner Nuß und Schnitz und dürre
Zwetschgen, Magsamenöl und vom „Brezelebeck
1 Sester blaue Setzgrundbirnen". Im August gibt

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