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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-09/0012
Paul Stintzi, Mülhausen (Elsaß):

Z)a6 üdjfenfelb

Wenn man von Mülhausen aus gegen Thann
und das Tal der Thür oder das St. Amarintal
fährt, durchschneidet man jenseits Lutterbach
vorerst einen Wald, der sich von Reiningen bis
Pulversheim hinzieht, allerdings durch die Kalibergwerke
stark gelichtet wurde und den Namen
Nonnenbruch trägt, — vermutlich wegen des
einstigen, im Wald gelegenen Frauenklosters
Schönensteinbach. Hat man diesen Wald hinter
sich, so steht man auf dem weiten Ochsenfeld.

Landschaft und Name

Eine unfruchtbare, ca. zehn Quadratkilometer
große Ebene zwischen den Ortschaften Alt-
Thann, Sennheim, Wittelsheim, Schweighausen,
den beiden Aspach (Ober- und Nieder - Aspach)
und Leimbach, begrenzt im Osten durch den
Nonnenbruch, das ist das Ochsenfeld. Geologisch
wird angenommen, daß das Ochsenfeld ursprünglich
, wie dies aus Sondierungsarbeiten hervorgeht
, durch Lehmboden und lehmhaltigen Schiefer
gebildet war, diese Schichten aber von dem
Sand und Geröll durch die Thür und Doller überdeckt
wurden, Geröll, Kies und Sand, den beide
Flüsse aus den Vogesentälern mitführen und auf
dieser weiten Ebene ablagern. Die Herkunft dieses
Gerölls ist klar nachgewiesen. Oft mußte sich
die Thür einen neuen Weg durch das abgelagerte
Geröll schaffen, das ihr meterhoch jeden Durchfluß
versperrte. Die über dem Geröll liegende
Humusschicht ist verschieden tief, oft sehr gering.

Typisch für das Ochsenfeld beiderseits der
Straße Lutterbach — Thann ist der Besenginster
(der im letzten Winter schwer gelitten hat). Ende
Mai, wenn der Ginster blüht, ist das Ochsenfeld
streckenweit ein goldenes, leuchtendes Meer.
Hansjakob hatte für diesen Lippenblütler eine
besondere Vorliebe, weil der Ginster, wie er einmal
schrieb, seinem Charakter entsprochen hatte.
Strauß steht an Strauß, Blüte reiht sich an Blüte,
so daß alles eine flammende Lohe scheint, das
bis zum Waldrand leuchtet und an den Hügelhängen
der Vogesen bei Uffholz und Steinbach
emporzüngelt. Dann ist das Ochsenfeld schön.

Vor über hundert Jahren hatte ein Sennheimer
Arzt und Agronom eine Denkschrift ausgearbeitet
, um das Ochsenfeld teilweise durch Bewässerungskanäle
in Mattland zu verwandeln. Allein
die Mehrzahl der Bewohner von Sennheim wollten
davon nichts wissen, und so blieb das gut
gemeinte Projekt dieses Arztes, Dr. Heuchel,
unausgeführt.

Immerhin wurden später auf dem Gelände des
Ochsenfeldes, das sich direkt in der Nähe der
Ortschaften befand, aber auch bei der Anstalt
St. Andreas und beim Landwirtschaftlichen Asyl
von Sennheim, Kartoffeln und Buchweizen gepflanzt
. In der Wittelsheimer Gegend trifft man
zuweilen Schäfer mit ihrer Herde. Die Entwicklung
dieses Kali-Dorfes, des Städtleins Sennheim,
der Ortschaft Alt-Thann bedingte deren Ausdehnung
gegen das Ochsenfeld zu, wo nun Häuser
gebaut wurden. Immerhin ist das Ochsenfeld
noch eine weite Fläche.

Woher der mit der Landschaft kaum vereinbare
Name? Er rührt höchstwahrscheinlich von
dem großen Viehmarkt her, der jedes Jahr in
Sennheim abgehalten wurde. Aus dem Schwäbischen
, dem Schwarzwald, der Schweiz, aus
Lothringen kamen die Käufer und Verkäufer
nach Sennheim; das Vieh fand auf dem Ochsenfeld
ausreichend Futter für die paar Tage. Später
gab es drei Viehmärkte und zwar an den
Dienstagen nach Quasimodo, nach dem Sonntag
Trinitatis und nach Martini.

Das Ochsenfeld als Kampfplatz

Das Ochsenfeld diente mehrfach im Verlauf
von zwei Jahrtausenden als Kampfplatz. Meistens
wird es heute als der Kampfplatz zwischen
Caesar und Ariovist (58 v. Chr) angesehen. Schon
Napoleon III. hatte in seinem Kommentar zu
Caesars „De bello gallico" vor hundert Jahren
diese Ansicht vertreten, die u. a. von dem Sennheimer
Historiker Oberreiner in unserem Jahrhundert
unterstrichen wurde gegen jene Historiker
, welche den Schauplatz dieser bedeutungsvollen
Schlacht für das Elsaß in der Belforter
Senke, bei Volkensberg im Sundgau, bei Colmar,
bei Guaen und bei Stotzheim gesucht haben.
Wenn auch Funde fehlten, so vereinigt doch die
These des Ochsenfeldes alle bei Caesar angegebenen
Bedingungen: die „planities magna", die
weite Ebene, die Entfernungen von Vesontio
(Besancon) und dem Rhein, vor allem auch das
Vorhandensein eines alten aus der Burgundischen
Pforte kommenden Weges über das Ochsenfeld,
auf dem Caesar in das Elsaß eingedrungen war.
Dieser Weg wurde zur Römerstraße, die man
heute noch bei Grafenwald streckenweise gut
erkennen kann; sie verband Besancon mit Breisach
über Mandeure (Epomanduo bei Mont-
beliard) und Wittelsheim. Wo man den „tumulus
terrenus satis grandis" zu suchen hat, den ziemlich
großen Hügel, auf dem Caesar und Ariovist
sich vor dem Kampf trafen, ist schwer zu sagen.
Vielleicht der Hügel von Michelbach bei Aspach?

Wenn das Ochsenfeld ziemlich sicher (bis auf
stichhaltige Gegenbeweise) als Blachfeld des
Jahres 58 v. Chr. angesehen werden darf, so ist
die Ansicht, das Ochsenfeld sei identisch mit
dem Lügenfeld nicht haltbar. Schöpflin hatte auf
dem Ochsenfeld den Kampfplatz zwischen Ludwig
dem Frommen und seinen gegen ihn verschworenen
Söhnen gesucht (833), wobei Ludwig
durch den Abfall seines Heeres verraten und
von den Söhnen gefangen genommen wurde.
Auch über die Lage dieses Kampffeldes, das der
Volksmund Lügenfeld (Lüge, Treulosigkeit, Verrat
) nannte, waren die Meinungen geteilt. Gran-
didier, der Sträßburger Kirchenhistoriker, suchte
das Lügenfeld bei Sigolsheim, also in der Gegend
von Colmar, Clauss hingegen zwischen Colmar
und Hausen beim Rothleible-Wald, wobei er sich

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