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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-09/0014
feld, die seit langem verschwunden sind; Wigen-
heim und Erbenheim.

Wigenheim wird seit 1156 erwähnt; die Abtei
Lützel hatte hier wie in Erbenheim Güter, die ihr
durch Kaiser Friedrich I. und 1179 durch Papst
Alexander III. bestätigt wurden. Vermutlich ging
das Dorf gegen Ende des 14. Jahrhunderts, vielleicht
beim Einfall der „Engländer" unter. In der
Nähe des Dorfes stand der Lützelhof, dessen
Name mit Amelie Zürcher verbunden ist. Diese
war 1904 mitbeteiligt bei der Entdeckung der
Kalilager von Wittelsheim.

Ein Kreuz zwischen Alt-Thann und Ober-
Aspach erinnert an die Ortschaft Erbenheim, die
auch in Flurnamen weiterlebt. Diese wird bereits
im 8. Jahrhundert in einer Murbacher Urkunde
genannt, später (1144) auch in der Stiftungsurkunde
des Klosters Feldbach und in den Urkunden
der Abtei Lützel und der Propstei Calenberg
, die alle hier begütert waren. Vermutlich
haben die Armagnaken das Dorf zerstört, aber
schon vorher hatte eine starke Abwanderung der
Erbenheimer nach Thann stattgefunden. Die
Kirche von Erbenheim war dem hl. Amarinus
geweiht. Das oben erwähnte Kreuzbild wurde
1913 errichtet, blieb im ersten Weltkrieg verschont
, wurde aber im zweiten Weltkrieg von
Angehörigen des in St. Andreas untergebrachten
SS-Lagers verstümmelt.

Zwei Niederlassungen auf dem

Ochsenfeld

Die Niederlassung St. Andreas wurde im Jahre
1891 durch einen Geistlichen, Schnell, gegründet,
der sein ganzes Vermögen für dieses Institut aufopferte
, hier auch den Buchweizen einführte, den
Ackerbau förderte und in St. Andreas starb. Er
hatte einen Meierhof zwischen Sennheim, Thann
und der Straße Sennheim—Exbrücke erworben,
und so entstand eine für Gebrechliche, besonders
für Schwachsinnige, Epileptiker usw. bestimmte,
von Schwestern geleitete Anstalt, die von diesen
unendliche Geduld und Nächstenliebe forderte.
Die Anstalt lag 1914—18 unter Artilleriebeschuß,
nachdem die armen Insassen geräumt worden

Otto Ernst Sutter, Gengenbach:

I.

Wer schätzte sie nicht, die Brombeere!

Freilich, das Beerensammeln in Wäldern und
an bebuschten Rainen steht heute nicht mehr in
so hohem Kurs wie ehedem, zumal in den ersten
Sommern nach dem zweiten Weltkrieg. Es will
sich nicht recht in den „Stil" des Wohlstandes
eingliedern lassen. Die Botaniker stört das indessen
wenig — für sie ist Rubus, insbesondere
Rubus fruticosus Linne's nach wie vor ein unerschöpflicher
„Fall". Das zu den Rosaceen rechnende
Gewächs bezeichnet Otto Schmeil in seiner
Flora als „formenreiche, in lebhafter Artbildung
begriffene Sammelart mit zahllosen, zum
Teil schwer unterscheidbaren Kleinarten" und
fügt hinzu, „wer sich speziell mit den ,Echten

waren; sie diente als Ausbildungslager der SS
nach 1940, ist aber heute wieder, was sie gewesen
: eine Stätte menschlichen Elends, aber auch
menschlicher Aufopferung im Dienst der Ärmsten.

Nicht mehr erstand aus den Trümmern des
ersten Weltkrieges die Armenkinderanstalt, das
„Asile agricole" von Sennheim, das unter dem
Einfluß des Schweizer Pädagogen Philipp Ema-
nuel von Fellenberg und dank der Initiative des
damaligen Bürgermeisters von Sennheim, Math.
Rister, im Jahre 1847 entstanden war und rasch
sich entwickelte. Die segensreich wirkende Anstalt
ging im ersten Weltkrieg unter.

Sagen über das Ochsenfeld

Mehrere Sagen knüpfen sich an das Ochsenfeld
. Wo die Straße Mülhausen - Thann die Bahnlinie
Sennheim - Masmünster kreuzt, steht neben
einem Bahnwärterhaus der Bibelestein. Unter
diesem ruht Kaiser Rotbart. Wer das Ohr an den
Stein hält, hört wie der Bart des Kaisers wächst.

Eine andere Sage erzählt von einer Bäckerstochter
, die über das Ochsenfeld ging, um das
Brot auf den Markt zu bringen. Sie begegnete
einem Ritter, der ihr alles Brot abkaufte und sie
mit altem Geld bezahlte.

Nach einer anderen Sage liegen unter dem
Ochsenfeld die Heere der Söhne Ludwigs des
Frommen; verspätete Wanderer haben schon das
Waffengeklirr gehört, ja auch schon gespensterhafte
Krieger gesehen. Eines Tages sah ein Mann,
der über das Ochsenfeld ging, einen Krieger, der
ihm den Zeitpunkt verkündigte, an dem das
gebannte Heer befreit werden würde.

Wieder eine andere Tradition berichtet von
Schweden, die gegen den Himmel geschossen
hätten und plötzlich hier versunken seien. Auf
dem Ochsenfeld, so heißt es auch, soll einmal die
letzte Schlacht geschlagen werden.

Die seltsame Landschaft, das weite, arme
Ochsenfeld und die vielen geschichtlichen Ereignisse
, die sich daran knüpfen, haben zur Bildung
dieser Sagen beigetragen, die einer gewissen
Poesie nicht entbehren und über denen das
goldene Leuchten des Ginsters zu liegen scheint.

Brombeeren' beschäftigen will, muß zur Spezial-
literatur greifen".

Keine Bange — der Skribent greift nicht
nach Werken der Spezialliteratur, die allerdings
längst eine gar nicht kleine Bibliothek ausmacht.
Immerhin möchte er sagen, daß die aufmerksame
Beobachtung dieses, wegen seiner Dornen
und Stacheln sprichwörtlich unliebenswürdigen
Strauches in der freien Wildbahn wie im Garten,
recht interessant ist.

Wie viele Rubus-Arten es gibt, wird sich vermutlich
nie mit apodiktischer Bestimmtheit sagen
lassen — eben weil es zu den angeborenen
Liebhabereien der Pflanze zählt, daß sie fast darauf
versessen ist, immer noch einmal mit einer
neuen Spielart zu paradieren. Ihr verschlägt es

2lu6 Selb unö $[ut

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