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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-10/0005
in der ersten Viertelstunde unserer Anwesenheit
in der hessischen Kreisstadt — übrigens am Zusammenfluß
von Fulda, Haune und Glis — das
Anliegen, das uns in seine Mauern geführt hatte,
seine höchst erwünschte Bestätigung. Denn justa-
ment wollten wir erfahren, inwieweit „Der Kommandant
und die badischen Jäger in Hersfeld",
denen Johann Peter Hebel im Jahrgang für 1808
seines „Rheinländischen Hausfreundes" — im
„Schatzkästlein" zu finden! — hohes Lob spendet
— den Hersf eldern noch heute etwas bedeute.
Um es gleich zu sagen, wir stellten fest, daß
jedes Kind in Hersfeld um den Retter von 1807
weiß. Uns wollte scheinen, mehr als um Lullus.

Der „Rheinländische Hausfreund" schildert in
seiner wundervollen Kalendergeschichte die Vorgänge
, die sich 1807 im Städtchen Hersfeld abgespielt
haben. Wer ein Schatzkästlein zur Hand
hat — sollte bei uns am Oberrhein nicht in jedem
Haus dieses unvergleichlich und unvergänglich
schöne Buch zu finden sein! — lese die Erzählung
in Ruhe und mit Bedacht. Hier sei in
gebotener Kürze an sie erinnert.

In Hersfeld war ein zur Napoleonischen Armee
gehörender italienischer Soldat — bei Hebel ist
ein französischer Offizier genannt — getötet worden
. Dafür sollte das Städtlein geplündert und
an allen vier Ecken angezündet werden. Diese
grausame Anordnung sollte von den badischeri —
dem Rheinbund zugeteilten — Jägern ausgeführt
werden. Allein, ihrem „menschenfreundlichen
Kommandanten" gelang es, die Durchführung
des kaiserlichen Befehls zu umgehen. Der „brave
Kommandant von Hersfeld" ließ die badischen
Jäger antreten und erklärte: „Soldaten! Die
Erlaubnis zu plündern fängt jetzt an. Wer dazu
Lust hat, der trete heraus aus dem Glied." Doch
lesen wir nun weiter im Schatzkästlein! „So
sprach der Kommandant; und wer jetzt ein Glas
voll Wein hat neben sich stehen, der trinke es
aus zu Ehren der badischen Jäger. Kein Mann
trat aus dem Glied. Nicht einer! Der Aufruf
wurde wiederholt. Kein Fuß bewegte sich; und
wollte der Kommandant geplündert haben, so
hätte er müssen selber gehen..." Durch eine
listenreiche Auslegung des kaiserlichen Befehls
blieb die Stadt auch vor der Einäscherung bewahrt
— das mag man wieder im Schatzkästlein
nachlesen. In Wirklichkeit ging nur ein an den
vier Ecken angezündetes, altes, baufälliges Exerzierhaus
in Flammen und Rauch auf...

Johann Peter Hebel nennt den Namen des
Kommandanten nicht — das erklärt sich wohl
aus der Überlegung des „Rheinländischen Hausfreundes
", es sei besser, seinen Namen nicht zu
nennen, um ihm — wozu es in der Rheinbundzeit
leicht kommen konnte — keine Ungelegen-
heiten von Seiten der Liebediener Napoleons zu
bereiten...

Der Kommandant der Jäger aber war der zu
Meersburg im „Löwen" geborene Oberstleutnant
Johann Baptist Lingg. Sein Andenken in der
Stadt, die er gerettet hat, ist, wovon wir uns,
wie angedeutet, buchstäblich auf Schritt und
Tritt überzeugen konnten, im besten Sinne
lebendig. Der Skribent kann sicji die Frage nicht

Denkmal für Lingg von Linggenfeld in Bad Hersfeld

verkneifen: Wer weiß bei uns im Badischen noch
von diesem prächtigen Geist?

Geboren war Johann Baptist, der Gasthaltersohn
, im romantischen Bodenseestädtlein am
7. Juli 1765. Er wurde aus Neigimg Soldat und
gehörte zunächst einem schwäbischen Kreisregiment
an, mit dem er an einigen Feldzügen beteiligt
war. Bei der Gründung des Großherzogtums
wurde Johann Baptist Lingg als Grenadierhauptmann
in badische Dienste übernommen und dann
dem badischen Jägerbataillon von Bekke zugeteilt
. An der Spitze des Bataillons sah er sich
mit Rheinbundtruppen in die Kriege zwischen
1805 und 1813 einbezogen. In der blutigen
Schlacht an der Beresina wurde Lingg verwundet
und nahm kurz danach seinen Abschied, der
ihm ehrenvoll bewilligt wurde. Er war dann
zum Generalmajor aufgerückt. Kurz nachdem er
in den Ruhestand getreten war, erhielt er das
Kreuz der Ehrenlegion. Später verlieh ihm der
Kurfürst von Hessen das Großkreuz des Hessischen
Hausordens vom Goldenen Löwen und den
erblichen Adelsstand mit dem Zusatz „von
Linggenfeld". Der Großherzog von Baden, es
war Leopold, zeichnete Lingg von Linggenfeld
mit dem Großkreuz des Ordens vom Zähringer
Löwen aus.

Lingg stand mit seinen badischen Jägern nach
1807 einige Zeit in Heidelberg. Nachdem er 1809
an der Spitze seines Bataillons neue Kriegserfolge
errungen hatte, bezogen seine Jäger eine

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