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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-10/0014
Alfred' Gugelmeier, Auggen:

Jmmiae (Gmelin

Pfarrer in Auggen von 1651 bis 1698

Bis vor wenigen Jahren in der hiesigen Friedhofsmauer
der Witterung ausgesetzt, ist der
Grabstein des Pfarrers Jeremias Gmelin nun
unter dem schützenden Dach in der Friedhofskapelle
angebracht worden. Ein Nachkomme des
als Gründer der oberbadischen Linie der Gmelin
bekannten Pfarrers hat die Gemeindeverwaltung
um Überlassung des Gedenksteines gebeten. Das
Wirken dieses großen Mannes in der Zeit von
1651 bis 1698 war aber für das Dorf von so großer
Bedeutung und so segensreich, daß das Andenken
an ihn wachgehalten werden muß. Der
an sich verständlichen Bitte des Nachfahren
konnte daher der Gemeinderat nicht entsprechen.
Der Grabstein hat nun einen würdigen Platz
gefunden.

Jeremias Gmelin war geboren am 18. Januar
1613 im Kloster Bebenhausen, im damaligen Herzogtum
Württemberg, wo sein Vater Pfarrer und
Präceptor superior war. Schon sehr früh wurde
er von seinem Vater in Philosophie und Philologie
unterrichtet. Im Alter von 15 Jahren mußte
er täglich im Klosterkolleg die Vorlesungen besuchen
. Bereits mit 15V2 Jahren war er Student
der Tübinger Universität und noch nicht 17 Jahre
alt predigte er zum ersten Male (Eph. 6). Schon
vor seinem 20. Lebensjahr war er als Vikar in
Reutlingen angestellt, das allerdings ohne Bezahlung
. Lediglich an Speise und Trank hatte er
keinen Mangel.

Wie Gmelin in die Markgrafschaft Baden-
Durlach kam, darüber sind keine genauen Angaben
enthalten. Er spricht in seinen persönlichen
Aufzeichnungen von „einer wunderseltsamen
Gelegenheit". 1633 erhielt er dort von
„Ihro Fürstlichen Durchlaucht" eine Anstellung
und zwar in Rothenfels, wo er im September die
erste evangelische Predigt hielt. „Der paptisti-
sche Dekanus und Meßpriester allda mußte
gleich bei Gmelins Ankunft abtreten und den
Ort quittieren", heißt es in Schlussers Buch, unserer
Quelle zu dieser Abhandlung. Doch seines
Bleibens war dort nicht lange. Nach der Schlacht
von Nördlingen mußte Gmelin vor den „kayser-
lichen Völkern" nach Süden fliehen. So kam er
nach Straßburg, wo er ein halbes Jahr „in exilio"
saß.

Schon wollte Gmelin wieder zu seinem Vater
nach Hause zurück, um dort eine Anstellung zu
suchen, als ihm die gerade frei gewordene Pfarrei
Wislet in der Herrschaft Rötteln übertragen wurde
. Auf seiner Reise nach dem ihm unbekannten
Obermarkgräfler Land wurde er in Breisach gefangen
genommen, kurz darauf aber wieder entlassen
, um nur wenige Kilometer danach von
Schnapphähnen ausgeplündert und „unmenschlich
traktiert" zu werden. In großer Armut kam
er nach Basel und erst im Frühjahr 1635 in seinen
neuen Wirkungskreis Wislet. Am 2. Mai 1636
heiratete Gmelin die Witwe des Pfarrers Michael
Roßkopf aus Hauingen, eine geborene Föckler.
Vier Jahre war er in Wislet. Im Frühjahr 1639

wurde er nach Haltingen versetzt, dessen Pfarrstelle
er dreizehn Jahre inne hatte. Als 1640 zu
Klein - Hüningen Befestigungen am Rhein angelegt
und lange Jahre mit „Weimarischen Völker"
besetzt wurden, mußte Gmelin „diese Garnison
in höchster Kriegsgefährlichkeit, mit viel Verdrieß
und wenig Genieß versehen". 1648 wurde
ihm zu allem hin auch noch die Garnisons-
Kirchengemeinde in Groß-Hüningen zur Betreuung
übertragen. Während dieser arbeitsreichen
Zeit kam er bis in den Sundgau zu evangelischen
Familien, um bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen
seine Seelsorgertätigkeit auszuüben.
Um Weihnachten 1650, nach vollzogenem Reichsfrieden
, wurde die deutsche Garnison in Groß-
Hüningen aufgehoben und Gmelin von seinem
Amt als Garnisonspfarrer entbunden.

„Ohne sein Gesuch und wider alle seine Gedanken
wurde ihm am 23. Oktober 1651 ein
ordentlicher Beruf zur Pfarrei Auggen zuteil",
schreibt Pfarrer Schlusser. Am Jeremiastag, am
27. November 1651, zog er mit seiner Familie
nach Auggen. Damals war der Aufzug eines
Pfarrers nicht nur eine kirchliche, sondern auch
eine staatliche Angelegenheit. Am 1. Advent
wurde Gmelin der Kirchengemeinde „öffentlich
präsentiert". Auggen war damals eine einkömm-
liche Pfarrei, in der ein Pfarrer sein gutes Auskommen
fand. Hier hoffte Gmelin zu bleiben,
zu wirken und zu sterben. Diese Hoffnung hat
er allerdings erst spät in seinen Aufzeichnungen
zum Ausdruck gebracht.

Auggen muß damals einen traurigen Anblick
geboten haben. Durch die langen Kriegs jähre
(1618 bis 1648) waren die meisten Einwohner
geflohen oder umgekommen. Die Häuser waren
abgebrannt, Kirche, Pfarrhaus und Schule arg
verwüstet. Ihrem Aufbau widmete der neue
Pfarrer nun seine ganze Kraft.

Bei einer Kirchenvisitation 1665 zählte die
Kirchengemeinde mit der Filiale Vögisheim zusammen
nur 800 Seelen. 1672 wurde Jeremias
Gmelin das Specialat (Dekanei) der Herrschaft
Badenweiler übertragen, nach kurzer Zeit aber
wieder geändert, wofür er die gleiche Stelle im
Sausenburgischen Gebiet erhielt. Neben dieser
neuen Aufgabe blieb er aber immer Pfarrer von
Auggen.

Welche Persönlichkeit Gmelin war und welcher
Achtung er sich bei seinen Vorgesetzten
erfreuen durfte, geht aus den ihm gestellten
Aufgaben hervor. In der Herrschaft Rötteln versah
er zu allem hin drei Jahre lang die Stelle
des „Vicarius praeses". Auch eine außerordentliche
Visitation in der Herrschaft Lahr und
Markgrafschaft Hochburg wurde ihm 1673 zur
Durchführung übertragen.

Pfarrer Jeremias Gmelin war zweimal verheiratet
. Beide Male mit Witwen. Seine erste
Frau war die Tochter des Pfarrers Föckler von
Otlingen, Katharina Föckler, geboren 1606, also

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