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sieben Jahre älter als Gmelin. Aus erster Ehe
entsprossen zehn Kinder. Am 23. Juli 1658 verstarb
seine erste Frau. Zur Beerdigung selbst
war Gmelin nicht anwesend, weil er zur Kur in
Bad Grießbach weilte und auf Wunsch seiner
sterbenden Frau von ihrem Ableben nicht unterrichtet
werden durfte. Sie fürchtete für seine
angegriffene Gesundheit. Am 2. Mai 1659 verheiratete
er sich zum zweiten Male mit Rosina
Barbara geb. Lutz. Diese war als Tochter des
Diakonus Johann Eberhard Lutz in Pforzheim
am 5. November 1634 geboren und die Witwe
des Diakonus Tobias Barth in Wislet. In ihrer
zweiten Ehe mit Gmelin schenkte sie zwölf Kindern
das Leben. Nur 57 Jahre alt starb diese
zweite Frau im August 1691. Sieben Jahre später
, am 5. März 1698, starb Pfarrer Jeremias
Gmelin im Alter von 85 Jahren.
Er war ein hochangesehener und beliebter
Pfarrer und Seelsorger seiner Gemeinde. Sein
Wirken in der Gemeinde und im Markgräfler-
land, das in die Zeit nach dem Dreißigjährigen
Krieg und der anschließenden Pest jähre fiel, war
so segensreich und nachhaltig, daß noch in meinen
Kindes jähren von dem Pfarrer Gmelin gesprochen
und erzählt wurde. Gmelin, unterstützt,
besser gesagt: ergänzt durch den ebenso tüchtigen
damaligen Vogt Dietrich Koger, hat zu einem
raschen Wiederaufbau der Gemeinde Auggen
entscheidend beigetragen.
Diese gedrängte Darstellung eines wackeren
Lebens soll dazu beitragen, den Namen eines
Mannes in Erinnerung zu halten, der für unser
Dorf und die Markgräfler Heimat so Entscheidendes
geleistet hat. In der Friedhofkapelle ist sein
Grabstein eingemauert zu seinem Gedächtnis.
Quellenangabe: Pfarrer Jeremias Gmelin zu Auggen" von
G. Schlusser, Pfarrer.
Ulrich Eichin:
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Von alten Einwohnern des Dorfes ließ ich
mir die nachstehenden Begebenheiten erzählen:
Wiechs besaß noch bis ungefähr 1870 Reben
im „Rebgländ" auf der Südseite des Hohe Flum.
Zum Schutze der Trauben vor Bubenhänden tat
hier vor dem „Herbscht" ein Bammert seinen
Dienst. Doch wurde dieser beobachtet, wie er
selber Trauben stahl. Da schrieb heimlich ein
Wiechser Bursche an das Rebhäuschen des
Bammert:
An den Schelmen kanns nicht fehlen,
wenn die Wächter selber stehlen.
E Großsuhn het dr Großmueter d'Gläser us
dr Brülle gmacht. No het sie gsait, jetz sech sie
empl guet mit dere Brülle.
Mol isch einer heim gange znacht und het e
Rüsch gha. Demo het'r e Brunnestock in Arm
gno und het zuenem gsait: „Ich bi der Philipp,
und wer bisch Du?" — Er het ebe gmeint, de
seig e Ma. (Vorig. Jahrhundert)
Ein junger Bursche aus Wiechs wollte um
1850/60 das Wagnerhandwerk erlernen. Er ging
zu einem Meister in Dossenbach in die Lehre.
Doch schon nach zwei Wochen kam er wieder
heim und sagte, der Meister habe ihn nur kommandieren
wollen. — In späteren Jahren, als
aus dem Burschen ein Mann geworden war, sagte
er einmal, als er bei sommerlicher Hitze aufs
Feld gehen mußte: „Es reut mi nüt, als das, daß
i emol gl ehrt ha laufe!"
Vor fufzig Johre het e Schnider z'Wiechs
siner Frau e baar Stiefeli gehäuft. Demo isch er
mit dr Frau an e Fescht z'Dossebach gange. Wo
si heim hänn welle, ischs go regne cho. No het
er dTrau uff de Buggel gno und het sie heim-
trait, daß ebe die Stiefeli nit dreckig worde sin.
Dr Großherzog isch uff Schöpfe cho. No sin
alli Bürgermeischter und Gmeiröt vo de umliegende
Ortschafte iglade gsi un au Nordschwobe.
Dr Großherzog het derno jedem d'Hand geh,
und zuem Nordschwobener Bürgermeister het er
gsait: „Sie haben eine kleine Gemeinde. Wie
gehts?" „Jo wenns au nur emol regne deht", het
dr Bürgermeischter gsait. No haig dr Großherzog
gsait: „'s wird schon kommen!"
(Um die Jahrhundertwende oder vorher)
Konstantin Schäfer:
3udjbefpcectmng
Seit einigen Wochen sehen wir in den Schaufenstern
der Buchhandlungen einen neuen Band aus der Reihe der
Schwarzwald-Literatur: Max Rieple „Erlebter Schwarzwald
". Sein Untertitel: Ein Gesamtbild des Schwarzwaldes
für den Wanderer, Skiläufer, Autofahrer, Kunst- und
Heimatfreund gibt uns den weiten Bereich an, dem dieses
Buch dienen will. Der verdienstvolle Präsident des
Schwarzwaldvereins, Professor Dr. Asal, dessen Name jedem
Heimatfreund auch aus seiner früheren verständnisvollen
Tätigkeit als Kulturreferent des Regierungspräsidiums
Südbaden ein vertrauter Begriff ist, schrieb
das Vorwort zu diesem Buch.
Wie soll man es anpacken, ein solches Buch zu schreiben
? Der Schwarzwald, das sind ja nicht nur Wiesentäler
und Berghöhen, dunkle Wälder und entrückte Gehöfte.
Das ist eine Landschaft reichster und vielfältigster Kultur
, buntesten Volkstums, bewegtester Geschichte und
zeitloser Naturerhabenheit. Soll man sich verlieren in
einer schwärmerischen, gefühlvollen Beschreibung der
Landschaft, oder soll man in beherrschter Sachlichkeit das
Volkskundliche aufspüren, eine exakte Beschreibung der
Kunstschätze bieten oder dem Einfluß der Schwarzwaldpässe
auf die geschichtliche Entwicklung nachgehen?
Professor Dr. Asal schreibt in seinem Vorwort über das
vorliegende Buch: „Es ist die Darbietung eines Kenners
und das Bekenntnis eines liebenden Herzens". Es ist nach
der Forderung von Theodor Heuss „mit liebender Hingabe"
geschrieben. Es versucht, das Wesentlichste der beschrie-
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