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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1964-10/0017
Ein solcher Mittelpunkt adliger Herrschaft gab ihrem
Inhaber die Möglichkeit in die Hand, das Kloster zur
Stärkung und Steigerung seiner Macht zu benutzen. Hatte
doch der Adlige als Vogt seiner Gründung die Ausübung
des Schutzes über das Kloster und dessen Güter wahrzunehmen
, wodurch ihm Gelegenheit gegeben war, klösterlichen
Besitz zu eigenen Zwecken zu verwenden. Wie eng
jedenfalls die Bindung einer Adelsfamilie an ihr Kloster
werden konnte, zeigen Beispiele wie Weingarten, Muri
oder St. Peter, denen die Verknüpfung mit dem Gründer-
geschlecht bis in unsere Zeit den Namen des „Weifen-",
„Habsburger-" bzw. „Zähringerklosters" eingebracht hat."

Die Stifter wenden sich an Abt Wilhelm von Hirsau,
die mit der Gründung zusammenhängenden Aufgaben zu
übernehmen. Abt Wilhelm hält Königseggwald als Entstehungsort
für ungeignet. Die von ihm angeführten
Gründe dürften kaum stichhaltig sein. Vielmehr wollte er
die durch die unmittelbare Nähe der Stifterburgen drohende
ständige Einflußnahme verhindern. So einigte man
sich auf einen Platz „auf der Grenze zwischen Altsiedel-
land und Schwarzwald". Vergleiche mit der Gründung
Zwiefaltens zeigen uns die gleichen Motive.

Abt Wilhelm schickte Hirsauer Mönche nach St. Georgen
. 1086 wurde die ursprüngliche einfache Zelle zur Abtei
erhoben. Die Ausstattung des Klosters umfaßte u. a. Besitz
in Endingen und Gottenheim, sowie in Kleinkems. „Durch
das Zusammenwirken Hezelos und Hessos bei der Dotation
der Neugründung gelangte diese in den Besitz weitverstreuter
Güter, deren Namen uns nicht nur von Königseggwald
in den Bereich von St. Georgen, sondern sogar
über den südlichen Hochschwarzwald noch weiter bis an
den Oberrhein führen." Unter gründlicher Belegung zählt
Wollasch diese Anfangsausstattung auf. Der Hirsauer Abt
bestimmte seinen Mönch Heinrich zum ersten abbas et
provisor, der schon von Anfang an die Gründung der
Zelle geleitet hatte. Hezelo ließ die Grablege seiner Voreltern
in das neue Kloster verlegen. Abt Heinrich konnte
sein Amt nur ein einziges Jahr versehen, dann starb er.
Sein Nachfolger Konrad wurde schon nach einem halben
Jahr wegen Unfähigkeit abgesetzt. 1088 wurde Hezelo an
der Seite seiner Vorfahren beigesetzt.

Der zweite Stifter Hesso wünschte den Prior Theoger
von Reichenbach zum neuen Abt, der dann auch
durch Bischof Gebhard von Konstanz die Weihe empfing.
Als Hezelo s. Zt. dem Begehren des Abtes Wilhelm nachgegeben
hatte, war mit dieser Translation auch sein und
seiner Mitstifter Hesso und Konrad Umzug aus seinem
„zentralen Lebensraum um Burg und Oratorium im Erit-
gau" verbunden. Der Verfasser weist auf diese schwerwiegende
Tatsache hin. Aus den alten Gebieten war ein
Fernbesitz des Klosters geworden. Der Schwerpunkt des
Besitzes lag nun im weiteren Quellgebiet von Donau und
Neckar.

In einem umfangreichen Kapitel beschäftigt sich
Wollasch mit den Stifterfamilien und ihren Verflechtungen
: die Familie Hezelos selbst, die Grafen von Altshausen
- Nellenburg, der Kreis der „Schluchseeschenker",
die Üsenberger, die Sülchgaugrafen, die Grafen von Zollern
. In zwei besonderen Abschnitten werden die zwei
Vogteien der Klosterstifter behandelt: die Reichenauer
Vogtei und die Vogtei über St. Georgen. Das Abbatiat
Theogers findet eine ausführliche Wertung.

Was diese gründliche Arbeit auszeichnet, ist außer der
Vermittlung des Musterbeispiels einer Klostergründung
überhaupt die Darstellung der geschichtlichen Eigenart
eines Klosters innerhalb der Hirsauer Reform. Es ist
außerordentlich erfreulich zu sehen, daß dies bei aller
wissenschaftlichen Genauigkeit in einer fesselnden Lesbarkeit
geschieht, die uns das Studium zu einem Genuß
werden läßt.

Begrüßenswert ist der reichhaltige Anhang. Er bringt
uns außer einer vollständigen Aufzählung des Klosterbesitzes
und der päpstlichen Besitzbestätigungen ein großartiges
Verzeichnis der Personen, mit denen Theoger in
seinem Leben zusammenkam, nicht nur der Kleriker sondern
auch der Laien. Dem Besitz fügt der Verfasser dankenswerterweise
zwei Karten bei. Selbstverständlich fehlt
auch das Quellen- und Literaturverzeichnis nicht. Ein
ausführliches Register ergänzt das Werk.

Wir haben allen Grund, den Herausgebern der Reijie für
die Aufnahme dieser Arbeit von Hans-Josef Wollasch zu
danken. Auch dem Verlag sei für den sorgfältigen schwierigen
Satz gedankt und Anerkennung ausgesprochen.

Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte
Bd. XIV. „Die Anfänge des Klosters St. Georgen im
Schwarzwald". Zur Ausbildung der geschichtlichen
Eigenart eines Klosters innerhalb der Hirsauer Reform
. Von Hans - Josef Wollasch. Eberhard Albert-
Verlag, Freiburg 1964. 190 Seiten. 16,80 DM.

Als 12. Band der großen Reihe „Die Kunstdenkmäler
Badens" erscheint der Band „Die Kunstdenkmäler des
Landkreises Rastatt". Er schließt die Stadt Rastatt selbst
und das Schloß Favorite aus, denen ein eigener Band
gewidmet sein wird. Es handelt sich bei dem vorliegenden
Werk um den zweiten Nachkriegsband dieser Reihe,
die eine gewissenhafte Neuaufnahme des Inventars aller
Bau- und Kunstdenkmäler bietet.

Professor Dr. Ing. Emil Lacroix berichtet in seinem
Vorwort von den Mühsalen, die mit der Herausgabe verbunden
waren. 1944 lag der Band textlich fertig vor, zum
größten Teil sogar schon im Satz. Satz und Klischees
wurden durch die Kriegsereignisse zerstört. In den Jahren
1958/60 mußte überprüft werden, wieviele der Kunstdenkmäler
die Kriegszeit überstanden hatten. Dr. Hans Huth
mußte alle wichtigen Denkmäler noch einmal selbst aufsuchen
. Viele Stellen und Persönlichkeiten mußten zusammenwirken
, um den vorliegenden Band zu ermöglichen.

Vorbildlich ist die ausführliche Einleitung gestaltet. Sie
umreißt den Raum in geographischer Hinsicht und versäumt
nicht, in diesem Zusammenhang auf den Namen
des bedeutenden Geographen Professor Dr. Friedrich Metz
hinzuweisen. Sie gibt Auskunft über die wirtschaftliche
Bedeutung des Kreises, über seine historische und siedlungsgeschichtliche
Entwicklung. Sie* berichtet über die
Wüstungen; zeigt die konfessionelle Gliederung auf und
gibt eine ausreichende Bibliographie des Raumes. Vielleicht
wäre eine deutlichere Karte wünschenswert. Es ist
unmöglich, hier mehr als eine Auswahl des Verzeichneten
anzuführen. Sehr wertvoll ist die bau-und kunstgeschichtliche
Übersicht, die Baukunst, Skulptur und Plastik,
Malerei und kirchliche Ausstattung umfaßt.

Eine ausführliche Darstellung erfährt Bickesheim,
das in seiner Wallfahrtskirche mittelalterliche Wandmalereien
, eine romanische Schnitzarbeit und beachtliche
Glasmalereien aufweist. Auf über siebzig Seiten werden
die Kunstdenkmäler der Stadt Gernsbach im Murgtal
in musterhafter Form dargestellt. Einer Angabe der Quellen
und des Schrifttums, sowie der vorhandenen Stadtpläne
und Ansichten, folgt ein gedrängter Uberblick über
die Geschichte der Stadt. Die alte Stadtbefestigung ist
noch in Teilen der Stadtmauer und dem Storchenturm
erkennbar. Von der ehemaligen Burganlage, die schon
1354 erwähnt wird, sind keinerlei Reste mehr erhalten.
Ein großer Abschnitt ist der Jakobskirche eingeräumt, die
um 1470 erbaut wurde. Zahlreiche Bilder ergänzen den
ausführlichen Text, der ebenso mit der Entzifferung der
Grabsteininschriften einen guten Dienst erweist. Auch die
Liebfrauenkirche (1404) findet in der Beschreibung ihrer
Baugeschichte, ihrer Skulpturen und Glasmalereien eine
beachtliche Würdigung. Die Brunnen, das alte Rathaus,
die vielen Fachwerkbauten, in Aufnahmen, Plänen und
Rissen geboten, vermitteln uns ein eindrucksvolles Bild
der Stadt Gernsbach. Immer begegnet uns dabei der Name
Heinrich Langenbach, dem Gernsbach zu großem Dank
verpflichtet ist.

Wer würde in Muggensturm ein solches Kleinod
vermuten wie die Margaretenkapelle? Das Bild der Seitenflügel
des großartigen Altars aus der Zeit um 1500
schmückt den Umschlag des Werkes. Man darf diesen
Flügelaltar zu den schönsten Kunstwerken des Kreises
Rastatt zählen. Die Pietä aus der Pfarrkirche Obertsrot
aus dem 14. Jahrhundert war in ihrer Schlichtheit
ein ergreifendes Kunstwerk. Leider ist es heute das
Beispiel einer entstellenden Restaurierung. Daß Schloß
Eberstein eine ausführliche Beschreibung findet, entspricht
seiner geschichtlichen und baugeschichtlichen
Bedeutung. Hervorzuheben sind auch hier wieder die
wundervollen Glasmalereien. Rotenfels mit seinem
Weinbrenner-Schloß, seiner Sebastianskapelle und seiner
Pfarrkirche mit den Laurentiusbildern sind eines Besuches
wert.

Es ist schon eine großartige Sache um diese bändereiche
Bestandsaufnahme der Kunstdenkmäler Badens.
Wir schulden dem Kulturreferat des Regierungspräsidiums
Südbaden großen Dank, daß es die Herausgabe dieses

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