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jakob von 1884 bis 1913 ein gänzlich anderes
Betätigungsfeld. Jetzt konnte er sich als Bauherr
erweisen, der seine Kirche dank des in fremden
Ländern Geschauten geschmackvoll auszustatten
wußte. Hier wurde er aber auch zum faszinierenden
Kanzelredner, der sich meist durch den
Vernunftbeweis an den abwägenden Verstand
der Hörer wandte. Dabei kam ihm seine hervorragende
Kenntnis der Bibel wie auch seine staunenswerte
Belesenheit in den Schriften der alten
und neuen Philosophen, deir Theisten und Rationalisten
, der gläubigen und ungläubigen Gelehrten
, der Naturforscher und Schöngeister aller
Zeiten sehr zu statten.
Es würde den Rahmen dieser kurzen Betrachtung
sprengen, das ganze dichterische Schaffen,
also insgesamt 72 Bücher dieses äußerst fruchtbaren
Schriftstellers zu würdigen. Immer wieder
hat man sich gefragt, worauf die große Wirkung
dieser Bücher Hansjakobs beruhe. Er selber gibt
dafür im Vorwort zu „Bauernblut" folgende Erklärung
: „Die Kritiker tadeln bisweilen, daß ich
schlecht komponiere und allerlei untereinander
erzähle. Haben denn diese Herren noch nie
einen Mann vom Volk erzählen hören? Der
nimmt, wenn ihm im Anschluß an das, was er
erzählt, eine andere Person in den Sinn kommt,
auch diese vor und erzählt zwischenhinein auch
von ihr. So erzählt der Bauer, so erzählten mein
Großvater und mein Vater, und so erzähle auch
ich".
Und weil er so erzählte, war dem „Städtle-
Bur-Hansjakob", der in seinem Schrifttum nie
seine Herkunft verleugnet, auch dieser Erfolg
bei der breiten Masse beschieden. So werden
seine drei Reihen „Schneeballen" (so betitelt nach
der Wirtschaft des Fohrenwirts Jörg in Hofstetten
), in denen er die Charakterköpfe der
Landbevölkerung im Umkreis von Haslach schildert
, zu einem einzigartigen Erfolg, genauso aber
auch „Der letzte Reichsvogt", ein Werk, in welchem
der Ratsmann Gabriel Breig, ein zweiter
Michael Kohlhaas, bis zur völligen Verarmung
um sein Recht kämpft.
Noch mehr ins Volk gedrungen ist die tragische
Liebesgeschichte „Der Vogt auf Mühlstein",
ein Buch, zu dem der bedeutende Schwarzwaldmaler
Wilhelm Hasemann entzückende Illustrationen
schuf. „Afra", „Erzbauern", „Die alte
Schwarzwälderin" erreichten hohe Auflagen genau
wie die „Tagebücher", in denen mit beginnendem
Alter mehr und mehr ein Grund
zu Hansjakob'schen Wesens, nämlich düstere
Schwermut und Trauer über Alter, Tod und
Vergänglichkeit zu Tage treten. Dadurch wird
es auch verständlich, daß Hans jakob, der zeitweise
in der Kartause bei Freiburg eine stille
Arbeitsstätte gefunden hatte, schon bei Lebzeiten
sich von dem Freiburger Architekten
Meckel im Jahre 1900 eine Grabkapelle zu Hofstetten
errichten ließ.
Zwar klagt der Dichter oft über seine Armut,
obwohl er als Schriftsteller große Summen verdient
haben mußte. Allein von den „Erzbauern"
wurden über 17 000 Bände verkauft. Dadurch
wird es erklärlich, daß Hans jakob am Ende seines
Lebens in Haslach ein prachtvolles Heim,
den Freihof für die damals enorme Summe von
60 000 Mark bauen lassen konnte. Dorthin kehrte
er müde und krank im Jahre 1913 zurück. Die
Haslacher Heimat hatte ihn wieder. Obwohl die
Schaffenskraft merklich nachließ, setzte sich
Hans jakob doch noch energisch mit den Modernisten
auseinander und nahm auch an dem
Kriegsgeschehen von 1914 regen Anteil. Am
23. Juni 1916 nahm endlich der Tod dem aufrechten
und fleißigen Manne die Feder aus der
Hand. Was Hans jakob nie gewollt hatte, trat
nun ein: Für den Heimgegangenen wurde eine
Totenfeier wie für einen Fürsten veranstaltet.
Der Großherzog, der Erzbischof, Künstler, Gelehrte
, Offiziere und Abgeordnete bekundeten
ihr Beileid.
Über seinen Tod hinaus hatte Hans jakob eine
Reihe von mildtätigen Stiftungen für Haslach
und Hofstetten gemacht und sich damit selber
das schönste Denkmal gesetzt.
Unvergänglicher aber als Denktafeln in Stein
und Erz ist das Gedenken, das ihm Ungezählte
auch heute noch in ihrem Herzen bewahren.
Hermann Landerer:
jötn //inonnenmadjec77 von TJftatfolötjrim
Eine heitere B u b e n e r i n n e r un g
Wenn in miene Buabejohr ä Kaiserstüehler
Wii-Büürli vu dr westlige Sit sini Johres-Säuli
het iihandlle welle, so het er entweder uff dr
Brisacher oder uff dr Endinger Johrmärkt warte
müeße — oder er het dr samstäglig Säulimärkt
z'Friiburg unte an dr Dreisam uffgsuacht.. .
Ganz selte isch dr Säulihändler vu Buache-
bach, noch seltener sälle vum Bleibachertal zua
uns kumme, diä drno jedesmool dr Bodd mit dr
Schälle in Bewegung g'setzt hen, dä dia Kauf-
luschdige uff dr Platz vor dr „Schdube" iiglade
het. Friilig isch do d'Üswahl unter dr Säuli
nimmi groß gsi... diä scheenschde hen d'Büüre
vu dr Ostsit vum Kaiserstuahl schon äwegkauft
g'ha. Do drüber het sich mi Vaddr jedesmool
„saumäßig" g'ärgeret un het mitem Gedanke
g'liäbäuglet, selber Sauzüchter z'wäre, drbi....
het er ke Ahnig drvu g'ha.
Arne scheene Oobe — am Morge isch er mitem
Brüünli un mitem Dielewage ins Elstal gfahre,
um ä Pärli Säuli z'kaufe, — bringt er doch dat-
sächlig ä hochtragigi Moor mit. Un wu mir am
andere Morge in dr Saustall luage — mir sin
vor Fräid ganz üsem Hüüsli grote — sin doch
aachtzeh schneewissi Huzili um diä Alt rumm-
g'wusselet. Dr Vaddr isch drbi g'schdande un het
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