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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-01/0011
darunter eine salpetrische Quelle" gefunden. Er
selbst wolle zu gegebener Zeit beschreiben, auf
welche Weise er die Salzgewinnung betreiben
wolle.

Auf diese sehr ungewissen, was die Vorgänge
des Jahres 1712 betrifft, sogar falschen Angaben
hin wurde er erstaunlicherweise durch die Regierung
gefördert. Der Oberbergrat übergab ihm
am 29. Mai 1728 ein Beglaubigungsschreiben, in
dem bescheinigt wurde, daß der Markgraf das
„Considerable" Werk wieder in Gang bringen
wolle. Diese Aufgabe werde einer zu bildenden
Compagnie überlassen. Der Salzsieder Beyer sei
authorisiert, jedem Bergwerksliebhaber mündliehe
Auskünfte zu erteilen. Man hoffe, daß die
am Fuß des Gebirges entspringende Quelle schon
etliche Grad Salz enthalte — dies war eine offensichtliche
Zwecklüge, um Interessenten anzulocken
. In dieser Gegend lasse sich gut gradieren,
auch könne man des vielen Holzes halber ordentlich
sieden. Alle Bergwerksliebhaber seien zur
Erbringung dieses großen Landessegens eingeladen
; die Ausbeutungserlaubnis werde der Compagnie
übergeben, sobald sie sich constituiert
habe.

Wir wundern uns heute nicht, daß dieses so
großzügig ausgedachte Unternehmen nicht in
Gang kam, fehlte doch die wichtigste Grundlage,
die Salzquelle.

Nach fast einem Jahrzehnt begab es sich,
daß der zwar noch junge, aber schon bekannte
Salinist Joachim Friedrich Freiherr von Beust
auf der Reise in die Schweiz den Sulzburger
Salzbrunnen examinieren wollte. Er schrieb am
29. Juni 1737, daß die jetzige „Saison dazu sehr
favorable seye." Die Bergbehörde fragte in Karlsruhe
an, ob man von dem „offerto des Herrn
von Beust profitieren wolle". Beust traf am 15.
August 1737 in Sulzburg ein. Er fand kein Salzwasser
, sondern nur ein „martialisch schmeckendes
Wasser mit gelber Haut", also ein eisenhaltiges
Wasser. Die Salzwaage zeigte kein Salz
an, eine kleine Siedeprobe blieb erfolglos. Der
Freiherr verneint auch „per rerum naturam",
daß hier Salzwasser vorkommen könne, denn
solche Quellen pflegen nach seiner Erfahrung
nicht in Sandsteinen, sondern in Kalksteinen
auszubrechen. Wer hier gegraben habe, verstehe
entweder nichts von Salzwerken oder es war
ihm in der Hauptsache ums Bleierz zu tun, so
daß die Salzsuche also nur ein Vorwand gewesen
wäre. Nachdem Beust weiteres Nachgraben als
zwecklos bezeichnet hatte, setzte er seine Reise
nach Bern fort.

Nun geriet das Salinenobjekt Sulzburg für
mehrere Jahrzehnte in Vergessenheit. Es tritt
erst wieder ans Licht, als der Ingenieur und
Landmesser Carl Friedrich Erhard in den
Jahren 1775 und 1776 die oberländischen Gebiete
der Markgrafschaft Baden-Durlach nach Salzvorkommen
durchforschte. Dies war ein hochbegabter
Mensch, der sich in die ihm fremde
Materie so gut einzuarbeiten verstand, daß er
ein ausgezeichneter Mineralienkenner wurde. Er
ordnete die Mineraliensammlung der naturwissenschaftlich
interessierten Markgräfin und

gewann so ihre Gunst. Eigens für ihn wurde das
Bergamt Sulzburg gegründet, das von 1789 bis
zu seinem Tode 1807 bestand.

Er kannte die aus dem Flözgebirge des Elsaß
entspringenden Salzquellen zu Sulz und Sulzbad,
die aber wegen des dort herrschenden Holzmangels
und wegen der Nähe reicher Salzquellen
in Lothringen nicht ausgebeutet wurden. Im
Flözgebirge am Rande des Schwarzwaldes mußte
er also suchen. „Die niedrigste Verflächung unseres
Ertzgebirges war es, welche ich wählen
mußte. . . ", schrieb er in seinem großen Bericht
vom 18. Dezember 1775. Dies kann also nur die
Randschollen - Region an der Grenze zwischen
Schwarzwald-Hochscholle und dem Oberrhein-
Graben bedeuten. In dem Verzeichnis aller Salzquellen
„in gantz Teutschland", das ein Berg-
werks-Erfahrener aufgestellt hatte, fand er Sulzburg
erwähnt.

Am aussichtsreichsten erschien ihm ein Versuch
auf Sole bei Döttingen und Heitersheim,
„nahe am ebenen Lande". Er untersuchte alle
gegrabenen und auslaufenden Brunnen in den
oberen Flözlagen. Einem fast eingefallenen Brunnen
bei Döttingen eignete der Geruch „einer
Schwefelleber so stark, daß man glauben möchte,
es wären alda viele Centner Schießpulver verbrennet
worden." Im Auswurf dieses Brunnens
fand sich Gips. Es handelte sich also um ein
„mineralisches Wasser der Kalkerde, des Sele-
nits, der vitiolischen Säure, des brennbaren
Schwefels und mineralischen Hiali." Ein Siedeversuch
mit acht Maß Wasser ergab eine sehr
bittere, scharfe, alkalische Substanz. Durch einen
„besonderen Kunstgriff" schied er die Erde aus
und behielt reines, gutes und scharfes Kochsalz
zurück; man kann einen Kochsalzgehalt dieses
Wassers von 8,3 g/1 errechnen. Da die abgeschiedene
Erde fast ganz aus Gips bestand, durfte er
als bewiesen ansehen, daß das Salz aus dem
Gipsflöz stammt. „Ich habe also Kochsalz . . . aus
diesem Flötzgebirge erhalten. Nun kommt es
nur darauf an, wie ich zeige, daß es in großer
Quantität in mehrerer Tiefe vorhanden seye und
wie und wo es am nächsten zu erhalten."

Erhard berief sich auf die Erfahrungen, die
er auf seinen weiten Reisen sammeln konnte; er
erwähnte besonders die Salinenorte Halle an der
Saale, Schwäbisch Hall und Sulz, auch mehrere
thüringische Salinen. Überall wird das Salzwasser
im untersten Flöz abgetroffen; dort muß
also auch das nährende Salzflöz liegen. Das Flöz
liegt sehr tief, so daß man es noch nicht erboh-
ren konnte; es streicht unter dem ganzen Flözgebirge
durch. Da letzteres weit verbreitet ist,
muß der Untergrund viel Salz enthalten. Nicht
in allen Fällen seien natürlich Salzquellen ausgetreten
; man habe sie oft künstlich aufschließen
müssen, in manchen Fällen mit Schächten bis zu
140 m Tiefe. Stets sei man im Gipsgebirge auf
gute Solen gestoßen; der Gips aber war immer
von Kalkgebirge überlagert.

Solche stratigraphischen Kombinationen suchte
Erhard nun in den markgräflichen Landen. Er
schlug folgende Orte vor, an denen sich Bohrversuche
lohnen sollten: Blansingen, Brombach,

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