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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-01/0016
im Jahr 1323, Capeila S. Egidii lesen wir 1360,
S. Gilgenkapelle zu S. Gilgen 1469.

Das Langhaus der Kirche ist ein einschiffiger
Bau vom Ende des 13. Jahrhunderts, der Chor
hat fünf zweiteilige gotische Fenster, das Schiff
acht ziemlich schmale gotische Fenster und zwei
Seitenportale, alles noch aus dem 14. Jahrhundert
, während die Eingangshalle etwas älter sein
könnte. Über dem einfachen gotischen Bogen der
Haupttür steht ein dreiteiliges Spitzbogenfenster
mit Vierpaß.

Im Innern der Kirche ist der Grabstein eines
Geistlichen bemerkenswert, mit der Jahreszahl
1503, ferner ein spätgotischer Weihwasserstein.

Als Begleiterin des heiligen Aegidius kennen
wir von anderen Darstellungen eine Hirschkuh,
eine solche soll nach einem alten Bericht auch
am Hochaltar von St. Ilgen abgebildet gewesen
sein; nach einer anderen Auffassung soll eine
Holzschnitzerei am Altar vorhanden gewesen
sein, eine Hirschkuh (Reh) darstellend, die von

dem Heiligen beschützt wird. Das führt uns zu
der sagenhaften Gründungsgeschichte des Gotteshauses
: ein fränkischer Prinz, dem der Heilige
auf der Jagd erschienen sei, habe die Kirche
gestiftet. Die Holzschnitzerei, so sagt Pfarrer
Martini im Jahre 1869, sei „vor etwa 30 Jahren'',
also etwa 1835, abhanden gekommen, ebenso ein
holzgeschnitzter Mann, der einer natürlichen Verrichtung
obliegt, bei der man sonst die Menschen
nicht darzustellen pflegt.

Bis ins 18. Jahrhundert war St. Ilgen Wallfahrtsort
und soll hauptsächlich von Elsässern
besucht worden sein (was die Sage von der
fränkischen Stiftung etwas bekräftigt). Einem
Brunnen dort wurde Heilwirkung zugeschrieben.

Jetzt liegt die Kirche wenig beachtet von
denen, die oben auf der großen Landstraße
Britzingen—Laufen fahren oder wandern, in der
Markgräfler Lößlandschaft; grüne Fluren und
duftende Weinberge umgeben sie, aber der heilige
Aegidius, Beschützer des Waldgetiers, ist
vergessen. Dr. Scheffelt

Emil Baader:

Öunnmingen an Einen alemannt'fdjen Wunöatt&idjtec

Ein ehemaliger Schüler erzählt von August Ganther

Als der Historische Verein für Mittelbaden
kürzlich im Hotel „Zur oberen Linde" in Oberkirch
tagte, war den Heimatfreunden Gelegenheit
geboten, einen Blick in die „August-Ganther-
Stube" zu tun. Diese wurde aus Anlaß des 100.
Geburtstages von Ganther am 9. 3. 1962 durch
den Landesverein Badische Heimat in Verbindung
mit Gastwirt Dilger und Bürgermeister
Erwin Braun eingerichtet. Im Gästebuch der
Stube finden wir Einträge der Nachkommen und
Verwandten von August Ganther, auch von Prof.
Dr. KarlAsal, dem Präsidenten des Schwarzwaldvereins
, sowie Gedichte von Ganther zum Lobe
seiner Heimat. Eines der Gedichte beginnt mit
den Versen:

Oft, wenn ich die Augen schließe,
erscheint mir ein sonnig Bild,
ein Tal seh ich, ein Ifioldes,
mit wogender Saaten Gefild ...

Der Schluß des Gedichtes lautet:

O Wonnetal der Heimat,
das ich so früh verließ,
oft schau ich deine Schönheit,
wenn ich die Augen schließ!

Ein Bild im Buch erinnert auch an die Feierstunde
zum 100. Geburtstag. Besonders fesselnd
sind die Erinnerungen an August Ganther, die
Ludwig Birkenmeier, Wien, zum Gedächtnis an
den Dichter, seinen ehemaligen Lehrer, für das
Buch geschrieben hat.

Unter den wenigen alten Erlebnissen aus
meiner Freiburger Kinder- und Jugendzeit, so
berichtet Birkenmeier, ist die Erinnerung an
meinen ersten Schultag in mir besonders lebendig
geblieben. Als ich an diesem Tag die wenigen
Minuten vom Elternhaus bis zur Lessingschule
ging, war ich Dreikäsehoch mir des Beginns
eines neuen Lebensabschnittes durchaus

bewußt und betrat mit recht gemischten Gefühlen
das Schulgebäude. Nachher fragte mich
meine Mutter natürlich: „Nun, Ludwigle, wie
hat's dir in der Schule g'falle?" Und über meine
Antwort haben wir in unserer Familie später
oft herzlich gelacht: „Mama, des hätt' i garnit
anfange solle!"

Die Schule bereitete mir viele Sorgen. Bleibendes
aber und Wesentliches habe ich der
Volksschule zu verdanken: mein ausgezeichneter
Lehrmeister in diesen vier Jahren war August
Ganther.

Wer war August Ganther? Viele mögen nie
von ihm gehört haben, andere werden sagen, er
sei ein Lehrer, ein Mundartdichter, ein Schulmeister
gewesen wie tausend andere auch. Aber
das Wesentliche an ihm war gerade, daß er nicht
wie die anderen war: August Ganther war ein
außerordentlicher Mensch.

Als Lehrer kannte er „seine" Buben, die ihm
anvertraut waren, alle haargenau: ihre guten
und schlechten Eigenschaften, ihre liebenswerten
und ihre gefährlichen Veranlagungen, ihre
Begabungen und ihre Grenzen, ihre Eltern
und ihre Familienverhältnisse. August Ganthers
Autorität war groß, aber ganz zwanglos; er
besaß sie mit der Selbstverständlichkeit des
guten Pädagogen. Daß er korrekt, natürlich und
vor allem sehr gütig war, wußten wir alle und
schätzten es an ihm. Aber wie er uns mit seinem
Vorbild den Blick für menschliche Größe überhaupt
öffnete, wie er uns Lebensweisheit vermittelte
, die in uns erst Jahre später fruchtbar
wurde — das merkten wir damals nicht.

Wenn wir während des Unterrichts fragten:
„Herr Lehrer, wieviel Uhr ist es bitte?", zog er
bedächtig seine Uhr aus der Westentasche — es

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