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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-01/0017
war die goldene seines Vaters, Armbanduhren
waren noch unbekannt — und gab uns Auskunft
. Keiner von uns hat diese Arglosigkeit je
mißbraucht. Praktisch war er obendrein: Ich
erinnere mich noch genau an die kurze und
beinahe schmerzlose Operation, bei der er mir
—der ich quer über seinem Katheder lag — mit
seinem Taschenmesser einen mächtigen „Spreißel
", den ich mir auf der Schulbank geholt
hatte, aus dem Bein grub. Und mancher von
uns trippelte an seiner Hand tränen- oder sogar
blutüberströmt, aber schon halb getröstet nach
einem der üblichen Bubenunfälle, bei denen der
Lehrer Erste Hilfe geleistet hatte, nach Hause.
Und wie oft haben wir Schulpausen freiwillig in
unserem Klassenzimmer verbracht: dann nahm
Ganther die Stimmgabel ans Ohr und sang uns
mit seiner prachtvollen lyrischen Tenorstimme
Opernarien oder auch alte Volkslieder. Wie gebannt
saßen dann die Sechs- bis Achtjährigen,
während sie doch draußen nach Bubenart hätten
tollen können.

Dann und wann trafen wir ihn beim täglichen
Spaziergang auf dem Schloßberg. Oft
aber blieb unser Lehrer bei uns stehen, wenn
wir in der Dreisamstraße Fußball spielten, und
ermutigte uns mit fachmännischen Ratschlägen

im Spiel. Oder er unterhielt sich mit dem Laternenanzünder
, der täglich in der Dämmerung
seinen Rundgang machte. Wieviel Stoff mag er
da für seine Erzählungen und Gedichte zusammengetragen
haben, während er mit den Menschen
zwanglos plauderte und in seiner gütigen
Leutseligkeit alle Herzen spielend gewann.

Tröstlich für alle mit denen er umging —
auch für uns Kinder — war oft sein feiner
Humor, der ja in seinen alemannischen Mundartgedichten
bekannt geworden ist, mit denen
er sich als der typisch bedächtige und im Grunde
seines Herzens heitere Schwarzwälder ausweist.

Hat Ludwig Birkenmeier mit diesen Worten
dem Schulmann und Menschen August Ganther
nicht ein schönes Denkmal gesetzt?

Eine Gedenktafel findet sich auch an des
Dichters Geburtshaus (Hauptstraße 69) zu Oberkirch
. Sein Bildnis hat nicht nur einen Platz in
der August - Ganther - Stube, wo wir auch die
Bilder der Eltern finden, sondern auch im Rathaus
. Die August-Ganther-Stube in der „Oberen
Linde" wird demnächst auch die Bilder all jener
Städte zeigen, die eine besondere Rolle spielten
in seinem Leben: Oberkirch, Gengenbach, Freiburg
im Breisgau zumal und Vöhrenbach, wo er
am 5. April 1938 gestorben ist.

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„Vom Bodensee zum Rheinfall", Ein Führer zu Kunst-
und Geschichtsstätten von Friedrich Thöne, betitelt sich
ein schmales Bändchen, das der Thorbecke Verlag Konstanz
in bereits 2. Auflage in reizvoller Gestaltung herausgibt
. Es ist ein Bändchen, das sich ohne Beschwer in
der Tasche mitnehmen läßt auf der Fahrt in das landschaftlich
wie historisch und kunsthistorisch so reiche
Gebiet. In der knappen, fast zu knappen Einleitung gibt
Dr. Thöne einen in großen Zügen gehaltenen gerafften
Überblick über das Wesen des ganzen Raumes. Hervorzuheben
sind die ausgezeichneten Bilder, die, vorzüglich
in Auswahl und Druck, eine wesentlichen Bestandteil
des Bändchens darstellen. So wird es zu einem kleinen
Kunst- und Geschichtskompendium dieser glücklichen
Landschaft, von einem Kenner verfaßt, das man jederzeit
gerne mit Gewinn zur Hand nimmt. Künstler- wie
Ortsregister und das Verzeichnis der wesentlichsten
Literatur bieten eine wertvolle Hilfe.

„Vom Bodensee zum Rheinfall". Ein Führer zu Kunst-
und Geschichtsstätten von Friedrich Thöne (Landkreis
Konstanz und angrenzende Schweizer Gebiete) Thor-
becke Taschen Bildführer, 112 Seiten. Jan Thorbecke
Verlag Konstanz, Preis 9,80 DM.

Wir möchten nicht versäumen, heute schon auf das
Erscheinen eines großen Werkes — ebenfalls im Thorbecke
Verlag — hinzuweisen. Es handelt sich um eine
der großartigsten mittelalterlichen Bilderhandschriften,
die in einer ausgezeichneten Faksimileausgabe wiedergegeben
wird: Ulrich Richental, „Das Konzil zu Konstanz
". Ulrich Richental war ein Bürger der Konzilstadt
Konstanz. Der Verlag schreibt hierzu in seiner
Aufforderung zur Subskription:

„Seit dem Beginn des 16. Allgemeinen Konzils im
Jahre 1414 zu Konstanz, dem einzigen auf deutschem
Boden, sind nun 550 Jahre vergangen. Die Stadt war
damals über vier Jahre lang der Schauplatz eines der
größten Ereignisse des 15. Jahrhunderts.

Einer der wichtigsten zeitgenössischen Berichte über
dieses Konzil blieb in der Chronik erhalten, die Ulrich
Richental verfaßte und von heute unbekannten Künstlern
reich mit Bildern ausstatten ließ. Diese zeigen die
großen, öffentlichen Staatsaktionen, die prunkvollen
Feierlichkeiten, bunte und anmutige Szenen aus dem
Treiben des Volkes, Schilderungen fremder Gebräuche

und Ereignisse besonderer Art, wie die Verbrennung
von Jan Hus, die Flucht und Absetzung von Papst
Johannes XXIII., die Wahl von Kardinal Otto Colonna
zum neuen Papst, den Einzug König Sigmunds in die
Stadt. In diesen Szenen wird die gesamte abendländische
Kultur der Zeit lebendig."

Bekannte Fachwissenschaftler wie Professor Dr. Fink,
Tübingen, Dr. Otto Feger, Konstanz, und Dr. Lilli Fischel,
Karlsruhe, bieten in einem umfangreichen, reichbebilderten
Kommentarband alles Wissenswerte zu Handschrift
und geschichtlichem Ereignis. Man darf mit Recht
die Herausgabe dieses Werkes ein besonderes Ereignis
im internationalen Verlagsbuchhandel nennen. Die zusammenfassende
Inhaltsangabe der Beiträge und Erläuterungen
erscheinen außer in deutscher, auch in englischer
, französischer, italienischer u. spanischer Sprache.

Ulrich Richental: „Das Konzil zu Konstanz".
Bd. I: Vollständige faksimilierte Ausgabe der Handschrift
im Rosgarten-Museum zu Konstanz. 298 Seiten
mit 105 meist ganzseitigen kolorierten Zeichnungen
und Wappentafeln mit über 800 Wappen. 7farbiger
Offsetdruck.

Bd. II: Kommentarband mit Bildproben aus den anderen
Versionen der Richentalhandschrift,. 200 Seiten,
etwa 40 färb. Abbildungen.

Beiträge: Das Konstanzer Konzil in kirchengeschichtlicher
Sicht Dr. Karl August Fink, o. Prof. f. Kirchengeschichte
, Tübingen. — Der Ablauf des Konstanzer
Konzils nach zeitgenössischen Schilderungen Dr. Otto
Feger, Konstanz. — Kunsthistorische Würdigung, Dr.
Lilli Fischel, Karlsruhe.

Gemeinsame Herausgeber und Verleger: Josef Keller
Verlag, Starnberg, und Jan Thorbecke Verlag, Konstanz
, Stuttgart. — Subskriptionspreis bis zum Erscheinen
680— DM, späterer Preis 870,— DM.

Konstantin Schäfer

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Schönes Baden"

Als 13. Band in der Reihe „Deutschland im Bild" ist
im Verlag Wolf gang Weidlich, Frankfurt, „Schönes
Baden" erschienen. Die Bilderbücher für Erwachsene,
wie man die „Panorama-Bücherei4' vom Verlag Andermann
, „Die Schönen Bücher" von Strache, Stuttgart,

15


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