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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-04/0007
"lebte, besang er den Heiligen Oswald in lateinischen
Versen und wies nach, daß Oswald ein
Verwandter Karls des Großen sei. — The Verie-
rable Bede, Alkuins Lehrmeister, war Oswalds
Biograph. Er war es, der Alkuin in das Leben
und die Legende Oswalds einführte.

Alkuins Freund, der Erzbischof Arno von Salzburg
, selbst Angelsachse, bewarb sich um eine
Reliquie des Heiligen. Sp kam es, daß die Verehrung
Oswalds sich bis zum Bayrischen Wald
an der böhmischen Grenze ausbreitete, wo der
kleine Ort St. Oswald Zeugnis davon ablegt, daß
der Heilige hier im Bewußtsein des Volkes lebteT.

Auch in Bozen steht eine Oswaldkapelle, in
Traunstein am Chiemsee eine Oswaldkirche. In
der Schweiz und in Deutschland werden Reliquien
des Heiligen verehrt.

Hildesheim hat eine Reliquie des Hauptes;
reine Armreliquie befindet sich im Kloster Weingarten
in Württemberg. In Zug, in der Schweiz,
wird ein mit Oswalds Blut getränktes Tuch
verehrt, das 1495 auf Ersuchen dorthin gekommen
sei.

Auch in die 'frühchristliche Literatur ist
Oswald als christlicher Kämpfer, Held und Märtyrer
eingedrungen. — Luidger, ein Schüler
Alkuins, wird .als Dichter des Heliant und der
Spielmannslieder betrachtet. Der Held der Spielmannslieder
soll Oswald sein.

Sehr stark lebte der Heilige im Bewußtsein
des gotischen Menschen. Als Bernhard von Clair-
vaux zum Kreuzzug aufrief, wurde es zur Gewohnheit
der Kreuzfahrer, zu Reliquien des Hei-

7 in einer jahrhundertealten Kapelle dort sind viele kleine Fresken. Sie
stellen die Legende um Oswald dar.

ligen Oswald zu wallfahren, um ihn um Schutz
zu bitten.

So ist es ^u verstehen, daß im Höllental bei
Freiburg — dem Durchgangstal von Frankreich
zum Donautal und zum Osten — im 11. Jahrhundert
eine Oswaldkapelle errichtet wurde.

Hier auf einem Seitenflügel des Triptychon
zeigt das zeitgedunkelte Bild den Heiligen Oswald
mit dem pokalartigen Gefäß, so wie wir ihn am
Freiburger Münster abgebildet finden. Auf dem
Gemälde sehen wir auch sein anderes Attribut,
den Raben mit dem Brautring, der in seiner Sagfc
eine Rolle spielt.

So schließen sich zwei Kreise! Aus den Impulsen
keltischer Religiosität ging die christlichreligiöse
Bewegung zweier englischer Könige
hervor, die bedeutungsvoll mitarbeiteten an der
frühen Entwicklung des Christentums. Ihr religiöses
Leben und Leiden wirkte so bestimmend
auf den gotischen Bildhauer und Baumeister, daß
diese Königsfiguren als Hauptfiguren am Portal
des Freiburger Münsters ihren Platz finden durften
. Sie rufen uns jene Zeiten zurück, in denen
nach dem Mysterium von Golgatha die Quellen
christlichen Lebens und christlicher Kultur aufbrachen
. Initiationen aus der geistigen Welt führten
Lucius und Oswald zu der Erfüllung ihrer
Aufgaben. Vermittler zu sein, so stehen sie vor
uns, Führer von der keltischen und germanischen
grauen Vorzeit zu einer religiösen, historischen
und künstlerischen Ideenwelt von gleichbleibender
Gültigkeit!

Uns das wieder nahe gebracht zu haben ist*]
das Verdienst des gotischen Künstlers. Die Fassaden
eines gotischen Münsters sind das Lesebuch
des mittelalterlichen europäischen Menschen gewesen
und sollen es wieder für uns werden.

Dr. A. Baumhauer:

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Grenzlandschicksal des Klettgaus

Im südlichen badischen Grenzland, vom elsässi-
schen Sundgau westlich des Rheines bis zum
Bodensee, reiben sich fünf durch naturgegebene
Eigenarten deutlich gekennzeichnete Gaue aneinander
: der rebengesegnete Breisgau an den
westlichen Hängen des Schwarzwaldes, der von
den Höhen des Hotzenwaldes bis zum Hochrhein
abfallende Albgau, der an drei Seiten von
Schweizer Gebiet umgebene Klettgau an den
Ufern der Wutach, das Einbruchsbecken des
Hegaus mit seinen burgenbewehrten Höhen und
der fruchtbare Linzgau im nördlichen Vorland
des „Schwäbischen Meeres". Von allen diesen
Gaulandschaften ist wohl der Klettgau dasjenige
Gebiet, dessen stille, verträumte Schönheit nur
von den wenigsten Besuchern voll gewürdigt
wird. Rein geometrisch bildet das ehemalige
Gaugebiet, das heute je zur Hälfte deutsch und
schweizrisch ist, ein Viereck, an dessen Endpunkten
die Städte Tiengen, Eglisau, Schaffhausen
und Stühlingen liegen, dessen Westgrenze das

Wutachtal bildet, während der Rhein es im Osten
und Süden in weitem Bogen umschlingt. Von
Südwesten nach Nordosten streichen zwei Rän-
denketten als Ausläufer des Schweizer Faltenjuras
durch den Klettgau. Die Siedlungen sind
vor allem in vier Richtungen angeordnet: entlang
der Wutach, am Rheinufer, im ehemaligen
Rheinbett, wo heute die Bahn von Tiengen nach
Schaffhausen führt, und an der Straße von
Grießen hinüber ins Gebiet um Jestetten, das
sogenannte Zollausschlußgebiet.

Als es den Alemannen in ungestümem Vordringen
endlich gelungen war, den römischen
Grenzwall zu durchstoßen, der das Zehntland
schützen sollte, besetzten sie mit dem ganzen
Südhang des Schwarzwaldes auch den Klettgau
und gründeten in den fruchtbarsten Niederungen
ihre Dörfer, deren Name auf -ingen endigen,
während die ursprüngliche vorgermanische Bevölkerimg
in den -weil - Orten siedelte. Als die
Alemannen dann 496 von den Franken besiegt

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