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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-04/0013
Mutter, die Ernst Schleith sehr verehrte,
wird er das Grüblerische und Schwermütige
bekommen haben, das dem Maler Zeit
seines Lebens im Blute lag und sich auch
in seinen Werken widerspiegelte.

Der Knabe war erst elf Jahre alt, als
die Mutter für immer von dieser Welt
ging, und kein anderes Kindheitserlebnis
blieb mehr in ihm haften wie dieser erste
große Schmerz beim Tode der geliebten
Mutter.

Als der Schüler Ernst Schleith mit elf
Jahren in der Dorfschule einmal seine
Kameraden zeichnen sah, ergriff ihn das
große Verlangen, es ihnen gleichzutun. So
besorgte er sich die Nummern des damals
beliebten Blattes „Gartenlaube" und zeichnete
die darin befindlichen Bilder, meist
Porträts, ab. Als er darin einige Fortschritte
erzielt hatte, fing er mit Wasserfarben
an und malte nun Blumen und
Schmetterlinge. Das Aquarellieren wurde
übrigens später sein Lieblingsfach. Er entdeckte
auch die Reißkohle und zeichnete
nun wie ein Besessener. Bald hatte er bei
seinen Schulkameraden den Übernamen
„Chunstmoler" weg. Doch es sollte sich
zeigen, daß Ernst Schleith aus diesem
Übernamen einen Ehrennamen zu machen
wußte.

Sein Lehrer Konrad Thiemig, später ein
Freund und Förderer von ihm, ertappte
den jugendlichen Maler eines Tages in
der Schule dabei, wie er das Heilige Land
Palästina zeichnete. Der Lehrer war nun
durchaus nicht unverständig, sondern freute
sich an der Begabung seines Schülers und
gab ihm gelegentlich seine eigenen Seminarzeichnungen
zu neuem und anregendem Studium
mit nach Hause. So entwickelte sich zwischen
Schüler und Lehrer eine Art freundschaftlichen
Verhältnisses, das sich später, als Ernst
Schleith auf der Kunstakademie in Karlsruhe
seinen Studien oblag, noch vertiefte und bis zum
Tode Konrad Thiemigs anhielt.

Als Ernst Schleith an Ostern 1886 konfirmiert
wurde, überredeten Lehrer Thiemig und Pfarrer
Schweikhardt den Vater, seinen so begabten Jungen
auf die Kunstgewerbeschule nach Karlsruhe
zu schicken. Vater Andreas Schleith war mit diesem
Vorschlag einverstanden, und er sandte verschiedene
Zeichnungen seines Sohnes in die Residenzstadt
, um sie prüfen zu lassen. Bald kam
auch die Antwort, daß der Schüler willkommen
sei, er müsse jedoch erst das 16. Lebensjahr
vollendet haben. So besuchte Ernst Schleith in
der Zwischenzeit für ein halbes Jahr die Gewerbeschule
in Schopfheim.

Die Studienzeit in Karlsruhe

Als Ernst Schleith seine erste große Reise antrat
, die ihn nach Karlsruhe führen sollte, gab
ihm der Vater bis nach Basel das Geleit. Dort
gab es ein letztes Abschiednehmen, und der Sohn,
auf sich allein gestellt, fuhr zum ersten Mal hin-

Junger Römer / Kohlezeichnung 40X57, im Besitz von Kurt Ueckert

ein in die fremde Welt. So begann für den kunstbegeisterten
Jüngling erst einmal der Ernst des
Lebens.

In Karlsruhe lernte Ernst Schleith nun drei
Jahre lang. Verschiedene Stipendien ermöglichten
ihm dieses gründliche Vorstudium. Sein
Lieblingsfach wurde, wie schon erwähnt, das
Aquarellieren, auch machte er gerne Aktzeichnungen
. Zuguterletzt arbeitete er im neueingerichteten
Atelier, wo auch Aufträge ausgeführt
wurden. So erwarb sich Ernst Schleith gründliche
Kenntnisse in der Malkunst, so daß ihn Direktor
Götz von der Kunstgewerbeschule für zwei Jahre
in sein eigenes Atelier holte. Er zahlte ihn so,
daß er davon leben konnte und ließ ihn an seiner
Arbeit teilnehmen. Auch der später berühmt
gewordene Professor Laeuger zählte in jener
Zeit zu den Zeichnern von Götz. So sehr ihm die
Arbeit in Karlsruhe auch Freude bereitete, so
gut er mit seinen Freunden in der Akademie
auch auskam — es sei nur die Freundschaft mit
Emil Nolde erwähnt — so zog es ihn in den Ferien
doch immer wieder in die Heimat, in das
geliebte kleine Wiesental. Der herzliche Kontakt
mit den Eltern — der Vater hatte sich inzwischen
zum zweiten Mal verehelicht mit Karolina
Oßwald, der Schwester seiner ersten Frau — und
seinen Geschwistern litt nicht unter dem Stu-

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