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dium in Karlsruhe. Es waren viele Briefe' und
Karten, die im Verlauf der Studienzeit zwischen
Karlsruhe und Wieslet die familiären Bande zusammenhielten
. Bei einem dieser Ferienaufenthalte
in der Heimat porträtierte Ernst Schleith
bereits namhafte Bürger der Stadt Schopfheim,
unter ihnen Weinhändler Sutter und Dentist
Busam, die danach zu dem Kreis Schleith'scher
Freunde und Förderer gehörten.
Auf Grund seiner hervorragenden und überzeugenden
Arbeiten kam Ernst Schleith im Oktober
1892 auf die Karlsruher Kunstakademie. Dort
studierten mit ihm zusammen Hermann Daur,
Haueisen und Groh. In der ersten Zeit war Ernst
Schleith Schüler von Professor Schurth, welcher
Porträtmalerei und Aktzeichnen lehrte, dann
kam er zu Professor Grethe, der die Malklasse
führte. Als dritter Lehrer schließlich hatte
Schleith den Professor Kalckreuth, wo mit ihm
auch Bühler und Hermann Strübe-Burte lernten.
M e i s t e r s c h ü 1 e r von Hans Thoma
Den größten Einfluß auf Ernst Schleith übte
jedoch Professor Pötzelberger aus, der als Zeichner
und vor allem durch seine Anleitung zum
Komponieren der Begabung Schleiths am stärksten
entgegenkam. In den Semesterferien ging
Ernst Schleith nach München, der nach Berlin
bedeutendsten deutschen Kunststadt. Nach der
Rückkehr aus München gehörte er dann zu den
Meisterschülern von Hans Thoma, doch war das
Zusammentreffen der beiden schwerblütigen
Alemannen nicht sehr fruchtbar. Hans Thoma
schätzte zwar die Porträts von Ernst Schleith,
dieser selbst stand jedoch ganz im Banne von
Arnold Böcklin, Wilhelm Leibi und Adolf von
Menzel.
Persönliche Schwierigkeiten machten um 1900
ein Zurückkehren des Künstlers in die Heimat
zunächst nicht möglich. So zog er schweren Herzens
für einige Zeit nach Halle an der Saale, wo
er eine Privatmalschule für Damen eröffnete. Da
er die Unterrichtszeit sehr ernst nahm, kostete
sie ihn viel Zeit, ohne daß er dafür ein entsprechendes
Einkommen verzeichnen konnte. Es
stellte sich mit der Zeit auch wieder das Heimweh
nach Wieslet ein, nach den Bergen und Tälern
des südlichen Schwarzwaldes. Er suchte und
fand Trost in Entwürfen von heimatlichen Landschaften
. So entstand im fernen Halle an der
Saale der Entwurf zu einem großen Gemälde,
welches einen Blick ins kleine Wiesental bei
Wieslet zeigt. Diesen Entwurf führte der Künstler
später in der Heimat aus.
Im Herbst 1902 kehrte Ernst Schleith wieder
nach Karlsruhe zurück und war nochmals Schüler
von Hans Thoma; doch wiederum nur von
kurzer Dauer, denn diesmal mußte er an Arbeit
und Verdienst denken. So bereitete er im Privatunterricht
Schüler auf die Akademie vor. Das
war um 1905. Er nahm in dieser Zeit auch die
langersehnte Gelegenheit wahr, wieder einmal
aufs Land zu gehen. Einer seiner früheren Schüler
aus eben dieser Zeit — der Student Hans
Grether von Lörrach — ermöglichte ihm einen
„Haselwürstli"
Bleistiftzeichnung (Studie) 16X23, im Besitz von Kurt Ueckert
Aufenthalt in Rodenberg im Odenwald. Dort verbrachte
er ein halbes Jahr, angefüllt mit Plänen
und einer impulsiven Schaffensfreude. Jetzt aber
wurde das Heimwehr immer stärker, doch erst
im Sommer 1906 fand sich eine Möglichkeit, ins
geliebte Wieslet zu kommen.
Ernst Schleiths Bruder, der in Zell im Wiesental
als Kaufmann tätig war, benutzte eine
sich bietende Gelegenheit, in Schopfheim ein
Geschäft zu übernehmen. Bei diesem Bruder
wohnte er nun. Es dauerte nicht lange, so wurde
er zu einem längeren Aufenthalt zu Lehrer Thie-
mig nach Wieslet eingeladen. Die Bilder von
Wieslet und Schillighof aus jener Zeit gehören
zum besten, was Schleith in seinem reichen
künstlerischen Leben geschaffen hat.
Während des Winters 1906/07 war er zu einem
Studienaufenthalt in München, wo er Schüler
von Hölzl war. Ihm verdankte er manche Anregung
in Komposition und Farbenbehandlung. Als
er wieder in die Heimat zurückkehrte, entdeckte
er die andere Seite der Heimat: den einsamen
und weltfernen Hotzenwald. Er wohnte im stillen
Hotzendorf Hottingen und fand in Dr. Schenk
von Rickenbach einen großzügigen Förderer und
guten Freund. In dieser Zeit entstanden nun die
Bilder und Zeichnungen der herben, aber doch
großartigen Landschaft des Hotzenwaldes. Dem
Aufenthalt in Hottingen folgte ein Winter in
Schopfheim und ein zweiter Sommer in Hottin-
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