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wieder. Er bereitete sich auf die Schopfheimer
Gewerbeaussteilung vor, auf welcher er eine
Anzahl Gemälde ausstellen sollte. Doch mitten
in den Vorbereitungen brach der erste Weltkrieg
aus.
Durch die bald danach einsetzende Knappheit
an den nötigen Malutensilien, vor allem der
Farben, begann Ernst Schleith mit einer neuen
Maltechnik: er begann mit den später so bekannt
gewordenen „Bleistiftbildern", welche ihn von
allen anderen Markgräfler Malern so unterscheiden
sollten. Wohl hatte er in früheren Jahren
einige dieser Bleistiftbilder geschaffen, aber zu
seinem eigentlichen Stil machte er diese Technik
erst mit Beginn des Krieges, und da auch zuerst
nur notgedrungen, wie bereits erwähnt.
Anfangs März des Jahres 1917 wurde er nach
Lahr eingezogen. Im Herbst desselben Jahres
kam er zur Postüberwachungsstelle nach Waldshut
. Dabei hatte er stets das große Glück, Kameraden
zu finden, welche ihn als Künstler achteten
und ihm auch das Kasernenleben etwas
erträglicher gestalteten.
Heimkehr nach Wieslet
Als der Krieg vorbei war, zog Ernst Schleith
für immer nach Wieslet. Im Jahre 1919 richtete
ihm die Gemeinde unter Bürgermeister
Sütterlin im Dachgeschoß der Volksschule ein
Atelier ein. Hier lebte er fortan in seiner eigenen
Welt, nur gelegentlich unterbrochen durch
längere Besuche bei seinen Freunden, bei denen
er stets freundliche Aufnahme fand und immer
willkommener Gast war.
Der Maler dankte das große Entgegenkommen
seiner Heimatgemeinde damit, indem er
seinem Heimatdorf ein großes Gemälde mit
einem Blick auf Wieslet und die umliegenden
Berge schenkte. Dieses Bild hat seit vielen Jahren
einen Ehrenplatz im Rathaus.
Von Wieslet aus machte Ernst Schleith in der
Folgezeit bis kurz vor seinem Tod viele ausgedehnte
Wanderungen. Er hielt sich gelegentlich
längere Zeit in Schlächtenhaus, Hofen, Elbenschwand
, Bürchau, Schönau, Gresgen u. Schweigmatt
auf, wo er seinen künstlerischen Neigungen
nachging. So erschloß er sich einen immer größeren
Bezirk seiner Heimat im künstlerischen
Schaffen.
Anläßlich seines 60. Geburtstages, den der
Künstler, wie es seine Art war, ohne viel „Aufhebens
" beging, gedachte ihm auch „Feldbergs
Töchterlein" und wand ihm den gebührenden
Blumenkranz: „Er hat sich immer das Lernenwollen
behalten, er hat sich nie für fertig gehalten
und dieser Beweis innersten Strebens zeigt,
daß er noch nicht alt ist. Der 60. Geburtstag ist
ihm kein Anlaß, seine Bemühungen um neue
Aufgaben abzuhalten. Nichts liegt ihm ferner,
als der Wunsch, gefeiert zu werden. Was er
heute braucht, ist Vertrauen und Bestätigung,
Menschen, die seine Heimat so lieben wie er sie
liebt, und die darum schätzen lernen, was er
ihnen als der Maler dieser Heimat gegeben hat
und noch weiter zu geben hat. Und wenn wir
ihm daher zum 60. Geburtstag alles Gute wünschen
, dann meinen wir damit Gesundheit, frohe
Schaffenskraft, Lebensmut und ein wenig mehr
Sorglosigkeit, dann wünschen wir ihm in erster
Linie eine kleine Gemeinschaft von Freunden,
die seine Arbeit tragen helfen, und damit dazu
beitragen, daß sein Lebenswerk, dessen tiefe Bedeutung
heute schon viele zu schätzen wissen,
vollendet wird. Und wenn ihm heute ein Wies-
leter Maidli einen Maien bringt, dann möge er
ihn nehmen als einen Gruß der Heimat, die ihm
dankt, weil sie durch ihn erst ihre Schönheit
ganz begriffen hat".
Einige Freunde des Malers aus Schopfheim und
Hausen riefen damals zu einer „Ernst Schleith-
Spende" auf; dieser Aufruf blieb in der Heimat
nicht ungehört, und so konnte dem Künstler eine
schöne Geburtstagsspende überreicht werden.
Gelegentlich stellte Ernst Schleith auch Bilder
aus; in Schopfheim geschah dies im Schaufenster
der Buchbinderei Lais in der Scheffelstraße. In
jener Zeit schrieb Hermann Burte einmal über
Ernst Schleith: „Weniger bekannt und begünstigt
als Daur ist Ernst Schleith aus Wieslet, eine
empfindsame, grüblerische Natur. Er hat schon
frühe technisch hervorragende Aquarelle geschaffen
, Stimmungslandschaften und treffliche Bildnisse
; von äußeren Hemmungen nicht verschont,
ringt er ernst und tief um seine Kunst, ein Könner
, dem Aufgaben gestellt und Aufträge gegeben
werden sollten. Rein als Maler gewertet steht
er Daur nicht nach".
In den Jahren danach machte sich bei Ernst
Schleith ein immer stärker werdendes Herzleiden
bemerkbar, von dem er sich nicht mehr erholte
. Er starb einsam, so wie er gelebt hatte,
am Sonntag, dem 11. Februar 1940, im Alter von
69 Jahren. Ergreifend sind seine Worte in seinem
letzten Brief an seinen Neffen Karl Schleith
in Schopf heim: „Mein tragisches Schicksal ist
vielleicht nicht mehr aufzuhalten. Alle meine
Zeichnungen gehören Dir und Deiner Schwester.
Einige Zeichnungen sind sehr wertvoll. Zeichenlehrer
Strub, Seith usw. können euch evtl. beraten
. Vielleicht kauft einmal die Stadt Lörrach
von diesen Zeichnungen fürs Museum. Sämtliche
angefangenen Ölgemälde sind leider, leider unfertig
. Sie sind zu verbrennen. Für die besten
Zeichnungen sind 50 Mark für ein Stück nicht
zu viel. Sie sind also nicht zu „verschenken".
Daß meine Mutter so früh starb, ist wohl die
Hauptursache, daß ich soviel Leid und Unglück
erleben mußte. Ich kann jetzt so schwer schreiben
, meine Hand zittert immer wieder. Ich bitte
deshalb, dieses Geschreibsel zu verbrennen. Ich
bin eben krank und habe leider so wenig Hoffnung
auf ganze Genesung. Es sind hier noch
viele Zeichnungen, besonders Skizzen, Studien
und Entwürfe. In drei kleinen Mappen eine Art
Werdegang, ungefähr die Jahre 1895 bis 1908
umfassend. Die Ölfarben sind zu senden an Herrn
Franz Kiefer, Gasthaus zum Ochsen, Schönau.
Er hat sie mir teilweise geschenkt".
Zahlreiche Freunde 'hatten sich trotz des Krieges
zur Beerdigung im Heimatdorf eingefunden.
Unter ihnen befand sich einer der größten Künst-
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