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hatte, „von einem sauberen und wohlgefärbten
Angesicht, mittelmäßiger Größe, weder mager
noch dick, habe schwarze Haare."
Es ist nicht möglich, alle diese der Straße
verfallenen Menschen anzuführen. Auch andere
Oberämter gaben ähnliche Listen heraus, so 1783
Buchloe. Hier stammen die Angaben „von der in
dem gemeinschaftlichen Zuchthaus zu Buchloe
processiert, und wegen mehreren begangenen
gewaltsamen Diebstählen den 13. Wintermonats
1783 durch das Schwert hingerichteten Maria
Anna Mayrinn von Haigerloch, oder so genannten
Henneflügels-Mariann, als Diebskammeraden
angegeben und beschrieben, zumalen in solcher
Eigenschaft sowohl in dem Besiebungsverhör, als
auch nach angekündigtem Tode und empfangenem
Allerheiligsten Abendmahl bestätiget worden
sind." Ihr Ende kennen wir somit. Es ist ihr
aber auch zu Lebzeiten nicht allzu gut ergangen.
Da war „des Schmölzlens Toni, ein sehr großer
nicht gar dicker Kerl, könne 36 Jahre alt seyn."
Man merkt an ihren Beschreibungen das ganz
anders beobachtende weibliche Auge. Sie fährt
fort: er „habe ein langes schwarz mageres Angelicht
, röthliche Wangen, eine spitzig lange Nase,
braune Augen, und schwarze fliegende abgeschnittene
Haare; er trage einen blau tüchenen
Rock, gestreiftes Leiblein, und schwarzlederne
Beinkleider. Dieser Kerl sammt seinem Menschen
(der Gans-Käther) habe Delinquentinn zwischen
Alt-Oberndorf und Harthausen im Thal völlig
ausgezogen, und ihr ihre Kleider sammt 2 Pfunden
Fäden gestohlen, wie auch einen grün zeu-
genen Rock aus ihrem Pack." Diese Gans-Käther
schilderte sie nicht sehr liebenswürdig als eine
böse Hexe: „ ... ein langes rahnes greßliches
Mensch, von einem blassen mageren Gesicht, großen
Maul, lang spitziger Nase, braunen Haaren.
Sie trage einen grün zeugenen Rock, gestreiften
Schurz, eine roth damastene Haube, und einen
schwarzen mit Band eingefaßten Hut. Sie sey
ein verwegenes Mensch; führe ein beinahe halb-
Elen-langes Messer in dem Busen mit sich."
Auch eines Pfarrers Hauserin war dabei, die
ihrem Pfarrherrn davongelaufen war; es war des
Zieglers Tochter von Buchau am Federsee. Eine
Tragödie hatte sich mit der stutzohrende Marian
abgespielt. Sie war ein stattliches Weibsbild in
den 30er Jahren, „habe ein sauberes fettes Angesicht
, rothe Wangen, schwarzbraune Augen, und
schwarze Haare, auch auf einer Seite kein Ohren-
läpplein; indem ihr solches von einer Kammera-
din, weil sie derselben einen Kerl entführt, hinweg
geschnitten worden." Das Huren - Mohrle
wird wegen ihrer Schönheit gerühmt: sie habe
gelbe Haare und dergleichen Augenbraumen und
große schwarz braune Augen; wie aber in ihr
vollkommenes Angesicht die zwei Warzen von
der Größe einer Haselnuß auf ihrer rechten
Wange als Schönheitszeichen sich einfügen lassen
, läßt auf eine großzügige Beurteilung schließen
. Was ist vollkommen auf dieser Erde? Vielleicht
nur das Schlechte und Böse.
G.L.A., Karlsruhe, Breisgau Generalia 2627, Polizei 1783/84.
Emil Baader:
Ortsnamen alö UcFunben fcütyec Lfyirnatgefdji'djte
Haben die Städtenamen Lahr und Lörrach die gleiche Wurzel?
Familiennamen erzählen von Beruf, Herkunft
oder besonderen Eigenarten der ersten Namensträger
.
Wie Familiennamen, so sind auch die Ortsnamen
bedeutsame Urkunden zur Geschichte der
Heimat. Wie in jedem Lexikon nachzulesen ist,
stammen zahlreiche Gebirgs-, Fluß- und Städtenamen
aus keltischer Zeit. Keltischen Ursprungs
sind Gebirgsnamen wie Taunus und Jura, Ar-
dennen, Vogesen und Sudeten, ebenfalls stammen
die Flußnamen Rhein, Ruhr und Weser,
Neckar, Main und Donau, aber auch die Isar,
Seine, Marne und Po aus keltischer Zeit. Auch
Städtenamen wie Wien, Trier und Mainz, Worms,
Kempten und Metz, aber auch Mailand, Venedig,
Paris u. a. gehen auf keltische Zeit zurück.
Nach Berichten von Oberstudienrat Fritz
Langenbeck, Bühl, gibt es im Gebiet des Oberrheins
auch zahlreiche Orte, deren Namen aus
römischer Zeit stammen. Er nennt u. a. Zarten,
Riegel, Kork, Kehl, Zeutern, Ladenburg, Pforzheim
, aber auch Breisach, Kleinkems.
Lange Zeit war der Name Lahr für viele
Ortsnamenforscher ein Rätsel. Man dachte an
die römischen „Laren", an das keltische „laros"
(Boden) oder auch an das altgermanische Wort
„gilare" = Wohnung. Es ist das Verdienst des
hervorragendsten deutschen Ortsnamenforschers
Universitätsprofessor Dr. Josef Schnetz, München
, Herausgeber der „Zeitschrift für Namenforschung
", als erster eine eindeutige Erklärung
des Ortsnamens Lahr gegeben zu haben. Schnetz
kam zur Erkenntnis, daß Lahr und Lohr das
gleiche sind. Seine erste Arbeit über das Lahr-
Problem veröffentlichte er im Jahresbericht des
Gymnasiums Lohr am Main. Lahr oder Lohr,
auch Lare geschrieben, bedeutet nach Schnetz'
Ausführung nichts anderes als Weideplatz. Weidewirtschaft
spielte in früher Zeit und bis ins
Mittelalter hinein überall eine besondere Rolle.
Unter „Lahr" ist ein natürlicher Weideplatz zu
verstehen, sowohl eine Grasweide wie auch eine
Waldweide. Mit der Zeit wurde die Bedeutung
des Namens vergessen. Eine Fülle von Beweisen
führt Schnetz für seine Deutung an. Am häufigsten
ist der Name Lahr in Verbindung mit Namen
von Pflanzen, zumal Bäumen, und Tieren
zusammengesetzt. Bei Gießen gibt es ein Birklar
, d. h. eine Weide im Birkenwald. In Holland
finden wir Beukelar, d. h. Weide im Buchenwald,
an die Eiche erinnert Eklere, d. h. Weide im
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