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V
Abb. 2: Plan der Viereckschanze „Muhnenholz". Bei seinem Besuch im Oktober 1964 hat Herr
Dr. Klaus klargestellt, daß das Tor der Schanze sich in der Mitte seinei üstseite befindet.
Die Einebnung von Wall und Graben ist später erfolgt, um die Holzabfuhr aus dem Innern
der Anlage zu ermöglichen. Die Pfeilstriche bedeuten Holzabfuhrwege.
einem Hang oder in einer Geländemulde
(Abb. 6). Sie waren somit der
Sicht von außen preisgegeben, und
die Verteidiger wären bei einem Angriff
von vornherein im Nachteil
gewesen. Wall und Graben sind
manchmal sehr flach und hätten
im Ernstfall keinen wesentlichen
Schutz geboten. Die Häufung in
umgrenzten Gebieten läßt keine
sinnvolle strategisch - militärische
Funktion erkennen.
2. Die Deutung als Gutshof
kam auf, weil Schumacher innerhalb
der Schanze von Gerichtstetten
auf die Grundmauern eines
Steinhauses stieß. Seine Überlegun gen
schienen zwingend zu sein, da
die Kelten Meister der Mauertechnik
waren, wie die zahlreichen
Fluchtburgen (Tarodunum am Ausgang
des Höllentales, der Heiligenberg
bei Heidelberg) beweisen. Der
Deutung Schumachers wurde der
Boden entzogen, nachdem in vielen
anderen Schanzen Steinbauten
fehlten.
der ins Wanken. Es erwies sich, daß die Viereckschanzen
so gut wie völlig fundleer waren. Insbesondere
fehlten Gebäudespuren durchweg. Die
Feststellungen solcher in Gerichtstetten bildeten
eine große Ausnahme. Die Deutung als Bauernhof
mußte damit abgeschrieben werden. Man verfiel
dann auf die Erklärung, daß es sich um einen
Viehpferch gehandelt habe. Aber auch diese Deutung
konnte nicht befriedigen. Der ungeheure
Aufwand von menschlicher Arbeitskraft durch
Aushebung eines Grabens und Aufschüttung eines
Walles erscheint sinnlos, besonders wenn
man die großen Anlagen in Betracht zieht, etwa
die Viereckschanze von Deisenhofen in Bayern,
die 500 m : 400 m mißt. Dazu kommt, daß bei
vielen Schanzen der Graben verhältnismäßig wenig
tief und der Wall entsprechend wenig hoch
war, so daß ein Schutz gegen angreifende Tiere
nicht eirsichtlich war. Die Errichtung eines Zaunes
aus Holz, das in der alten Zeit reichlich vorhanden
war, oder der Schutz durch eine lebende
Hecke wäre einfacher und wirkungsvoller gewesen
. In dieser Weise war der Qrtsetter unserer
Dörfer im Mittelalter nach außen abgeschlossen.
In diesem Zusammenhang darf' darauf hingewiesen
werden, daß unser Wort „Zaun" gleichbedeutend
ist mit dem Ausdruck „town", der in
der englischen Sprache zum Begriff der Stadt
geworden ist.
Fassen wir die gegebenen Erklärungen der
Viereckschanzen, die nacheinander aufkamen, zusammen
, so läßt sich folgendes sagen:
1. Die Deutung als Befestigung scheidet
aus, da die Schanzen nie auf Bergeshöhen
liegen, sondern in einer Ebene, sehr oft sogar an
Völlig unvereinbar mit einer
Wehranlage wie mit einem Gutshof
ist das Vorhandensein nur eines
Tores. Auch daß dieses niemals im Norden
angelegt wurde, widerspricht solchen Zweckbestimmungen
.
3. Die Deutung als Viehpferch ist nur
eine Verlegenheitserklärung.
Auf einen völlig neuen Boden wurde die Aussprache
'gestellt durch eine Arbeit, die sich im
Nachlaß des verstorbenen 'Direktors des Deutschen
Archäologischen Instituts in Frankfurt am
Main, Friedrich Drexel, fand. (Drexel „Templum".
Germania XV, 1931, S. 1—6. Rom. Germ. Kommission
.)
Abb. 3: Karte der Viereckschanzen in Deutschland und Frankreich. Die
größere Gruppe liegt im Gebiet der oberen Donau, die kleinere im Bereich
der Seine-Mündung. Die Fundlücke dazwischen läßt sich heute noch nicht
befriedigend erklären. Keinesfalls besteht sie in fehlenden Beobachtungen
im Gelände.
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