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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-06/0009
Abb. 4: Karte der keltischen Viereckschanzen (O) und der keltischen
Fluchtburgen ( O ) in Süddeutschland. Beide Denkmale gehen nach Norden
bis zum Main. Sie greifen nur mit einer Fluchtburg im Taunus über den
Fluß hinüber.

Einleitend führt er aus: „Als Schumacher 1899
die von ihm 1896 untersuchte „Gallische Schanze
bei Gerichtstetten" veröffentlichte, wird er kaum
geahnt haben, welch schwierige Probleme er damit
anschnitt. Ein volles Menschenalter ist seither
verstrichen, aber immer noch dauert der
Streit um die Bedeutung der Anlagen, deren erste
damals von Schumacher ins Licht gestellt wurde.
Ja, man muß sagen, daß die Rätsel, die sie aufgaben
und aufgeben, immer größer werden, je
mehr man sich mit ihnen beschäftigt und je mehr
man ihrer erforscht hat."

Eir zählt dann die einzelnen Deutungen auf,
die man unterlegte, und erwähnt dann eine Bemerkung
von Gerhard Bersu in seinem Bericht
über seine Untersuchungen einer Viereckschanze
bei Oberesslingen: „Dem Bau dieser Schanzen
hat überall ein einheitlicher Wille zugrunde gelegen
." Damit hatte Bersu eine richtige Beobachtung
auf eine kurze Formel gebracht. Alle Viereckschanzen
, — es waren im Jahre 1931 deren
mehr als 200, inzwischen sind einige Dutzend
dazugekommen —, haben bei aller Verschiedenheit
in ihrer Fläche, die sie umfassen, ihrer Lage
im Gelände, in Westfrankreich an der Seine-
Mündung, in Deutschland im Umkreis der oberen
Donau, eines gemeinsam: das einheitliche Bauschema
, dem alle peinlichst folgen.

Eine politische Zentralgewalt gab es in Gallien
nie, die Kelten waren Partikularisten durch und
durch. Ein einziges Band gab es, das alle keltischen
Stämme umschloß, das Druidentum mit
seinem geschlossenen System von religiösen Sitten
und Gebräuchen. Hierfür sorgte eine streng hierarchisch
aufgebaute Organisation, deren Zentralsitz
im Gebiete der Carnuten um Chartres lag.

Die Viereckschanzen, sichtbar durch Wall und
Graben abgeschlossen von der Umwelt, waren die
heiligen Bezirke, in denen das Volk zu religiösen
Feiern und Beratungen sich versammelte,
in denen die Druiden weissagten und ihre
Opfer darbrachten, oft waren es Menschen-,
opfer * (Abb. 7.)

Die fast seherische Deutung Drexels, der Viereckschanzen
als Kultstätten, fand stärkste Beachtung
. Sachliche Einwände konnten kaum vorgebracht
werden. Aber vorerst waren es nur scharfsinnige
Überlegungen. Ob sie wirklich zutrafen,
konnte nur durch Grabungen im Gelände erbracht
werden. Dieser unmittelbare Nachweis
wurde in den letzten Jahren nachgeholt. Im Zuge
einer Flurbereinigung in der Gemeinde 'Holzhausen
a. d. Isar (Ldkr. Wolfratshausen) ergab sich
die Notwendigkeit, eine Viereckschanze teilweise
einzuebnen. Die Stelle eignete sich hervorragend
für eine Untersuchung, da die ganze Anlage vollkommen
unberührt war. Die Ausgrabungen begannen
im Herbst 1957. Sie wurden in den folgenden
Jahren abschnittsweise weitergeführt.
Die Ergebnisse wurden inzwischen veröffentlicht
in den Jahresberichten der Bayerischen Bodendenkmalpflege
1960 und 1962 durch den Grabungsleiter
Dir. Schwarz.

Die Viereckschanze von Holzhausen hatte eine
Länge von 100 m und eine Breite von 90 m, gemessen
von den Wallkronen der vier Ecken, die
im Norden, Süden, Osten und Westen lagen. Das
Tor befand sich in der Breitseite nach Südosten.
Die Breite des Wallgrabensystems betrug 16 m,
der Höhenunterschied zwischen Grabensohle und
Wallkrone 5 m.

Bis Ende 1962 war flächenmäßig etwa die
Hälfte der Anlage untersucht. Die Grabungen
begannen mit zahlreichen Schnitten durch alle

Abb. 5: Die Viereckschanze bei Buchendorf (Landkreis Starnberg). Beispie1
einer Aufnahme, wie sie selten möglich sind, da die Schanzen fast immer
im Walde liegen.

vier Wallgräben, später wurden dann große Flächen
bis zum gewachsenen Boden abgehoben.
Diese Untersuchungen erbrachten das eindeutige
Ergebnis, daß die Schanze nicht die ursprüngliche
Anlage war. Unter der Aufschüttung des
Walles zeigten sich in dem gewachsenen Boden
Reihen von Pfostenlöchern, die 15 cm voneinander
entfernt waren und 10 cm stark waren. Hier
stand also ein Zaun. Dieser war stellenweise

* Gleiches berichtet uns Tacitus in seiner Germania, die im Jahre 98
n. Chr. erschien, von unseren germanischen Vorfahren:

„Es entspricht nicht ihrer Anschauung von der Größe der Himmlischen,
die Götter in Wände einzuschließen oder sie irgendwie menschenähnlich
nachzubilden. Sie weihen Haine und Wälder und benennen mit den Götternamen
jenes Geheimnisvolle, das man nur in frommer Andacht schaut.
Auf Vorzeichen und Loswerfen achten sie wie nur irgendein Volk. Dann
ist die • bekannte Art der Weissagung, Stimme und Flug der Vögel zu
beachten auch hier üblich. Dem Volke eigen ist es, aus den Vorempfindungen
und Mahnungen der Pferde etwas erkunden zu wollen. In den
heiligen Hainen und Wäldern der Götter werden Pferde gehalten, es sind
Schimmel, die nicht durch irgendeine Arbeit im Dienste der Menschen
entweiht sind."

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