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Abb. 6: Viereckschanze von Poing (Landkr. Regensburg). Die Schanze liegt
in einer Mulde und ist auf drei Seiten überhöht und jedem Einblick
freigegeben.
durch eine geschlossene Pf ahlwand verstärkt oder
ersetzt. Bei Errichtung derselben wurde ein durchlaufendes
Gräbchen ausgehoben. Die vierkantig zugerichteten
Pfähle, die unten zugespitzt waren,
wurden dicht nebeneinander in die Grabensohle
hineingetrieben. Dann wurde Erde eingefüllt und
festgestampft. Diese Pfahlwand stellte eine ausgezeichnete
Zimmermannsarbeit dar. Eine derartige
Anlage, der auch ein vorgelagerter Graben
fehlte, hatte keinen Verteidigungswert. Allenfalls
könnte man sich darunter die Einfriedigung eines
Bauernhofes vorstellen. Grundrisse eines solchen
, sei es aus Holz oder in Stein, fanden sich
aber im Innern der Schanze nicht. Ebenso fehlen
Scherbenfunde, die bei alten Wohnplätzen in großen
Mengen vorkommen, vollständig.
Diese erste Anlage wurde später, wie sich
weiter feststellen ließ, Zug um Zug entfernt und
durch Wall und Graben ersetzt. — Auch unter
anderen Viereckschanzen wurden unter dem Wall
solche Spuren von Pfostenstellungen beobachtet.
— Schließlich wurde von Dr. Schwarz der Grundriß
eines einräumigen Holzbaues gefunden, der
zum Teil unter der Wallschüttung lag. Das Gebäude
war also älter als der Wall. Es gehörte zur
ersten Anlage mit dem
Holzzaun. Ein anderes
Haus, ebenfalls
einräumig, lag mit
seinem ganzen Umriß
innerhalb der Um-
wallung, war »also Teil
der zweiten Anlage.
Weiter ergab die
Flächenabdeckung 3
Schächte, von denen
der erste 6,5 m tief
war. In der Einfül-
lung hob sich unter
einem Stein ein zehn
Zentimeter breites
Loch ab. Durch vorsichtige
Lotungen
wurde festgestellt,
daß es erheblich in
die Tiefe führte. Es
wurde mit Gips ausgegossen
, und nach erfolgter Erstarrung wurde
die Gipssäule freigelegt. Sie bildete das Negativ
eines Holzpfahles von 2 Meter Länge. Die chemische
Untersuchung der Bodenschichten um den
Pfahl ergab kompakte Lehmfüllungen mit hohem
Nitratgehalt, wie er sich ergibt beim Abbau
von Fleisch und Eiweiß. Auch sog. Leichenwachs
wurde festgestellt, das man in Friedhöfen findet
und das sich bildet bei unvollständiger Verwesung
wegen Mangel an Sauerstoff. Der Opferpfahl
, um einen solchen handelte es sich offensichtlich
erinnert an Grabstelen und Bildstöcke,
wie maa sie in Frankreich gefunden hat.
Schacht 2 war über 18 Meter tief. Auch hier
wurden Packungen mit starkem Nitratgehalt gefunden
, dazwischen auch Brandschichten. Offenbar
war ein Teil der Opfergaben verbrannt worden
. (Abb. 8.)
Die größte Überraschung bot Schacht 3. Er
führte in eine Tiefe von über 35 m. Der Durchmesser
betrug oben 3,6 m, in zwei Meter Tiefe
verengte er sich. Hier wurden die inkohlten Reste
einer viereckigen Holzverschalung von 2 m : 2 m
sichtbar. In fünf Meter Tiefe verengte sich diese
Verzimmerung auf 1 m : 1 m. Ihre Unterkante
reichte bis in 16,5 m Tiefe. Hier wurde standfeste
Nagelfluh erreicht, welche eine Verschalung
unnötig machte. In dieser Schicht wurde der
Schacht rund, statischen Gesetzen entsprechend.
Bei 35,6 m wurde in der Nagelfluh der Boden
des Schachtes erreicht.
Die Abteufung von Schacht 3 war nur möglich
mit Hilfe der neuzeitlichen Technik. Die
Sicherheitsmaßnahmen wurden durch das Bergamt
München überwacht. Es mußte eine drucksichere
Verschalung eingebaut werden (Abb. 9),
die Meter um Meter abwärts verlängert wurde.
Die Förderung des Aushubs erfolgte durch einen
elektrischen Aufzug, desgleichen wurde eine
Lichtleitung verlegt. Damit die Fortführung der
Arbeiten bei jedem Wetter, auch im Winter, gewährleistet
war, mußte der Schacht und seine
nächste Umgebung durch ein Allwetterdach ge-
Abb. 7: Der Silberkessel von Gundestrup in Jütland. Dieser Opferkessel kam aus dem keltischen Kulturbereich nach
dem Norden. Er zeigt eine Prozession, bei welcher ein Menschenopfer dargebracht wird. Oben sehen wir vier
behelmte Reiter, unten eine Gruppe von Bewaffneten zu Fuß mit Schild und Lanze. Am Schluß marschieren drei
Eurenbläser. Die Schalltrichter sind zu Tiermäulern aus gestaltet. Em großer Mann, offensichtlich der Priester, hat
einen Menschen gepackt und stößt ihn kopfüber in ein Gefäß, das symbolhaft die Opfergrube darstellt.
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