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ster Kälte und im Schneesturm deutsehe Gegenangriffe
einsetzten, um den wichtigen Punkt zurückzuerobern
. Nach heftigem und zähem Ringen
wurden der Rehfelsen am 2. und der Hirtzenstein
am 8. Januar von den Deutschen wieder genommen
. So waren beide Gegner wieder in ihre alten
Stellungen von vor dem 21. Dezember gelangt,
die Deutschen saßen auf dem östlichen, die Franzosen
auf dem westlichen Gipfel des H.K. Viel
Blut war umsonst geflossen.
Die Oberkommandos auf beiden Seiten sahen
das Nutzlose weiterer Unternehmen ein: keiner
konnte den anderen besiegen, der Widerstand
und der Gegenschlag waren jedesmal zu stark.
So bohrten sich die beiden Gegner nur noch
mehr in den Berg ein, befestigten ihre Stellungen
Und bauten sie ohne Unterlaß aus. Man kann
heute noch, besonders am Ostabhang, die gewaltigen
Arbeiten sehen, die von den deutschen Truppen
verwirklicht wurden.
In den folgenden Jahren des ersten Weltkrieges
kam es am H.K. nur noch zu heftigen Bombardierungen
und Feuerüberfällen jeder Art, zu
Kämpfen um kleinere Grabenabschnitte, zu Stoßtrupp
- und Patrouillenunternehmen, aber nicht
mehr zu großen Angriffen.
A. Eisele, Kandern:
Das Geburtsfest Johannis des Täufers am
24. Juni wurde früher dem Weihnachtsfest gegenübergestellt
. Da es der Zeit nach mit dem vorchristlichen
Sommerwendfest zusammenfällt, wird
es zuweilen auch so oder als Mitsommerfest bezeichnet
. In unserer Gegend gibt es kaum Erinnerungen
daran, daß das Fest kirchlich gefeiert
wurde. Aber die St. Johannes Breite, der Hof auf
Gemarkung Sitzenkirch, hält den Namen fest.
Wir wissen, daß schon vor Werner von Kaltenbach
und vor den Mönchen Weltgeistliche dort
oben Gottesdienste hielten. Jene Kirche war eine
vollberechtigte Pfarrkirche, die außer Messe, Predigt
und Beichte auch Tauf- und Beerdigungsrecht
und das Zehntrecht hatte. Die Weltgeistlichen
wehrten sich, als nach Werners Tod die
Mönche sich auf dem Berg niederließen und ihre
Aufgaben übernehmen wollten. 1130 erhielt der
Vertrag zwischen Weltgeistlichen und St. Blasien
Gesetzeskraft; die Weltgeistlichen durften in
Eggenen eine capella S. Johannis bauen.
Das Fest des Täufers wurde hauptsächlich im
Unterland gefeiert. In der Chronik der Grafen
von Zimmern heißt es (um 1548): „Johannes des
Täufers Tag ist am Rhein und fast in ganz
Deutschland ein Feiertag mit Essen und Trinken
und allerlei Kurzweil, besonders aber mit dem
Johannisfeuer." Später schritt die Polizei ein,
wenn die 4 Buben über das Johannisfeuer sprangen
. Doch berichtet der berühmte Arzt Kußmaul
in seinen Lebenserinnerungen: „Zur Charakteristik
Mannheims in meiner Schulzeit dient die
Tatsache, daß ich am 24. Juni 1834 mit anderen
Knaben auf der Straße vor unserer Wohnung
Fünfzig Jahre sind seit jenen bösen Kämpfen
verflossen. Die Wunden des Berges sind nicht
geheilt und zugedeckt, wenn sich auch Unkraut
und Hecken überall breitmachen. Von 60 000 Toten
spricht man. Im deutschen Militärfriedhof in
Sennheim (Cernay), im französischen am Silberlochsattel
ruhen die Gefallenen; im französischen
Nationaldenkmal sind die Gebeine von 10 bis
12 000 toten Franzosen gesammelt. Aber zahlreiche
Männer, Deutsche wie Franzosen, wurden
von den Granaten zerfetzt und bei den heftigen
und stets wiederholten Bombardierungen von
Geröll und Erde bedeckt. Unbekannte, ungenannte
Opfer des grausamen, unmenschlichen Krieges,
der die Völker entzweite. Und doch, heute erkennen
wir es schmerzlich, ist diese Feindschaft
unnatürlich, ist sie künstlich gezüchtet worden.
Versöhnend erhebt sich auf dem Gipfel das
Kreuz, das uns alle, Menschen rechts und links
des Rheines, an die Versöhnung mahnt, das in
uns den Geist des Friedens und der Eintracht
weckt und uns zusammenstehen läßt im neuen
Gedanken der Freundschaft zwischen Deutschland
und Frankreich und eines einigen Europa.
über das Johannisfeuer gehüpft bin. Das heidnische
Fest der Sonnwende durfte noch ungehindert
mitten in der Stadt begangen werden. Die
Schuljugend zündete Holzscheiter an und setzte
über das Feuer." Es wird angenommen, daß dieser
Brauch sich bei uns nicht hielt, weil hier das
Scheibenfeuer an seine Stelle trat.
Die Erinnerung an den Täufer hält auch das
Johanniskraut fest. In manchen Gegenden wird
es auch „Unser Frauen Bettstroh" oder „Tüpfel-
Hartheu" genannt. Der botanische Name ist
Hypericum perforatum. Die Sage berichtet, daß
die Pflanze aus dem Blut Johannis des Täufers
entstanden sei, weil die Blätter beim Zerreiben
einen rötlichen Saft geben. Die botanische Bezeichnung
wird so erklärt: hyper und eikon sind
griechische Wörter und bedeuten „über" und
„Bild oder Vorstellung". Hypericum ist also über
alle Vorstellung heilkräftig, die Unholde vertreibt
es. Ein Trank aus Hartheu und , Distelsamen
hebt alle Gewalt des Teufels auf; er zwang
die Gefolterten in den Hexenprozessen die
Wahrheit zu sagen; Infolge der hellen Öldrüsen
erscheinen die länglichen Blättchen der Pflanze
durchlöchert oder durchbohrt — perforatum. Satan
selbst hat sie durchbohrt aus Zorn, daß das
Johannisblut seinen Teufeleien im Wege steht.
Alter Volksaberglaube lebte auch lange noch
in der Johannisnacht. Schon Augustinus, warnte
vor dem Baden in Flüssen in der Frühe oder in
der Nacht des Johannistages als vor einer schlechten
libyschen Heidengewohnheit. Hermann Burte
gibt in seinem „Wiltfeber" ein anschauliches Bild
7ot)anni'6tag
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