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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-06/0017
davon, wie die Frau heimlich in der Johannisnacht
neunerlei Kraut holt zum Bad im Bach.
„Jetzt schlug es langsam drei Uhr; die Marterstunde
der Legende war angebrochen." Die Frau
zog sich aus und ging ins Wasser, „nahm die
Kräuter und tauchte das Bündel in die Flut, hob
es hoch über den Kopf und wrang es aus, daß
grüne Tropfen über Haar, Stirn und Brust rannen
." Dann tauchte sie ganz unter. Achtmal schon
hatte sie gebadet, immer in der Johannisnacht,
da sie fürchtete, häßlich zu werden. „Sieben
dürre Kränze rascheln an der Holzwand zu
Häupten meiner Bettstatt; Johanniszauber hielt

den Mann gebannt und er liebt mich", so jubelte
sie nun, als Wiltfeber endlich wiederkam.

Heute glaubt man alle diese Dinge nicht mehr.
Für die Schönheit gibt es Mittel im „Kosmetiksalon
". Johanniskraut wird nicht mehr zu Heilzwecken
gesammelt, so wenig wie andere Kräuter
. Auch der Apotheker braucht keinen „Apothekergarten
" mehr; ein Gewanname beim Kan-
derner Bierdepot erinnert noch an die Zeit, als
er dort seine herbas und radices pflanzte, um sie
in der Kräuterkammer zu trocknen und im Mörser
zu zerstoßen. Doch verzichtet die Heilkunde
nicht auf diese Kräuter; sie liefert sie fertig.

Emil Baader:

(Jin getreuer Sreurrä Liebele

Johann Wilhelm Schmidt aus Königsbach

Königsbach, im Pfinzgau gelegen, im schönen
Kämpfelbachtal, ist die Heimat des berühmten
Renaissancebaumeisters Hans Schoch (1550 bis
1631), dem eine Gedenkstätte in seinem Heimatdorf
geschaffen wurde.

Wer aber denkt daran, daß einer der getreue-
sten Freunde Johann Peter Hebels in Königsbach
beheimatet war; waren doch die meisten Freunde
des Dichters „Oberländer". Johann Wilhelm
Schmidt ist der Name von Hebels Königsbacher
Freund. Im gleichen Jahr wie Hebel geboren
(1760), hat er gemeinsam mit Hebel das „gymnase
illustre" in Karlsruhe besucht. Gemeinsam mit
ihm trat er die Reise in die Welt an, in die Welt,
die Universität heißt. Das war am 28. April 1778.

Beide standen im 18. Lebensjahr. Freilich hatten
die beiden verschiedene Ziele. Den einen
zog es nach Erlangen, den andern nach Jena. Die
Wegstrecke von Durlach nach Bruchsal aber legten
die beiden gemeinsam zurück. Beide waren
bester Laune. Das bezeugen die Stammbucheinträge
, die sie einander gegenseitig widmeten.
Hebel, mit irdischen Glücksgütern nicht gesegnet
, schrieb seinem Freund ins Stammbuch:

Ich bin hier in der Fremde
Und habe nur ein Hemde,
Wenn das zur Wäsche springt,
So lieg ich in dem Bette,
Wie Phylax an der Kette,
Bis man mir's wiederbringt.

Dies sind zugleich die ersten Reime, die uns von

Hebel überliefert sind. Sie sind ein Beweis für
seinen unpathetisch-realistischen Sinn. Ehe sich
die Freunde in' Bruchsal trennten, griff auch
Schmidt zur Feder. Er revanchierte sich, Hebels
heiteren Ton aufnehmend, mit dem Sprüchlein:

Es drohe Mißwachs und Verlust
Gelehrten Schmierereien,
Nur wolle meines Mädchens Brust
Und guter Wein gedeihen!

So zogen die beiden frohgemut in die soeben
gewonnene Freiheit des akademischen Lebens.
Hebel ließ es sich, trotz Geldnöten, in Erlangen
nicht schlecht ergehen. Er trat der Verbindung
der „Mosellander" bei, der manche Badener angehörten
. Schmidt blieb nur kurze Zeit in Jena,
dann folgte er seinem Freunde nach Erlangen.
In neuen Stammbuchversen wird das Sie durch
das Du ersetzt. Die Freundschaft bewährte sich
durchs ganze Leben. Schmidt wurde Vikar im
Oberland, Diakonus in Emmendingen, dann Pfarrer
in Hügelheim.

Schmidt war es, der sich wie keiner seiner
Freunde nicht nur an Hebels Gedichten begeisterte
, sondern der auch am meisten Subskribenten
für die Erstausgabe warb. Jede Oberländer
Reise führte Hebel zu seinem Freund aus Königsbach
. Schade, daß die Briefe Hebels an Schmidt
verloren gingen. Aber in Briefen an andere
Freunde taucht immer wieder der Name Schmidt
auf. 1811 ließ er sich nach Buggingen versetzen.
Dort starb er im Ruhestand im Alter von 57 Jahren
, neun Jahre vor Hebel.

Buchbesprechung

^loftcc (Sinpebeln im ottorufdjen Odjtuabm

In der Sammlung „Forschung zur oberrheinischen Landesgeschichte
" (Eberhard Albert Verlag, Freiburg) erschien
als Vorläufer des bereits von uns angekündigten vorzüglichen
Werkes von Dr. Joachim Wollasch „Die Anfänge des
Klosters St. Georgen im Schwarzwald" eine gründliche
und vorbildliche Arbeit von Hagen Keller: „Kloster Einsiedeln
im ottonischen Schwaben". In glücklicher Weise
wird hierdurch die Darstellung der bedeutenden Klöster
St. Gallen, Hirsau und St. Georgen ergänzt.

Auch an Hagen Kellers Werk fällt schon beim ersten
informatorischen Uberblick neben der umfassenden Quellen
- und Literaturkenntnis die wohltuende Klarheit des
Aufbaus seiner Untersuchung auf. Bei eingehender Beschäftigung
mit dem Werke erweist sich ebenso wohltuend
die bei aller Wissenschaftlichkeit bewahrte Lesbarkeit. Es
ist angebracht, dies sowohl bei Dr. Wollasch wie bei Hagen
Keller besonders hervorzuheben, weil bei manchen Autoren
die Ansicht verbreitet zu sein scheint, der Grad der

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