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weisen., Der Pfarrer habe im Jahre 1618 wohl
über 100 Muth Früchte und „ferndriges Jahr"
wohl über 70 Saum Weins und mehr als das
Kloster gemacht.
Im Kriegsjahr 1678 sperrte der Markgraf die
in seinem Gebiet an das Kloster zu entrichtenden
Zehnten und Gefälle, „so daß das Kloster vom
Früchtezehnten im Gebiet von Buggingen und
Seefelden nicht einmal eine Garbe erhielt."
Sowohl vom Fruchtzehnten als auch vom
Weinzehnten in Seefelden hatte das Kloster 3/4
und das Konstanzer Quartamt ein Teil (Quart) zu
beziehen. Die Zehntbeständer der bischöflichen
Quart waren verpflichtet, das Zehntstroh an den
St. Petrischen Lehenmaier zu Betberg abzugeben.
Die Quartbezüge verwaltete in den Jahren nach
1750 der bischöfliche Quartamtmann Marchand
in Freiburg.
Wie in Betberg besaß das. Kloster auch in
Seefelden eine Zehntscheuer für die Zehntfrüchte
und einen Lehenhof, der von einem Lehenmaier
bewirtschaftet wurde. In den Jahren nach 1760
war Johannes Längin Lehenmaier in Seefelden.
Nach einem Berain vom Jahre 1712 hatte er jährlich
folgende Naturalabgaben zu leisten: 4 Muth
Weizen, 13 Muth Roggen, 8 Muth Gerste und
9 Muth Hafer. Genau die gleichen Mengen sind
bereits im Berain vom Jahre 1672 (GLA. Nr. 66/
7412) als Zins des St. Petrischen Lehenmaiers zu
Seefelden aufgeführt. Dieser Lehenhof stammte
aber nicht äus dem alten St. Petrischen Grundbesitz
, sondern gehörte ursprünglich zum Eigentum
des Klosters Sölden, das 1578 vorläufig und
1601 endgültig der Abtei St. Peter als Propstei
einverleibt wurde. Eine Bestandsaufnahme des
Klosters Sölden aus dem Jahre 1570 führt nämlich
den Lehenhof zu Seefelden mit den gleichen
Naturalienabgaben wie 1672 und 1760 auf —
übrigens auch ein Beweis für die jahrhundertelange
Unveränderlichkeit der Abgabenhöhe.
Der Zehnten zu Seefelden wurde am 17. Juli
1750 verliehen und von Hans Georg Bürgelin und
seinem Bürgen Georg Fünfgeld für 620 Muth
Weizen, Roggen, Gerste und Hafer übernommen.
Nach dem Bestandsvertrag sind die Zehntbeständer
verpflichtet: 1. Den St. Petrischen Fuhrleuten
zwischen Martinstag und Weihnachten oder wenn
diese kommen, die obenstehende Summe in sauberen
, wohlgeputzten und marktgängigen Früchten
in besagten vier Gattungen vormessen und
einen ordentlichen „Ladtzettul" auf den Wagen
bringen. 2. Ihr Hab und Gut bis zur gänzlichen
Abtragung verpfänden. 3. Das Zehntmal und die
Kösteh aus ihren eigenen Mitteln zu tragen.
4. Die Beständer sollen von dieser Schuldigkeit
nichts befreien „außer ein ohnvermuthendes
Hoch- oder Hagelgewitter über die noch im Feld
stehenden Früchte — so der gütige Gott abwenden
wolle — auf welchen betrübten Fall ein
Augenschein genommen" und der Nachlaß festgelegt
werden solle.
Zu Beginn der Ernte, am 4. Juli 1753, wurde
der große Zehnten zu Seefelden für 580 Muth an
Hans Jerg Birgelin und an Hans Jerg Fünfgelt
verliehen. Voraus ging jeweils eine Versteigerung
, die aber nicht vom Kloster, sondern vom
Vertreter der weltlichen Obrigkeit, dem badischen
Amtmann zu Müllheim, vorgenommen
•wurde. Der Amtmann erhielt alljährlich für die
Zehntversteigerungen in Wolfenweiler, Seefelden
, Buggingen und Laufen ein „Kuchel Präsent"
in Form von einem Zentner Butter.
Aus den Jahren 1714 bis 1750 liegen Statistiken
über die Zehnterträge des Klosters im Mark-
gräfler Land vor. Für Seefelden lag in diesem
Zeitraum der jährliche Fruchtzehnten bei durchschnittlich
'434 Muth. (Ein Muth oder Malter enthielt
vier Sester.) Die höchsten Erträge erreichten
die Jahre 1750 mit 620 Muth und 1742 mit
575 Muth. Den geringsten Zehntertrag brachten
die Jahre 1726 mit 259 Muth und 1733 mit 280
Muth. Das Kloster bezog den Zehntweizen von
Buggingen, Seefelden , und Laufen fast ausschließlich
in natura, um davon „das täglich Brodt vor
hiesiges Convent", also den Klosterhaushalt, zu
bestreiten.
Der Ertrag des gemeinsamen Weinzehntens zu
Buggingen und Seefelden belief sich in den Jähren
1715 bis 1740 auf durchschnittlich 55 Saum.
Den niedrigsten Stand brachten die Jahre 1721
mit nur 5 Saum und 1734 mit 20 Saum. Die höchsten
Erträge wurden in den Jahren 1739 mit 106
Saum und 1719 mit 102 Saum erzielt. Aus dem
gemeinsamen Ertrag erhielt der Pfarrer zu Betberg
8 Saum Wein zur Besoldung (1759 bezog er
16 Saum Wein).
Den Beginn der Weinlese teilte um 1750 der
St. Petrische Unterschaffner zu Buggingen, Johann
Leonard Roggenburger, auch für Seefelden
dem Kloster mit. Gleichzeitig forderte er Hilfskräfte
(„Zehntträger" und „Trotter") an. Sie bekamen
einen Taglohn von 8 Batzen. An 55 Arbeitskräfte
mit zusammen 368 Arbeitstagen, die
beim Herbsten in Wolfenweiler, Buggingen, Seefelden
und Laufen mithalfen, bezahlte das Kloster
1754 insgesamt 191 fl zuzüglich 66 Laib Brot,
die ihnen aus dem Petershof zu Freiburg „auf
den Weg" mitgegeben wurden.
Aus mancherlei Gründen stellten die Landwirte
oft Antrag, daß die jährlichen Abgaben
herabgesetzt würden. So vereinbarte der Markgraf
mit dem Abt Benedikt (t 1749), daß er dem
Gotteshaus nicht aufbürden wolle, den Lehenoder
Zinsleuten an ihren jährlichen Abgaben
etwas nachzusehen, bis er selbst seinen Untertanen
etwas nachzulassen Ursach finde.
Hofrat Salzer von Müllheim bittet am 9. Februar
1750 für die Untertanen in Seefelden, die
dem Kloster Zinsen müssen, daß man ihnen am
Fruchtzins einen Nachlaß gewähre, weil dermalen
9 bis 11 Garben zu einem Sester erfordert
würden. Darauf hat das Kloster dem Lehenmaier
zü Seefelden 5 Muth Roggen „nachgesehen". Im
Juni 1750 „waren alle Früchte sehr teuer und
das Brodt rar".
Johannes Längin, der Lehenmaier zu Seefelden
, brachte im Januar 1752 vor, wie schlecht die
letzt jährige Ernte ausgefallen sei, so daß es ihm
schwer falle, von dem Erblehen, das er vom Kloster
besitze, den ganzen Zins abzuführen. Er hoffe
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