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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-08/0006
Verfasser seinem eigenen Wesen nach nicht hatte
entgehen lassen dürfen und können. Durch
Krankheit und durch seinen Tod 1944 war er
verhindert worden, diese Arbeit an einen Verleger
zur Drucklegung gelangen zu lassen. Sie ist
nicht unvollendet, sondern bis zum richtigen
Schluß durchgeführt, mit einem erstaunlichen
Einfühlungsvermögen gestaltet und nach umfassenden
und eingehenden, auch auf eigener
Forschung beruhenden Vorarbeiten und Entwürfen
. Dies alles war mit in den Papierberg eingepackt
. Sollte, wie es wünschenswert ist, das
Buch herauskommen, so würde es das vollkommenste
sein, was je über Jung-Stilling geschrieben
worden ist. Gerade auch durch die kritische
Behandlung.

In Lörrach ist Jung-Stilling nie gewesen, wohl
aber des öfteren in Basel, wo er viele gute
Freunde besaß; unter ihnen findet man den aus
dem Hebelkreise bekannten Namen Iselin.

Das alles ist in der schönen, festen, klaren
Handschrift Dr. Hermann Vortischs geschrieben,
ganz und gar keine Doktorschrift, wie man sie
sich vielleicht immer noch vorstellt, sondern hingemalt
wie gestochen.

Dr. E. Scheffelt, Badenweiler:

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Nach dem Westfälischen Frieden 1648 durfte
Markgraf Friedrich V. seine Erblande, die schon
1627 dem Markgrafen Wilhelm von Baden-Baden
zugesprochen waren, wieder in Besitz nehmen.
Nachdem er in den verwüsteten Gebieten segensreiche
Wiederaufbau-Arbeit geleistet hatte, starb
der Fürst am 16. September 1659 in Durlach. Seine
Gemahlin fünfter Ehe, Elisabeth Eusebia, Gräfin
von Fürstenberg, erhielt ihren Wohnsitz im
Schloß zu Sulzburg zugewiesen, wo sie als Wohltäterin
lebte, bis sie 1676 wegen der Kriegswirren
nach Basel filehen mußte, wo sie auch starb.

Sein Sohn Friedrich hatte die schweren Zeiten
des Dreißigjährigen Krieges als Kind und
junger Mann miterlebt. Sein in Straßburg lebender
Großvater Georg Friedrich machte ihn schon
früh mit den Kriegswissenschaften vertraut, in
Paris wurde er mit Bernhard von Weimar bekannt
und focht an seiner Seite gegen den Herzog
von Lothringen und 1638 gegen die Kaiserlichen
bei Rheinfelden. So begünstigten sowohl
Abstammung als Umwelt die kriegerische Entwicklung
des Erbprinzen. Schon mit 21 Jahren
befehligte er als Obristleutnant ein Reiterregiment
,4 blieb auch nach Weimars Tod bei den
Schweden, focht für diese in Thüringen und verlobte
sich am schwedischen Hof mit einer Nichte
König Gustav Adolfs. Nach seiner Vermählung
1642 ging er wieder nach Deutschland und
kämpfte in Württemberg. Bei den Friedensverhandlungen
in Osnabrück war der Erbprinz zeitweilig
anwesend und erstattete seinem Vater in
Basel Bericht über die Lage. Von Pommern aus,
wo die Güter seiner Gattin lagen, machte er eine
lehrreiche Reise nach Polen. Dann ließ er sich
in Durlach nieder und vertrat seinen Vater auf
dem Reichstag zu Regensburg 1635 und bei der
Krönung Ferdinands IV. zum römischen König.

Als der Bruder seiner Gattin, Karl X. Gustav,
schwedischer König wurde, trat Friedrich 1655
wieder ins schwedische Heer ein und wurde General
der Kavallerie. Im Feldzug gegen Polen
zeichnete sich der badische Prinz derart aus, daß
er zum General-Feldmarschall befördert wurde.
Als er die von den Russen belagerte Stadt Riga
entsetzen wollte, erfuhr er von der schweren

Erkrankung seines Vaters, der gleich nach der
Rückkunft des Sohnes verschied.

Nun trat der Erbprinz als Markgraf Friedrich
VI. das Erbe seiner Väter an und erwies
sich als gerechter und gütiger Fürst. Am Hof des
Kaisers zu Wien war er gern gesehen, auf dem
Reichstag 1664 zu Regensburg, der die türkische
Gefahr bannen sollte, ernannte der Kaiser ihn
und den Bischof von Münster zu Vorsitzenden
des Kriegsrates. In dieser Eigenschaft besuchte
er mehrfach die gegen die Türken im Feld stehenden
Heere.

In seinem Lande förderte Friedrich VI. das
Schulwesen und die Wissenschaften, erwarb kostbare
Gemälde und war ein eifriger Münzsammler
. Die Schlösser Badenweiler, Rötteln und
Hochberg ließ er verstärken, damit in kriegerischen
Zeiten die Bevölkerung dort Schutz fände.
Auch war er bemüht, die alten Kriegsschulden
abzutragen. Die uralte bäuerliche Volksvertretung
, den sogenannten Landstand, berief er im
Jahr 1668 zum letzten Mal ein. Der zunehmende
Absolutismus der Fürsten vertrug sich nicht mit
dieser demokratischen Einrichtung.

In Frankreich war inzwischen Ludwig XIV.
König geworden. Seine Marschälle Turenne und
Conde marschierten 1672 in den Niederlanden
ein, zu deren Schutz Brandenburg, dann auch
das Reich zu den Waffen griffen. Der nun beginnende
Krieg heißt darum „Holländischer Krieg".
Markgraf Friedrich wurde zum Reichsgeneral-
feldmarschall ernannt und übernahm den Oberbefehl
über die unausgebildeten und langsam
zusammenströmenden Reichstruppen. Er schloß
Hagenau und Philippsburg ein, letztere Festung
mußten die Franzosen im September 1676 dem
tatkräftigen Feldherrn übergeben. Eine andere
rechtsrheinische Festung, die Frankreich vom
Dreißigjährigen Krieg noch inne hatte, war Breisach
. Zur Vorbereitung ihrer Belagerung und um
mehr Geschütze und Geldmittel anzufordern,
reiste der Markgraf im Dezember 1677 nach Wien.
Dort erkrankte er schwer und starb vor Erreichung
seines 60. Lebensjahres am 31. Dezember
1677 in Durlach.

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