Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-08/0007
Er. hatte es nicht verhindern können, daß die
Franzosen ins Markgräflerland eindrangen und
es brandschatzten. Aus Breisach kam eine Streifpartie
nach der andern, im Jahre 1675 wurden
über 10 000 Rationen Hafer, Heu und Stroh, dazu
eine Geldkontribution von 11 000 Gulden von
der Herrschaft Badenweiler verlangt. Viele Einwohner
flohen nach Basel oder auf den Schwarzwald
; Neuenburg wurde von den Franzosen aus
strategischen Gründen verbrannt und blieb vier
Jahre lang unbewohnt.

Nach der Eroberung von Philippsburg führte
im Herbst 1676 der kaiserliche Feldherr Herzog
Karl von Lothringen das Reichsheer in den Breisgau
und ließ die Truppen Quartier nehmen zwischen
Freiburg und Rheinfelden. „Allgemeiner
kaiserlicher Landruin" nennt ein Kirchenbuch
unserer Gegend die nun folgenden Monate. „Nun
wurde durch die eigenen Landsleute alles, was
die Franzosen noch gelassen hatten und die Einwohner
nicht in Sicherheit bringen konnten,
schonungslos geraubt. Kirchen, Pfarrhäuser, Rathäuser
, Schulen wurden systematisch verwüstet,
die Horden hausten, als ob sie in Feindesland
wären." Am schlimmsten trieben es die Kroaten,
die es besonders auf Pfarrhäuser abgesehen hatten
. Den alten Pfarrer von Tannenkirch trieben
sie barfuß in den Schnee, obwohl der Herzog
selbst im Pfarrhaus Quartier hatte. Die Pfarrer
von Kandern, Feuerbach, Hertingen, Holzen,
Ober- und Niedereggenen melden arge Greuel.

Zwei Siege des österreichischen Generals
Schulz im unteren Breisgau vermochten die Lage
nicht zu bessern. Zuflucht für viele Flüchtlinge
bot Sulzburg, das eine Salvaguardia (bezahlte
Schutzwache) vom Herzog von Lothringen hatte
sowie eine Besatzung von 35 badischen Musketieren
, und das infolgedessen von Plünderung
verschont blieb. Dafür aber brachen unter den
zahlreichen Flüchtlingen hitzige Krankheiten aus,
welche den ganzen Winter über fortdauerten und
viele dahinrafften (Müllheimer Chronik). Basel
war aber immer der beliebteste und sicherste
Zufluchtsort für die Markgräfler. Wohl dem, der
die Mittel besaß, die gastfreie Nachbarstadt zu
erreichen und dort ruhigere Zeiten abzuwarten.
Viele Menschen kamen auf der Flucht um oder
verdarben in der Fremde.

Das Jahr 1677 brachte keine Besserung der
Lage. Auf den verstorbenen Markgrafen folgte
sein Sohn Friedrich Magnus, ein Fürst, der sich
auf Reisen durch Holland, England und Frankreich
viel Wissen angeeignet hatte. Er mußte
zunächst auch in Basel Aufenthalt nehmen. Die
Kaiserlichen, die im evangelischen Oberland so
böse gehaust hatten, zogen sich hinter die
Schwarzwaldschanzen zurück und gaben das Land
am Oberrhein den Franzosen wieder preis. In
deren Gefolge erschienen Bauern aus dem gegenüberliegenden
Sundgau, die stahlen und plünderten
und schleppten Hausrat und Vorräte über
eine Schiffbrücke bei Neuenburg in ihre Dörfer
hinüber.

Noch hatten die Feinde den Reichstruppen die
Festung Freiburg nicht abnehmen können, doch
im November erfüllte sich das Geschick der Stadt.

Sie wurde durch Marschall Crequi angegriffen
und vom österreichischen Kommandanten nach
kaum versuchter Gegenwehr schimpflich übeiv
geben. Das Schloß von Badenweiler hatte im Hin
und Her der letzten Kriegs] ahre wieder eine
markgräfliche Besatzung bekommen. Ihr galt ein
Eilmarsch des Generals Montclas, der mit großer
Heeresmacht von Krozingen hexaneilte und sofort
, am 21. November, die Übergabe erzwang.
„Eine liederliche und schimpfliche Übergab"
nennt Burgvogt Kolb das kampflose Kapitulieren
des starken Schlosses, das nun gründlich Verwüstet
wurde, Badenweilers Einwohner, darunter
obengenannter Burgvogt, der Pfarrer Bartenstein
und der Amtsschreiber flohen in die Wälder
und suchten Basel zu erreichen. Die Unbemittelten
kehrten im Dezember wieder in ihre
Behausungen zurück, obwohl die französische
Besatzung noch im Schloß lag. Der Kommandant,
der Burg, Claude d'Ardeau, scheint in leidlichem
Einvernehmen mit der Bevölkerung gelebt zu
haben, denn er übernahm zwei Patenschaften bei
Kindern des Kirchspiels.

Da die Schlösser Hachberg (Hochburg) und
Rötteln den Franzosen im Frühjahr 1678 immer
noch Widerstand leisteten, wurden mehrere Dörfer
der Umgebung niedergebrannt, u. a. Niederweiler
, im Oberland Tumringen und die Markgr.
Schlösser Friedlingen und Hilschingen (b. Weil).

In den ersten Apriltagen des Jahres 1678 bekamen
die Franzosen Bef ehl, Badenweiler zu verlassen
und das Schloß zu zerstören. Am 6. April
verließen sie die Feste, in die sie Feuer gelegt
und Pulverminen eingebracht hatten. Als sie
abzogen, loderten die Flammen aus dem Balkenwerk
der hohen Dächer, dumpfe Explosionen
ertönten, die Mauersteine des Bergfrieds rasselten
zu Tal und dichte Rauchwolken wälzten sich
hoch über Oberweiler der Schwärze zu. Manchem
Einwohner mögen bei diesem Anblick die Augen
übergegangen sein, als das stolze Schloß in Flammen
verging. Keine Zwingburg war es ja, kein
Raubritternest, sondern der Mittelpunkt des
Herrschaftsbereichs, der Sitz geachteter Amtsleute
, die gewissenhafte Diener ihrer Herren, der
Markgrafen waren.

Im Juli des gleichen Jahres nahmen die Franzosen
die Schlösser Rötteln und Sausenburg ein,
auch diese stehen jetzt zerstört und ausgebrannt
als trauige Zeugen eines Willkürkrieges.

Hin und her zogen die feindlichen Armeen,
Getreide und Wein konnten, obwohl gut geraten,
nicht geerntet werden, Stroh und Heu wurde von
den Garnisonen Hüningen, Freiburg und Breisach
erpreßt, aus Badenweiler und Sulzburg
holte man mehrere Einheimische als Geiseln für
prompte Lieferung der Kontributionen. Der
Friede von Nimwegen im Februar 1679 brachte
kaum Erleichterung, denn die Garnison des in
französischen Händen verbleibenden Freiburg
mußte von den Ortschaften des Breisgaus und
Markgräflerlandes unterhalten werden, dazu
mußten 15 500 Livres rückständiger Kriegsabgaben
an den unerbittlichen Intendanten La Grange
in Breisach allein von der Herrschaft Badenweiler
aufgebracht werden.

5


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-08/0007