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Dr. Eugen Reinhard, Heidelberg:
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Sollte mit wenigen Worten das landschaftliche
Erscheinungsbild der Sundgauhügel charakterisiert
werden, so könnte man sagen, seine Hauptzüge
sind Ausgeglichenheit und Sanftheit der
Formen mit nur geringen Höhenunterschieden.
Wie klar zeigt sich das doch auf der Burgruine
Landskron mit ihrem herrlichen Ausblick in das
südliche Oberrheinland. Nirgends läßt sich im
unter uns liegenden Hügelland etwas von der
majestätischen Größe der im Norden den Horizont
abschließenden Kuppen der Südvogesen erkennen
, die im Dunst der Ferne fast wie aus
unserer Welt entrückt in das Blaue des Himmels
greifen. Nirgends äußert sich etwas von der
Wucht der bewaldeten Granitmasse des über
Badenweiler thronenden Blauen, der in einem
gewaltigen Steilabfall zur Rheinebene herabsteigt
. Nirgends spürt man etwas von der schroffen
Wildheit und Bewegtheit der aneinander-
gepreßten und übereinandergeschobenen Faltenketten
des Juragebirges, diesem zu Stein gewordenen
Wellenschlag eines aufgewühlten Ozeans.
Im Lansdchaftsbild des Sundgaus aber herrschen
horizontale Linien vor. Die Reliefenergie ist
gering im Vergleich mit den angrenzenden Gebirgen
. Langgestreckte Hügelrücken und Höhenzüge
, zwischen die sich breite Sohlentäler und
kleine Kerbtälchen eingegraben haben, bestimmen
im wesentlichen die Oberflächengestalt.
In seinem Untergrund besteht das Sundgauer
Hügelland aus oligozänen Gesteinen, die als Tiefsee
-, Brackwasser- und Süßwassersedimente zu
einer Zeit abgelagert wurden, als das heutige
Gebiet des Hügellandes noch in den Bereich des
Oligozänmeeres gehörte, das seine Küstengestalt
auf Grund klimatischer Schwankungen und tek-
tonischer Vorgänge verändert hat. Tektonische
Bewegungen in den angrenzenden Landschaften,
und dabei ist besonders die im Mittelpliozän einsetzende
Faltung und Heraushebung des Schweizer
Juras zu nennen, haben diese anfangs horizontal
lagernden Schichten im nordöstlichen
Hügelland schräg gestellt und leicht gefaltet. Von
Altkirch über Walheim, Illfurt bis Rixheim erstreckt
sich so in vorwiegend nordöstlicher Richtung
die Achse des hochgehobenen Sattels von
Illfurt, in der überwiegend harte unteroligozäne
Kalke an der Oberfläche anstehen, wenn sie nicht
von dem im Ostsundgau ausgebreiteten Lößmantel
verhüllt werden. Verwerfungen ziehen
beiderseits parallel dem Sattelhöchsten, das bei
Rixheim, ebenfalls durch einen Sprung, steil und
plötzlich zur weiten Niederterrasse des Oberrheins
abbricht. Parallel zum Sattel von Illfurt
dehnen sich zu beiden Seiten grabenartige Mulden
aus, in denen jüngere mittel- und oberoligo-
zäne Gesteine zutage treten. Im Südosten des
Sattels von Illfurt ist es die Mulde von Landser,
deren Muldentiefstes sich im Tal des Niedermattgrabens
erstreckt und bei Dietweiler sanft und
flach in die Rheinebene ausstreicht. Im Nordwesten
dehnt sich der Graben von Dammerkirch
aus. Seine Muldenachse verläuft von Dammerkirch
nach Reiningen (vgl. Karte).
Das schwach gefaltete Oligozänhügelland im
Nordosten des Sundgaus hebt sich deutlich als
ein eigenständiges Glied im Landschaftsbau und
in der Oberflächengestalt ab. Groß sind seine
Unterschiede zu den sich im Süden und Norden
des Sundgauer Hügellandes ausbreitenden Schotterrücken
. Klar hervorstechend ist schon allein
die größere Höhenlage im antiklinalen Bereich
des Sattels von Illfurt, wo Höhenlagen bis zu
388 m NN erreicht werden. Das Muldentiefste in
den beiden Synklinalen verläuft dagegen in
Höhenlagen zwischen 250 und 280 m NN, so daß
sich das Hügelland in diesem Bereich durch eine
verhältnismäßig große Reliefenergie auszeichnet
, wie sie im Sundgauer Hügelland sonst nicht
anzutreffen ist. Tief in die harten Kalkgesteine
des Unteroligozäns, unter denen besonders der
Melanienkalk erwähnt sei, eingeschnittene Täler
im Hebungsbereich des Illfurter Sattels verstärken
noch den Eindruck größerer Höhenunterschiede
auf engem Raum. Es sind aber nicht nur
das an der Oberfläche oder unter der Lößdecke
anstehende Gestein und die leichte Faltung dieser
Gesteinsschichten, die das oligozäne nordöstliche
Hügelland von den Schotterhügelbereichen
im Süden und Nordwesten abheben. Auch bei
der Betrachtung des Gewässernetzes sticht die
Sonderstellung deutlich hervor. Während das
Schotterrückengebiet mit einem dichten Fluß-
und Bachnetz überzogen ist, dem sich im Westsundgau
noch zahlreiche Weiher zugesellen,
bildet das nordöstliche Hügelland den Bereich
einer geringen Fluß- und Bachdichte.
Die bewaldeten, mit Feld- und Wiesenland4
überzogenen Hügelrücken südlich der Linie Zä-
singen — Tagsdorf — Altkirch — Dammerkirch
— Jungmünsterol (Montreux-Jeune) weisen geruhsamere
Formen im Oberflächenbild auf. Die
oligozänen Gesteinsschichten liegen tief unter
ihnen, gleichsam ihren Sockel bildend, und treten
nur in den tiefer eingeschnittenen Flußtälern
ab und zu einmal ans Tageslicht. Bis zu 25 m
mächtige Schottermassen, die an der Oberfläche
wiederum von einer dicken Löß- und Lößlehmdecke
sowie von einer wasserundurchlässigen
Lehmschicht im Westsundgau überzogen sind,
bauen die Hügelzüge auf. Diese Gerolle, die an
den Hängen der großen Flußtäler von III und Larg
oft in ihrer ganzen Mächtigkeit aufgeschlossen
sind (vgl. Abb.), dehnen sich westlich der Linie
Oberhagental — Folgensburg — Oberranspach —
Dreihäuser — Helfrantskirch aus und erstrecken
sich im Süden bis an den Rand des Juragebirges
(vgl. Karte). Im Westen reichen sie weit über
den Sundgau hinaus bis in die Burgundische
Pforte. Die Hauptmasse dieser Gerölle besteht
aus Quarziten, unter denen besonders zahlreich
der Rhönequarzit vertreten ist, der sich häufig
in der Trias des Unterwallis findet. Kieselschiefer
der Grauwacke sind unter den Bestandteilen der
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