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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-08/0010
Sundgauschotter im Largtal bei Niedersept

Die Hügel des nördlichen
Sundgaus, die den
Vogesen im Süden vorgelagert
sind, bauen sich
aus einem andern Schottersystem
auf, das sich
aus Vogesengeröllen zusammensetzt
. Sie bestehen
aus Quarzen, Quar-
ziten und Konglomeraten
von Vpgesensand-
steinen, den£n Porphyre,
Labradorite, Grauwakken
und Granite beigemengt
sind. Wie die
alpinen Sundgaugerölle
sind auch die Schottermassen
des Nordsundgaus
stark durch die
Verwitterung angegriffen
und umgewandelt.
Bei Lauw am Ausgang
des Dollertals aus dem
Gebirge erreichen diese
Vogesenschotter - Hügel
eine Höhenlage von 418

Meter NN. Von dort fallen sie in südlicher und
südöstlicher Richtung auf ungefähr 315 m NN bei
Elbach und 280 m NN bei Uberkünen und Baischweiler
ab. Im Osten steigen sie flach und ganz
allmählich zur Rheinebene ab. Die Grenze zwischen
dem tertiären Hügelland und der Niederterrasse
des Oberrheins liegt hier im ausgedehnten
Nonnenbruchwald.

Der Verbreitungsbereich der aus Vogesen-
schottern zusammengesetzten Hügelrücken (vgl.
Karte) zeigt die Gestalt eines Dreiecks, dessen
Basis von Altmünsterol nach Balschweiler verläuft
, und dessen Spitze bei Lauw liegt. Dieses
Schotterhügelgebiet zerfällt in vier durch Täler
getrennte Schotterstränge, die eine Schotterterrassentreppe
darstellen, deren einzelne Stufen
sich nach Osten tiefer staffeln.

Die Vogesengerölle sind Sedimente der Doller,
die in der Tertiärzeit einen anderen Verlauf einnahm
als heute, nach Südwesten entwässerte und
in den Sundgaurhein mündete. Nach der Ablagerung
des Schotterrückens östlich des Riedingerbachs
, der die Rhein-Rhöne-Wasserscheide trägt,
wurde der Fluß durch die Hebung im Bereich der
Burgundischen Pforte und die Einsenkung der
Oberrheinischen Tiefebene zum Oberrhein abgelenkt
. Weder der Sundgaurhein noch die ober-
pliozäne Doller konnten sich gegen die Krustenbewegungen
behaupten. Als der Westsundgau
dann in den Hebungsprozeß miteinbezogen wurde,
der sich in der Burgundischen Pforte abspielte,
war es der Doller nicht mehr möglich ihre früheren
Aufschüttungen wegzuräumen. Die Verringerung
ihres Gefälles schwächte ihre Erosionskraft,
und so versperrten ihr die eigenen Geröllablagerungen
den Weg nach Südwesten. Der Oberrheinarm
, der zuerst die Thür an sich gezogen hatte,
lenkte dann auch die Doller nach Osten um. Diese
Anzapfung vollzog sich am Beginn der Quartärzeit
. Im Rücken der Doller blieb ein Teil der

Aufn.: E. Reinhard

älteren Schotter erhalten, sofern sie nicht vom
rezenten Flußnetz zerstört und abgetragen wurden
. Im Rücken der schon vorher zum Oberrhein
umgelenkten Thür beseitigte die Doller durch
ihre nachrückende, heftige Erosionstätigkeit die
älteren Aufschüttungen vollständig, so daß die
heute im Nordsundgau erhaltenen Schotterstränge
oberpliozänen Alters alle von der Doller
herrühren.

Fast gleichartig wirkt das Oberflächenbild der
mit Löß, Lößlehm und Lehm überzogenen Sundgauhügel
. Ihrem Bau und ihrer Entwicklung n^ch
müssen aber doch die Hügelzüge im südlichen
Sundgau, die sich aus der mächtigen Decke der
vom Sundgaurhein herangetragenen Alpenschotter
aufbauen, von den Vogesenschotterrücken
unterschieden werden. Ein drittes Bauelement
der Sundgaulandschaft stellen dann die Erhebungen
im nordöstlichen, wellenartig gestauchten
Teil des Hügellandes dar. In diesen Hügeln tritt
der alttertiäre Untergrund bis an die Oberfläche.
Eine jüngere Schotterdecke aber fehlt ihnen.

Antiklinale = soviel wie Sattel, im Gegensatz zur Synklinale (Mulde).

Pliozän = oberste Abteilung der Tertiärformation.

Miozän = oberste Abteilung der Tertiärformation.

Oligozän = oberste Abteilung der Tertiärformation.

rezente Bildungen = Alluvium (oberste Stufe der Erdneuzeit).

Pleistozän = Diluvium (untere Stufe der Erdneuzeit).

Labradorit = Feldspat.

Melanienkalk = Kalkstein mit Resten der Schneckengattung Melania,

besonders im Tertiär.
Quarzit = fest verbundene Quarzkörner, zwischen denen häufig etwas

Glimmer in feinen Schüppchen lagenweise verteilt ist.

Literaturhinweise:

B. Förster: Geologischer Führer für die Umgebung von Mülhausen i. Eis.
Mitteilungen der Geol. Landesanstalt von Elsaß-Lothringen, Straßburg
1892, Bd. 3, S. 199—309.

A. Gutzwiller: Die Diluvialbildungen der Umgebung von Basel. Verh. der
Naturforsch. Ges. in Basel. Bd. 10, 1895, S. 512—690.

E. Reinhard: Geologie und Oberflächengestalt des Sundgauer Hügellandes
in ihrer erdgeschichtlichen Problematik, Jahrbuch des Sundgauvereins
1961, S. 76—103.

I. Schäfer: Geomorphologische Analyse des elsässischen Sundgaus. Petermanns
Geogr. Mitteilungen, Ergänzungsheft 262 (Machatschek - Festschrift
), Gotha 1957, S. 157—181.

N. Theobald: Les alluvions du pliocene superieur de la regicm du Sundgau
. Bulletin de la Soc. Industrielle de Mulhouse, 1935, Bd. 101, S. 1 - 40.

L. van Werveke: Die Tektonik des Sundgaus. Mitteilungen der Geol. Landesanstalt
von Elsaß-Lothringen, 1913 u. 1914, Bd. 8, S. 235—271.

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