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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-08/0016
daß trotz der Schönheit des Glanzes und der
Leuchtkraft der Farben die v Schwingungen des
Holzes nicht gehemmt, sondern noch unterstützt
werden. Aber noch etwas anderes mag Schuld
daran getragen haben, daß der Geigenbau im
Schwarzwald nur einigen wenigen Meistern vorbehalten
blieb. Eine Geige ist keine Massenware,
sie wird nicht wie eine Uhr von Unzähligen gebraucht
. Es mag auch sein, daß die große Konkurrenz
der Italiener, der Mittenwalder Geigenbauer
oder jener im sächsischen Markneukirchen
und Klingental zu stark war, als daß sich daneben
im Schwarzwald etwas Ebenbürtiges hätte
entwickeln können.

So ist es eigentlich mit Ausnahme von Christoph
Zudeck und dem um 1664 im württembergischen
Schwarzwald lebenden Johann-Adolf
Bönningk in früheren Jahren nur die Familie
Straub gewesen, die als Geigenbauer im Schwarzwald
Hervorragendes leistete. Um 1650 sollen die
Straubs aus Füssen nach Friedenweiler und Rötenbach
gekommen sein. Sie werden wohl jene
geigenbauerische Tradition und handwerkliche
Fertigkeit mitgebracht haben, die ihre Geigen so
begehrt machten. Die Instrumente eines Michael
Straub tragen noch die Ortsbezeichnungen Innsbruck
und Venedig und die Jahreszahlen 1677
und 1688. Über sein Leben wissen wir nichts. Ein
Franz und Johann Straub wirkten 1704 und 1706
in Friedenweiler. Ihre Geigen gleichen denen aus
Tirol, verraten aber doch eigenes Können. Ein
Mathias Straub fertigte um 1750 in demselben
Ort Instrumente an. Eine von Simon Straub in

Hubert Baum, Freiburg:

Diese alemannischen Gedichte in der urchigen
Sundgauer Mundart von Nathan Katz sprechen
uns zuerst durch ihren Ernst, ihre Seelentiefe
und ihre reine Menschlichkeit an. Die Themen
über den Krieg und dessen Grausamkeit wühlen
uns zuinnerst auf. Das dringt in uns ein als
das Bild, wie es „dehne im Elsiß" gewesen war,
und es deckt sich mit dem selbst bitter erlebten.
„D Flinte hai der in d Hang gnu, Märder sind
dr worde" — das gilt für alle: Freund und Feind.
Wann endlich begreifen es beide? Nathan Katz
nimmt aus seiner dörflichen Welt, was ihm begegnet
, er verliert sich nicht in abseitige Problematik
, wenn er auch über alles „sinniert" und
uns seine eigenwilligen Gedanken mitteilt. In
der echten Art des Sprechens steht Satz für Satz
ohne irgendeine Verbiegung richtig da. In seiner
schönen Muttersprache sagt uns der Dichter alles
einfach und doch nicht in einem alltäglichen Unterhaltungston
. Neben den dunklen Versen über
Tod, Krieg, Vertreibung und Not geht wie ein
roter Faden durchs ganze Buch die stille, oder
auch jauchzende Liebe durch Glück und Freude
hin bis zur schmerzlichen Trennung. Dieses Buch
ist wieder einmal ein Beweis dafür, daß die ale-

Friedenweiler gemachte Geige mit dem Datum
1706 zeigt ein erstaunliches Können. Eines seiner
Instrumente gelangte auch in den Besitz von keinem
Geringeren als — Beethoven. Ein Johann
Straub taucht auch in Rötenbach auf (von 1760
bis 1847), Sein Sohn Johann Georg, 1798 in Rötenbach
geboren, ging beim Vater in die Lehre
und wurde ein tüchtiger Meister. Als „Geigenhans
" war er weithin bekannt. Seiner Ehe mit
Magdalena Schwab aus Schwärzenbach entsprossen
zehn Kinder. Nachdem der „Geigenhans"
1856 gestorben war, erlosch der Geigenbau vorübergehend
in dieser Gegend des Schwarzwaldes,
da der 1832 geborene Sohn Heinrich um 1800 zu
seinem Oheim nach Zilli in die Steiermark auswanderte
und dort das Handwerk des Vaters
weiter ausübte.

Es scheint jedoch, daß gerade in Rötenbach
der genius loci verblieben sei. Der dort am 30.
Dezember 1907 geborene Lehrerssohn Josef Bier
knüpfte an die alte Tradition an und hat mit
seinen Instrumenten den Namen Rötenbach in
Fachkreisen wieder bekannt gemacht. Das Ahornholz
, aus dem der Boden der Geige besteht, fand
er bei Bachheim und Reiselfingen, das für die
Geigendecken benötigte Fichtenholz hingegen
entstammte der Rötenbacher Gegend. Während
Bier zuerst die von Stradivari und Guarneri geschaffenen
Geigenformen als Modell benützte,
ging er später eigene Wege und gelangte dabei
zu beachtlichen Ergebnissen. Schade, daß mit
seinem allzu frühen Tode auch1 die Geigenbaukunst
im Schwarzwald erlosch.

mannische Sprache imstande ist, alles zu sagen,
zuletzt sogar den Buchtitel mit allen üblichen
Zusätzen.

Das Alemannische, das uns hier begegnet, ist
in Ausdruck und Art echt und richtig (wenige
Ausnahmen: auf Seite 7 „lebändig", statt „läbig",
wie andernorts steht; auf Seite 90 „Schrei", statt
„Brüell"). Eigenwillige Wörter sind geschickt so
verwendet, daß sie sitzen. Oft stehen sie so, daß
man sie sofort erkennen kann, etwa: „Hebig und
Halt". Vom Hochdeutschen oder Französischen
her ist kaum ein Einfluß wahrnehmbar. Wo aber
eine Wendung von der deutschen Sprache hergeholt
wurde, stqrt sie kaum: Seite 39 „die großi
Stilli, wu iber em gäle Lewatfäll lageret" —
„alles was die Seel bewegt" — „Gottis". Im Titel
„O loos da Rüef.." würde vielleicht „wie s rüeft"
alemannischer sein. Wie reich des Dichters Sprache
ist, zeigt die zwölf Seiten große Wörtererklärung
. Hier „käit" der Regen und der Nebel noch,
hier reimt sich noch „Hurscht" auf „Burscht" und
„enaime" (Seite 73) steht so richtig wie „d langi
Nacht;' (S. 11), „der Luft" (S.39), „mi See!" (S.40),
„dini Äuge" (S. 47) oder „numme" (S. 48) (im nördlicheren
Elsaß sagt man z. B. „mini Seel"). Wenn

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Sundgäu-Gedichter / von Nathan Katz

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