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arbeitet, immer wieder gearbeitet
, hat ihren seelischen
Acker umgegraben und auf
die Saat vorbereitet, die das
Leben zum Teil schon gesät
hat und noch in die Furchen
säen wird.
Die hier beigegebenen
Schwarz - weiß - Abbildungen
von Werken und Skizzen der
Künstlerin geben nur eine
sehr schwache Andeutung von
ihrem eigentlichen Wirken.
Ihre Werke wurzeln nicht in
der naturalistischen Wiedergabe
, sondern in der symbolhaften
Ausdeutung der Erlebnisse
, die mosaikartig nebeneinandergestellt
und zusammengeschlossen
sind. So wirken
sie wie ein kostbares Geschmeide
, in dem viele Einzelwirkungen
für sich bestehen
, in deren Sinn und Leuchten
aber ein geschlossenes Werk entsteht, das
man sowohl als Edelstein in einem Diadem,
aber auch als Marmorsteinchen in einem Mosaik
empfinden kann, wie es hier in der Abbildung
unter dem Titel „Undine" wiedergegeben ist und
sehr treffend als Teil eines großen Werkes verstanden
werden kann. Nebenbei sei auf die feine
und dezente Farbkomposition hingewiesen, die
sich an die Schönheit griechischer und römischer
Mosaiken anlehnt. Die anderen Abbildungen, die
hier beigefügt sind, entstammen verschiedenen
Gebieten und sprechen für sich selbst.
Die äußerlichen Personalangaben bedeuten
nicht viel für einen Künstlermenschen, dessen
Form- und Farbgestaltung vielleicht auf den ersten
Blick etwas fremd anmuten, der aber alles
durch sein Schaffen zur Harmonie entwickelt und
aus den tiefsten Tiefen seiner Seele schöpft und
schafft und aus der eigenen Phantasie heraus die
eigene künstlerische Sprache spricht, ja sprechen
muß, ob mit oder ohne „Erfolg", spielt dabei
keine oder doch nur eine untergeordnete Rolle.
So mußt Du sein, Du kannst Dir nicht entfliehen,
so sagten schon Sybillen und Propheten,
denn keine Zeit und keine Macht zerstückelt
geprägte Form, die lebend sich entwickelt.
Diese wundervollen Verse Goethes umfassen
„Künstlers Erdenwallen" in all seiner Schwere
und Problematik, aber auch in der Härte, die
der, der dazu „verurteilt ist", erleben muß, ob
er will oder nicht. Markgräflerland und das alte
schicksalträchtige Sachsenland klingen so schön
und friedlich zusammen, daß es einem schwer
wird, sie mit der Erinnerung an eigene oder
fremde Kriegsschicksale in Verbindung zu bringen
. Diese Kriegs- und Menschenschicksale sind
Frau Frenzel nicht erspart geblieben.
Familiensorgen und die Nöte der Zeit haben
die Seele ausgeprägt. Kunstwerke, die unter solchen
Kriegs- und Hungerzeiten geboren wurden,
können gar nicht anders als dornig und bitter
Undine
sein. Daß unter solchen Umständen überhaupt
Kunstwerke geschaffen worden sind, ja, trotz
dieses Kampfes oder auch wegen dieses Kampflebens
entstehen „mußten", wird der respektvolle
Betrachter an Annerose Frenzeis Arbeiten
deutlich spüren. Er wird es an der Lebenskraft
und Lebensbejahung merken, die von manchem
ihrer Werke ausgehen. Die ganze Art und der
Stil der Frenzeischen Schöpfungen und symbolischen
Darstellungen neigen zu einer Maltechnik,
die geeignet ist, der andrängenden Phantasie zu
einer raschen Form- und Gestaltwerdung zu verhelfen
, zu Tempera und Pastell. So sind die vielen
Skizzen erklärlich, die ein völlig freies Schaffen
gestatten, das ergänzt wird durch die Applikation
verschiedener Stoffe. Hier ergibt sich eine
sehr reizvolle und wirkungsvolle Technik, bei der
man verschiedene Stoffe ausschneidet und auf-
einandernäht. Die Wahl des Materials und der
Farben ergibt die Möglichkeit, die raffiniertesten
Wirkungen zu erzielen. In dieser Technik sind
verschiedene sakrale Decken und Tücher gearbeitet
, von denen ein Antependium wenigstens in
Schwarz-weiß-Technik wiedergegeben ist. Selbst
diese starke Verkleinerung läßt noch erkennen,
welche große Kompositionsarbeit in diesen nur
scheinbar so einfachen Symbolformen steckt, die
begreiflicherweise erst in dem Raum, für den sie
geschaffen sind, ihre Wirkung entfalten.
Was soll und kann man einem so schöpferischen
Menschen nun für seine Weiterentwicklung
wünschen? Der Dichter Strauß hat einmal seine
Erfahrungen auf diesem Gebiet in die Worte zusammengefaßt
: Gott segnet nicht durch Ruhe und
Wohlsein, sondern durch Aufgaben.
Hanns Bastanier
Annerose Frenzeis Schöpfungen lassen uns
besonders stark empfinden, wie sehr zum Verständnis
eines Werkes die Farbe notwendigster
Bestandteil ist. Leider kann die Schwarz-weiß-
Wiedergabe ihrer Bilder nicht den wirklichen,
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