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Signet
paßt das zusammen? Ganz einfach: Nicht das
„Was", sondern einzig das „Wie" ist für mich
vön Bedeutung. Die ideale Gestaltung eines Firmenzeichens
oder Namenszuges zu finden oder
die Gewichte von Hell und Dunkel in einem
Prospekt so zu verteilen, daß das Auge bei der
Fülle des heute auf den Menschen zukommenden
Werbematerials noch angesprochen oder gar unwiderstehlich
angezogen wird, ist eine schwere,
aber notwendige Arbeit. Denn die Schönheit der
Dinge um uns wirkt sich auf unser Leben unmerklich
aus. Sie bringt Harmonie, sie läßt uns
stille werden.
Auch von der vollendeten Anzeigenwerbung
kann das geschehen. Ich möchte auf die vorbildliche
Werbung in der Schweizer Monatsschrift
„Du und Atlantis" hinweisen. Die Ausgewogenheit
der Werbemittel, des Geschäftspapiers, wirkt
allein schon durch die Form überzeugend.
Zu einer Zeit, da der fahrbare Untersatz des
Geschäftsmannes einem Traum von Eleganz und
Geschwindigkeit gleicht, glaubt oft derselbe Geschäftsmann
, wenn es um sein „Firmengesidht",
also um das Signet samt Geschäftspapier geht,
mit einem vom Vater ererbten (Baujahr 1930)
auszukommen.
Oft erlebt man, daß der Auftraggeber keinerlei
Vorstellung hat, welche Anstrengung hinter
einem so leichten Ding wie zum Beispiel diesem
hier abgebildeten Signet für eine Woll-Spinnerei
steckt. Glaubt er denn, es gäbe für den Künstler
beim lieben Gott eine große Vorratskiste, in die
er uns hineingreifen läßt, wenn etwas gebraucht
wird? Doch es könnte sein, daß er uns in unserer
Fantasie ein Bröselchen aus seinem ewigen
Vorrat mitgegeben hat, damit wir seine und
die Belange der Welt Gott wohlgefälliger ins
menschliche Bewußtsein treten lassen.
Annerose Frenzel
Konstantin Schäfer, Neuenburg:
21uö htm Heben bze Sorftmei'lto 2lbolf OTcmmüian uon Kotbecg
(Fortsetzung.)
Von nun an nimmt der junge von Rotberg
seine Lebensgestaltung selbst in die Hand. Nachdem
der Souverän schon früher ihm die Erlaubnis
zum Tragen der kleinen Jagduniform gegeben
hatte, ersucht er nun um die Verleihung des
Titels und Rangs eines großherzoglichen Jagdjunkers
. Darüber wird dem Erbgroßherzog Vortrag
gehalten. Die Serie der zahlreichen Fehlschläge
beginnt: „Seine Königliche Hoheit wollen
diesem Gesuch für jezo nicht deferiren, erlauben
jedoch, daß bei dereinstigem Abgange eines Jagdjunkers
auf den Supplikanten nach Maaßgabe seiner
Qualification Rücksicht genommen werde."
v. Rotberg läßt sich nicht entmutigen. Er ist
bereit, sich diese Qualifikation zu erwerben und
meldet sich bei Forstmeister von Neveu zu Offenburg
, um in dessen Forstinspektion praktizieren
zu dürfen. Forstmeister von Neveu gehörte dem
bekannten Durbacher Geschlecht an, aus dem
auch der 1735 als basel - bischöflicher Vogt von
Schliengen verstorbene Baron Franz Anton von
Neveu stammte, dessen grandioses Sterben wir
schon Gelegenheit hatten zu schildern. Ihm kommt
die Hilfe sehr gelegen; er meint, daß ihm die
„Aushilfe eines mit Forstkenntnissen versehenen
thätigen Subjects allerdings sehr erwünschet
seye." Auf Weihnachten 1811 trifft die Genehmigimg
der Forst-Kommission ein.
Nach fünfmonatiger Tätigkeit wiederholt von
Rotberg sein Gesuch, ihm Titel und Rang eines
Jagdjunkers zu übertragen. Baron von Neveu
legt ein günstiges Zeugnis bei und bestätigt, daß
er „während dieser Zeit viele theoretische Forstkenntnisse
an den Tag geleget, bei auswärtigen
Waldgeschäften sowohl, als schriftlichen Ausarbeitungen
(sich) sehr fleißig bezeuget habe, und
überhaupt gegründete Hofnung vorhanden seye,
daß derselbe in kurzer Zeit dem Staate vorzügliche
Dienste bei dem Forstfache leisten werde."
v. Rotberg hatte inzwischen im 3. Landwehr-
Bataillon Dienst getan. Zufällig ging drei Tage
nach seinem Gesuch ein ebensolches des Forstkandidaten
und Hof j unkers Wilhelm von Gemmingen
ein. Der Landesvater war sofort bereit,
diesem den Charakter eines Jagdjunkers zu erteilen
. Dagegen lehnte sich das Gerechtigkeitsgefühl
der Oberforst-Kommission auf. Sie stellte
den Antrag, daß „der Forstkandidat v. Rotberg,
der dem von Gemmingen in der Anciennität6
weit vorgeht und schon zweimal als Hauptmann
unter der Landwehr gedient hat, schon früher
um die Karakterisierung als Jagdjunker nachgesucht
habe" aus Billigkeitsgründen, ebenfalls
mit dem dritten Kandidaten v. Rakenitz ernannt
werde. Auch dieses Gesuch wird abgelehnt.
Ein Jahr später um die gleiche Frühlingszeit,
von der er in seiner Prüfungsarbeit so schön
schrieb, daß bei Antretender Wärme der Saft in
Bewegung komme und die Knospen sich öffneten
, versucht er ohne Titelanliegen in die staatliche
Versorgung zu kommen. Er schlägt dabei
neue Töne an. Oben in den Bogen prägt er sauber
sein Familienwappen ein. Er hat das Gefühl,
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