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gessen, so wenig wie den
„bösen Pfennig", den er
ausgerechnet hier von jeder
Kanne Wein forderte!
Seit 1674 ist die Engelsburg
eine Ruine. Als sie
die französische Regierung
sprengen ließ, aus Angst,
sie könne als Widerstandsnest
dienen, legte sich
der Hauptturm seitwärts
(etwas ähnliches sieht man
im Heidelberger Schloß),
so wie er heute noch liegt.
„Hexenauge" nennt man
den Turm, durch den man
sehen kann. Wie das gekommen
, konnte das Volk
nicht verstehen, so nahm
man Zuflucht in die Hexerei
! Prächtig ist der Blick
von dort oben über die
Talenge, in der Thann
sich gebildet hat, über die
weite Ebene hinüber zum Schwarzwald, hinauf
zum Jura, ja, bei klarem Wetter zum Berner
Oberland.
Thann ist durch seine Lage zum Ausgangspunkt
prächtiger Wanderungen geworden. Schöne
Wanderwege führen hinauf durch herrlichen
Hochwald auf die Weidgänge des Thanner Hubeis
und des Roßberg-Massivs oder aber auf der entgegengesetzten
Seite auf den vorgeschobenen
Molkenrain und in das Reich des Großen Belchen.
Und wen kleinere Wanderungen locken, der
Thann: Die Engelsburg (Hexenauge)
nehme den Weg nach Leimbach, dem vielgeprüften
Dorf im ersten Weltkrieg, und nach dem
schön gelegenen friedlichen Dorf Rammersmatt
oder nach Hohenrodern. Immer wieder wird er
neue Landschaftsbilder und neue Schönheiten
entdecken und so Thann und des Städtleins Umgebung
kennen und lieben lernen. Und immer
wieder wird sein Blick haften bleiben an dem
Münsterturm, der mitten im Taleingang emporstrebt
, und der zum Wahrzeichen der Gegend
geworden.
Albin Fringeli:
Aus dem „Pruntruterzipfel" sprudelt die Lützel
zwischen Felsen und Bäumen der Birs entgegen,
um mit ihr gemeinsam den Rhein zu suchen. Sie
durchquert welsches und deutsches Sprachgebiet
und bildet überdies stellenweise die Grenze zwischen
der Schweiz und Frankreich. Das Tal ist
ruhig, wenn wir es mit irgendeiner andern industrialisierten
Gegend vergleichen. Weit hinten lag
das Zisterzienserkloster Lützel. Dicht an der Landesgrenze
steht das Klösterli. Ausgrabungen, die
1965 gemacht worden sind, haben manches Geheimnis
gelüftet. Die abgedeckten Fundamente
des ehemaligen Klosters geben Kunde von einer
bedeutenden Stätte. Und ein romanischer Kopf
eines Heiligen spricht vom Kunstsinn und der
Fertigkeit der mittelalterlichen Steinmetzen.
Manche Frage aber wird erst beantwortet werden
können, wenn die Ausgrabungen auf Schweizerboden
und auch auf dem benachbarten Elsäs-
sergebiet beendigt sind. Vieles wird aber Geheimnis
bleiben — auf alle Zeiten. Ob wir alle Funde
richtig interpretieren können? Das ist eine andere
— berechtigte — Frage. Nur der Eingebildete
mutet sich selber zu, die letzten Rätsel lösen
zu können.
IIcö flöalMal
Um das alte Klösterli windet sich eine Legende,
die Joseph Beuret in seinem Buch „Les plus belies
Legendes du Jura" (Lausanne 1927) veröffentlicht
hat. Albert Büchli hat „die Geschichte von der
Nonne Kunigunde" in seine „Schweizer Legenden
" aufgenommen.
Wir folgen hier der Darstellung des jurassischen
Schriftstellers Beuret aus Saignelegier.
1123 wurde das Kloster Groß-Lützel gegründet
. Bernhard von Clairvaux war selber bei der
Gründung dabei. Bald nachher erstand das Frauenkloster
Klein-Lützel. Als es eingeweiht wurde,
stellten sich viele Adelige ein. Zugegen war auch
Adalbert, der Sohn des Grafen von Saugern. Dem
Herrn von Saugern im Birstal war zur Hauptsache
der Bau des Heiligtums an der Lützel zu
verdanken. Adalbert entdeckte eine junge Nonne,
die ihm einen gewaltigen Eindruck machte. „Wäre
es", so fragte er sich, „wäre es nicht möglich, einmal
mit ihr zu sprechen?" Der verwegene Gedanke
ließ sich nicht mehr verscheuchen. Einmal
sollte es ihm gelingen, ins Klösterlein einzuschleichen
, um sich mit der schönen Klosterfrau zu
unterhalten, sie zu fragen, ob sie nicht den
Schleier niederlegen und mit ihm aufs Schloß
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