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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-10/0009
sich hinauf. Er verschwindet im Galopp. Ein
wildes Pferdegetrappel tönt zu den Fenstern der
Klosterzellen hinauf ...

Seither hat man den Grafen Adalbert nie mehr
gesehen. Es gibt aber Leute, die uns erzählen,
daß man oft im Tal der Lützel einen Reiter
sehen könne. Nur wenn über das Waldtal ein
fürchterliches Gewitter wüte, zeige er sich. Wenn
der Blitz in das Tal hinabzünde, könne man
deutlich erkennen, daß er nicht allein auf seinem
Pferd dahersprenge. Der Ritter trage vor sich
eine weiße Gestalt. Nur einen Augenblick sei der

unheimliche Reitersmann zu sehen. Rasch verschwindet
das Leuchten des Blitzes, und wenn es
wiederkommt, dann sei Adalbert von Saugern
mit der weißen Gestalt zwischen Wäldern und
Felsen verschwunden. Andere Leute behaupten,
sie hätten auf ihrem Heimweg aus dem Elsaß
nach Kleinlützel nächtlicherweise eine schwarze
Person aus dem Klösterli fliehen sehen. Unheimlich
rasch habe sie den Weg zu den bergenden
Felsen eingeschlagen... „Es muß der Graf von
Saugern gewesen sein", sagen sie, „er hat wohl
seine Schuld noch nicht ganz abgetragen!"

Fr. Kuhn, Lörrach:

&aqt von btt L^äfnet^yungfrau unb Me 6ntöetfung
einee (Ü*cabt)ügd6 beim L^äfnet-2!kunnen

Vetter, wo simmer doch echterst? Ball glaub i, mer seige
verirret*

's schlacht kai Uhr, me hört ke Guhl, es lütet ke Glocke;
wo me loost un wo me luegt, se findt me ke Fueßtritt.
Chömmet do das Wegli ab!

Es isch mer, mer seige nümme wyt vom Häfnetbuck.
Sust gruusets mer, wenn i drüber mueß; jetz wär i froh.
Der Sunne noo möcht es schier gar zehni sii.
Seil wär kai Fehler, mer chäme allewiil no zytli gnueg

go Staine bis Mittag. —
Geltet, was han i gsait!

Gottlob, do simmer am Häfnet, un jetz waiß i Weg un Steg.

J. P. Hebel erzählt dann in seiner Art die Sage
von der Jungfrau, die am Häfnet - Brunnen ihr
Wesen treibt. Der geneigte Leser, um einen Ausdruck
des Dichters hier aufzugreifen, möge seine
Hebelausgabe hervorholen und die Geschichte
dort weiterlesen. Hebel schließt dann seine Dichtung
wie folgt:

— Nai, looset, was hör i? —

's lütet z'Staine Mittag. Ball simmer dussen im Freie.
D' Zit wird aim doch churz im Laufe, wemmen au näumis
mitenander z'rede waiss un näumis z'erzähle.
Seigs denn au nit wohr; es isch nit besser, wenns wohr isch.
Sehnt der jetz dort 's Schlößi mit synen eckige Gible?
Un das Dorf isch Staine. Do füre zieht si der Chilchweg.

In den „Sagen des Schwarz waldes" von Wilhelm
Straub, Konkordia Bühl (Baden) 1963, Seite
171, wird über die Häfnet - Jungfrau folgendermaßen
berichtet:

„In dem Schlößlein zu Steinen wohnten vor
Zeiten die Zwingherren der Gegend. Die Tochter
eines von ihnen war so hoffärtig, daß sie nicht
auf der bloßen Erde in die Kirche gehen wollte.
Sie ließ sich stets vom Schlößlein bis zum Kirchhof
, ja über den Kirchhof selbst bis zum Gotteshaus
einen Dielenweg legen, der mit Tuch oder
Taft belegt werden mußte.

Als sie gestorben und beerdigt war, stand der
Sarg am nächsten Morgen außen an der Kirchhofmauer
und ebenso an den zwei folgenden
Tagen, nachdem er jedesmal wieder auf dem
Gottesacker eingegraben worden war. Man lud
nun den Sarg auf einen zweirädrigen Karren,
spannte zwei junge schwarze Stiere davor, die

noch kein Joch getragen hatten, und ließ sie laufen
, wohin sie wollten. Stracks gingen sie auf
den Häfnetbuck. Dort blieben sie im unwegsamen
Wald an einer Quelle stehen. Hier nun verscharrte
man den Sarg, und jetzt endlich blieb
er auch im Boden.

Das Fräulein aber geht dort um, und die
Quelle heißt ihretwegen der Jungfernbrunnen.
Bei Sonnenaufgang kommt sie zum Brunnen, um
sich zu waschen und zu kämmen. Aber auch
Vorübergehende, die schmutzig und ungestrählt
waren, hat sie schon in dem Brunnen gewaltsam
gereinigt und mit derben Strichen gekämmt.
Beim Schlößlein zeigt sie sich ebenfalls und
pflegt dort im Bach ihr Weißzeug zu waschen."

Die Volkskunde kennt zahlreiche Beispiele,
wonach Sagen zurückgehen auf vorgeschichtliche
Bestattungen oder Siedelungen. Die Sage überliefert
hierbei die Erinnerung des Volkes an eine
schriftlose Zeit.

Ähnliches gilt auch für die Flurnamen.

Aber auch noch andere Erwägungen sprachen
für ein gründliches Abgehen des Häfnetbucks:
Seine Lage in der Landschaft, sein geologischer
Aufbau, seine Form und schließlich das Vorhandensein
einer beständigen Quelle auf halber
Höhe des Berges. Dazu kommt noch, daß zu beiden
Seiten des Berges alte Wege ziehen. Im
Osten ist es der „Heidenweg". Sein Name wie
auch sein Verlauf als „Hohe Straße", abseits des
Talgrundes, sind deutliche Hinweise auf sein
Alter. Möglicherweise handelt es sich um den
„steinen weg", der im 14. Jahrhundert in Urkunden
genannt wird. Der „Heidenweg" war eine
Verbindung vom vorderen Wiesental bei Steinen
in das Tal der kleinen Wiese. Er wird jetzt noch
als Wanderpfad benützt.

Aber auch über den Häfnetbuck selbst und um
seine, höchste Erhebung herum müssen alte Wege
geführt haben. Die alten Karrengeleise bilden
deutliche Einschnitte im Gelände. Besonders tief
sind diese nördlich vom Häfnetbuck beim „Fohrenbühl
". Sie weisen auf die hochstehende Kirche
von Hofen und werden von den Bewohnern der

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