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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-10/0015
Jagd zu beschränken. Damit war allerdings das
Jagdproblem noch keineswegs zur Ruhe gebracht.

Die zweite Schwierigkeit bei der Regelung
seiner Pensionsbezüge verursachte die Holzlieferung
. Man wollte ihm von Karlsruhe aus nur
20 Klafter Holz bewilligen. Hier setzte sich der
gleiche Oberforstmeister von Stetten, der ihm
durch seinen, Jagdbericht eine solch schmerzliche
Niederlage bereitet hatte, für ihn ein, so daß
nach langen Schreiben und Vorstellungen diese
Frage „gnädigst" zu seinen Gunsten entschieden
wurde.

Es konnte nicht ausbleiben, daß auch die Wohnungsfrage
und die weitere Nutznießung der
Gärten mit dem im Laufe der Neuorganisation
der Landesverwaltung in Schliengen eingesetzten
Amtmann Barck zu Unzuträglichkeiten kommen
mußte. Um allem zu entgehen, bat v. Rotberg um
die Erlaubnis, für zwölf Jahre seine Pension in
Freiburg verzehren zu dürfen. Er begründete
seine Bitte mit der Notwendigkeit, mit seinen elf
Kindern in die Nähe der Ausbildungsstätten ziehen
zu müssen, da er die großen Kosten sonst
nicht zu tragen in der Lage wäre. Er zeigt sich
ganz gut informiert, denn er fügt bei: „Sollten
Euer Churfürstliche Durchlaucht den Verkauf des
Quarthofs in Freiburg beschlossen haben, so
bitte mich ebenfalls unter die Zahl der Kauflustigen
anzunehmen, wodann verhältnismäßige
Bedingungen einzugehen bereit bin." Die Erlaubnis
wurde ihm erteilt. Da aber die freie Wohnung
und die Beinutzungen ein wesentlicher Bestandteil
seiner Bezüge darstellten, verlangte er hierfür
eine geldliche Entschädigung. Bevor diese
Frage zu seiner Zufriedenheit geregelt war,
konnte und wollte er die Wohnung für den zugewiesenen
Amtmann nicht räumen. „So sehr
ich auch all meine Kräfte aufzubieten gedenke,
um durch Fleiß, Eifer und Thaten das Wohl sowie
jede Convenienz des Staates befördern zu
helfen, so lassen mir doch meine Vermögensverhältnisse
nicht zu, die meiner zahlreichen Familie
nöthigen Unterhaltsmittel zu schwächen,
wozu alles, was ich ex quocunque titulo besitze,
unumgänglich erforderlich ist." Er erklärte in
diesem Schreiben, unter den gegebenen Umständen
von der Erlaubnis in Freiburg wohnen zu
dürfen keinen Gebrauch machen zu können.

Er macht noch einmal einen wohlüberlegten
Vorschlag, wie allen Seiten am besten gedient
sein könne. Die Ökonomiegebäude sollten in
Zehnt- und Keltergebäude umgewandelt werden.
Dadurch könnte man die alten Zehnt- und Keltergebäude
verkaufen und mit dem Erlös eine
geräumige Kanzlei und ein notwendiges Archiv,
dazu noch ein Gefängnis und eine Wohnung für
den „Thurnhüter" bauen. Die Kanzlei und das
Archiv würden nur einen Umbau der alten Landvogtswohnung
erfordern, wobei dann noch hinlänglicher
Platz für das Quartier des Amtmanns
übrig bliebe. Dazu wäre noch dessen Quartiergeld
gespart. Eine Wohnung für einen sonstigen
Diener würde bei der Zehntscheuer sicherlich
auch übrig bleiben. Natürlich erfordere dies alles
aber eine befriedigende Lösung seines Umzuges
nach Freiburg. „Sollte vor Einrichtung und Ver-

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Der Schweizer Kulturphilosoph und Schriftsteller
Max Picard ist in der Nacht zum 3. Oktober
in Neggio bei Lugano im Alter von 77 Jahren
gestorben. Er wurde am 5. Juni 1888 als Sohn
eines Kaufmanns in Schopfheim (Baden) geboren
, hatte Medizin und Philosophie studiert (bei
Troeltsch und Rickert) und sich nach kurzem
medizinischem Praktikum in München 1918 ins
Tessin zurückgezogen, wo er, mit Blick auf den
Luganer See, bis zuletzt gelebt hat. Ein Einsamer
, dessen Denken nicht aus der Analyse, sondern
aus dem Schauen kommt; darin ist er dem
vor kurzem gestorbenen großen jüdischen Philosophen
Martin Buber und Rudolf Pannwitz verwandt
.

Picard hatte mit kunsttheoretischen Arbeiten
begonnen: „Das Ende des Impressionismus" (1916),
„Expressionistische Bauernmalerei" (1918), „Mittelalterliche
Holzfiguren" (1920). Seine erste Dichtung
„Der letzte Mensch" erschien 1920; 1929
folgte sein am weitesten bekannt gewordenes
und in seither zahlreichen Auflagen erschienenes
Buch „Das Menschengesicht". Zu den bekanntesten
kulturkritischen Werken Picards gehören
weiter „Die Flucht vor Gott" (1934), „Die unerschütterliche
Ehe" (1942), „Hitler in uns selbst"
(1945) und „Die Welt des Schweigens" (1948).
Picard war Mitglied des PEN-Clubs, der Bayerischen
Akademie der Schönen Künste und der
Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Den Hebelpreis hatte er 1952 erhalten. (F.A.Z.)

fertigung dieser Abänderungen die Anwesenheit
eines anderen Beamten des aerarii in Schliengen
für nötig befunden werden, so könnte der Landvogt
v. Rotberg, nachdem der Amtmann in das
neue Quartier gezogen, jenem ein Interimsquartier
in seinem von Herrn von Baden in Pacht
habenden Haus gegen billigen Mietzins zukommen
lassen." Das war alles sehr schön bedacht,
aber leider vorerst eine Milchmädchenrechnung,
v. Rotberg verlangte eine Entschädigung von
jährlich 30 Louis d'or für die Abtretung von
Wohnung und Beinutzungen. Maler glaubt, daß
„er sich noch bis auf 300 fl würde behandeln
lassen", was unzweifelhaft eine mäßige Abfindung
wäre. Allerdings müsse man ihm als leidenschaftlichem
Jagdliebhaber in der Erfüllung seiner
Wünsche entgegenkommen. Auf die Augge-
ner Jagd will er verzichten. Durch seinen Umzug
nach Freiburg wären ihm Opfingen, Thiengen,
Mengen, Ihringen und Bickensohl günstiger gelegen
. Er wolle den Förstern eine Entschädigung.
von 50 fl bis 50 Talern zukommen lassen. Schließlich
bot ihm die Regierung 120 fl.

Um endlich ein Ende zu machen, schrieb von
Rotberg: „So habe die Ehre unterthänigst ein-
zuberichten, daß ich bereit bin, alles dasjenige
willigst einzugehen, was der Lage des Dienst
und Localio gemäß zu tun möglich, wenn auch
mein eigenes Interesse als Vater von 11 Kindern
einigen Verlust dabei leiden soll."

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