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Eugen Reinhard:
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Die Verbreitung des alemannischen Volksstammes
deckt sich nicht mit einem Staatsgebiet.
Über die Grenzen im deutschen Südwesten
hinaus dehnt sich alemannisches Volkstum auf
schweizerisches, österreichisches, französisches und
italienisches Territorium aus, denn die gesamte
deutschsprachige Schweiz, Vorarlberg, das Elsaß
südlich des Hagenauer Forstes und die von Waisern
erschlossenen Täler im Süden des Monte
Rosa - Massivs wurden von Alemannen besiedelt.
Die Landes- und Volksforschung innerhalb des
über die Staatsgrenzen hinausgreifenden alemannischen
Raumes zu fördern und zu unterstützen,
dient das Alemannische Institut in Freiburg im
Breisgau, das seiner rechtlichen Form nach seit
1951 einen beim Registergericht Freiburg eingetragenen
und von Gelehrten der Universität Freiburg
gegründeten e. V. darstellt. Eines der wesentlichsten
Ziele des Instituts ist es, alle an der
landeskundlichen Forschung beteiligten Einzelwissenschaften
über die oft trennenden Fakultätsgrenzen
hinweg zusammenzuführen und in
engen, sich gegenseitig befruchtenden Kontakt
zu bringen.
Bis in das Jahr 1930 reicht die Geschichte des
Alemannischen Instituts zurück. Damals regten
Prälat Prof. Dr. Josef Sauer und Reichsminister
Dr. Wirth seine Gründung an. Dr. Wirth kommt
vor allem das Verdienst zu, die für die Errichtung
des Instituts notwendigen Zuschüsse verschafft
zu haben. Prälat Sauer gelang es, die
Stadtverwaltung Freiburg und an ihrer Spitze
den damaligen Oberbürgermeister Dr. Bender für
die Gründung des Instituts zu gewinnen. Am
1. Juni 1931 konnte dann die erste Sitzung des
Kuratoriums des Alemannischen Instituts stattfinden
, dem fünfzehn Persönlichkeiten aus Wissenschaft
, Verwaltung und Wirtschaft angehörten
. Es waren die Herren Oberbürgermeister
Dr. Bender, Professor Dr. Deecke, Bankdirektor
Fischer, Archivdirektor Dr. Hefele, Bürgermeister
Dr. Hof ner, Professor Dr. Kraft, Professor Dr. Lais,
Professor Dr. H. Mayer, Professor Dr. J. Meier,
Museumsdirektor Prof. Dr. Noack, Bihliotheks-
direktor Dr. Rest, Prälat Professor Dr. Sauer,
Prof. Dr. Schmid, Landeskommissär Schwoerer
und Reichsminister Dr. Wirth 1).
Am 25. Januar 1934 wurde das Kuratorium
des Alemannischen Instituts aufgelöst. Professor
Dr. Theodor Mayer erhielt nach seiner Berufung
an die Universität Freiburg vom Oberbürgermeister
den Auftrag, das Institut wissenschaftlich
zu leiten, das in „Institut für Oberrheinische Landeskunde
" umbenannt wurde. Am 18. November
1938 übernahm Professor Dr. Friedrich Metz als
sein Nachfolger die wissenschaftliche Leitung.
Ihm allein ist es zu verdanken, daß das Institut
auch über den Zusammenbruch hinaus weiter-
1) Für die Auskünfte über die Zusammensetzung des Kuratoriums im Jahr
1931 sei an dieser Stelle Herrn Museumsdirektor i. R. Professor Dr. Werner
Noack, Freiburg, herzlich gedankt.
bestehen konnte. Als es 1945 aufgelöst wurde,
hat Professor Metz es in einem privaten Kreis,
dessen Mitglieder sich in seiner Wohnung und
in einem Nebenzimmer des Hotel „Bären" in
Freiburg zu wissenschaftlichen Vorträgen und
Diskussionen zusammenfanden, weitergeführt.
Am 15. Februar 1951 wurde das Institut unter
der Rechtsform des eingetragenen Vereins
und mit dem ursprünglichen Namen „Alemannisches
Institut" wiederbegründet. Zum Vorsitzenden
wurde Prälat Professor Dr. Arthur Allgeier
gewählt, zum Geschäftsführer und stellvertretenden
Vorsitzenden ernannte dieser Professor Dr.
Friedrich Metz. Nach Prälat Allgeiers Tod im
Juni 1952 übernahm Professor Metz zunächst als
geschäftsführender Vorsitzender und später als
Vorsitzender die Leitung des Alemannischen
Instituts bis zu seinem krankheitshalber bedingten
Rücktritt im Spätjahr 1962. Über weit mehr
als zwei Jahrzehnte hat er somit die Geschicke
des Instituts maßgebend mitbestimmt und geleitet
. Keiner wäre wohl besser dazu geeignet
gewesen, in der landeskundlichen Forschung über
die Fakultätsgrenzen hinweg Brücken zu schlagen
, als Professor Metz, der Vertreter der Geographie
, einer dualistischen Wissenschaft, die sowohl
in der Natur- wie Geisteswissenschaft verwurzelt
ist. Was er für das Institut — allein seit
dessen offizieller Wiederbegründung in der Nachkriegszeit
— geleistet hat, vermag nur der zu
beurteilen, der erfahren hat, unter welch beengten
räumlichen Verhältnissen gearbeitet und mit
welch geringem Jahresetat nicht nur die wissenschaftlichen
Fachsitzungen und öffentlichen Vortragsreihen
, sondern auch die zahlreichen Veröffentlichungen
und Tagungen finanziert werden
mußten. Ein Großteil seiner Arbeit, die teilweise
unter persönlichen Opfern geleistet worden ist,
war daher ein steter Kampf um eine den Aufgaben
des Instituts entsprechende und würdige
räumliche Unterbringung sowie um eine Sicherung
und Vergrößerung der staatlichen Zuschüsse,
damit das Institut seine Aufgaben auch in der
Zukunft weiterführen und ausweiten kann. Sein
jahrelanges Ringen um Verständnis und Unterstützung
für die Belange des Alemannischen
Instituts, das für ihn mit großen Enttäuschungen
verbunden war, die ihm sehr nahe gingen, war
— auch wenn er die Früchte dieses Kampfes
nicht mehr ernten konnte — am Ende nicht umsonst
. Wenn das Institut heute über ausreichende
Räume und einen seiner Aufgaben angemessenen
Staatszuschuß verfügt, so ist das im wesentlichen
sein Werk.
Sein Nachfolger wurde der Ordinarius für
oberrheinische Kirchengeschichte an der Universität
Freiburg, Professor Dr. Dr. Wolfgang Müller.
Nach der plötzlichen Erkrankung von Professor
Metz Ende Oktober 1962 zuerst als Notvorstand
eingesetzt, wurde er im Frühjahr 1963 von der
Mitgliederversammlung zum Vorsitzenden ge-
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