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der Großherzoglichen Herrschaften verlief .zu
voller Zufriedenheit der Gäste wie des üast-
herrn. Am Abend kehrte Gräfin Elisabeth wieder
nach Bellingen zurück. Zwei Tage später
erschien der Baron aus Biengen in Bellingen,
sagte, er habe es sehr eilig, weil er gleich mit
dem Zug wieder nach Krozingen zurück müsse.
Er wolle der Gräfin nur noch einmal herzlich
danken, daß sie zu ihm nach Biengen gekommen
sei, und „'s Großherzogs" hätten sich auch sehr
gefreut, daß sich alles so schön und nobel abgespielt
hatte. „Und da hab ich dir", schloß der
Herr Baron seine Dankriede und verabschiedete
sich, so rasch es ging, „e klei Andenke mitbracht".
Als die Gräfin das mit einem roten Bändchen
umschlungene Paketchen aufmachte, befand sich
drinnen eine kleine, längliche Pappdeckelschach-
tel. Neugierig öffnet die mit einem „Andenken"
Beschenkte das Lädchen, aus dem ihr ein Stück
(wohl ein halbes Pfund) Krozinger Schwartenmagen
sozusagen entgegenstrahlte. Diese „Fran-
zele" - Geschichte hat den Vorzug, eine wahre
Geschichte zu sein.
Wer aber spricht heute noch vom „Krozinger
Albert Eisele, Kandern:
„Über das Alter der Kanderner Eisenwerke"
ist in Nummer 2/1965 dieser Zeitschrift ausführlich
berichtet worden. Dort ist auch zu lesen, daß
neben Öfen, Häfen, Schmiedeisen und anderen
Dingen noch allerlei Gußwaren hergestellt wurden
. Davon ist kaum mehr etwas erhalten außer
den Ofenplatten, von denen das Kanderner Heimatmuseum
eine größere Anzahl besitzt. Über
Ofenplatten gibt es eine reichhaltige Fachliteratur
; von ihnen soll deshalb hier nicht die Rede
sein. Es soll vielmehr die Zeit von etwa 1830 an
betrachtet werden, als durch Verbesserungen und
Umwälzungen in hüttentechnischer Beziehung,
durch den Übergang vom Holzkohlenbetrieb zur
Steinkohle, durch Veredelung und vorteilhafte
Nutzbarmachung der chemischen und physikalischen
Eigenschaften des Gußeisens allenthalben
ein neues Gießverfahren aufkam und auch den
Kunstguß wieder aufleben ließ.
So etwa erklärt Karl Kornhas die Erscheinung
, daß „Der Kunsteisenguß der Kanderner
Eisenhütte im vorigen Jahrhundert" wieder auflebte
(in „Heimat und Handwerk". Beilage zur
Bad. Gewerbe- u. Handwerkerzeitung Juli 1914).
Er schreibt: „Es ist nicht unwahrscheinlich, daß
die Kanderner Eisenhütte und ihre Gießer von
Wasseralfingen ihre Anregungen bekamen, wenn
auch die hergestellten Gußsachen der Kanderner
Hütte mehr das Ornamentale, das Gebrauchsmäßige
, zum Ausdruck brachten. Der Beginn der
Aufnahmen dieser Kunstgußsachen in Kandern
dürfte in die 30er und 40er Jahre des vorigen
Jahrhunderts fallen und wohl bis zum Schluß
des Bestehens der Werke gedauert haben". Also
bis etwa 1860. Einen Anhalt für eine Datierung
gibt ein einziges Stück, das sicher in den letz-
Schwartenmagen"? In den Karlsruher Studentenjahren
von 1903 bis 1908 gehörte er zu unseren
landesheimatlichen Feinschmeckereien. Der alte
Kurgast von heute sah im Ladenfenster einer
Metzgerei ein Schild „Münchener Weißwurst". So
ändern sich die Zeiten!
Sie haben sich für Krozingen gewaltig geändert
, die Zeiten! Unnötig zu sagen, in welchem
Sinne!
Vier Wochen bin ich Kurgast gewesen — übrigens
zum erstenmal überhaupt Kurgast in meinem
langen Leben — und habe ohne Frage gleich
auf den ersten Anhieb das Bad gefunden, in
dem ich mit Leib und Seele Kurgast sein kann
— was bei einer Natur wie der meinen, für die
das Unterwegssein lebenselementar ist, sich fürwahr
nicht von selbst versteht.
Gleich aufs erste Mal habe ich also gelernt,
Kurgast zu sein! Und diesmal, nicht ganz leichten
Hirzens scheidend, freue ich mich schon auf
das Kurgastsein im nächsten Jahr, freue ich mich
auf die Quellen, auf die Landschaft der Ebene,
auf die Magie des genius loci und auf die —
Bäume, die geliebten Krozinger Bäume!
ten Jahren der Hütte hergestellt wurde. Es ist
ein Tintenzeug, eine Nachbildung des Grabmals
Napoleons im Dom des Invalides in Paris. Da
aber Napoleons Gebeine erst im September 1840
in Paris beigesetzt wurden, kann diese Nachbildung
seines Grabmals nicht vorher geschaffen
worden sein. Man muß darauf hinweisen, daß
bei uns Napoleon als Schöpfer des Großherzog- .
tums Baden eine große Achtung genoß. Ich denke
nicht nur an J. P. Hebel und etwa seine Erzählung
„Der Kaiser Napoleon und die Obstfrau in
Brienne"; ich denke daran, wie anfangs der 20er
Jahre bei einer Hochzeit am Kaiserstuhl ältere
Männer in vorgerückter Stunde das Lied anstimmten
von General Bertrand, dem Getreuen,
der Napoleon nach St. Helena in die Verbannung
begleitet hatte und bei ihm blieb bis zu seinem
Tode, und der 1840 mitfuhr, um die Gebeine
Napoleons auf der Fahrt nach Paris zu begleiten.
Nun stellt Kornhas ausdrücklich fest, daß der
Guß von Tintenzeugen, Leuchtern, Briefbeschwerern
, Spiegelrahmen, Kruzifixen und Abgüsse
nach der Natur von Kriechtieren, aber auch
Grabkreuze und Grabdenkmale „mehr der privaten
Initiative entsprungen ist, die Hüttenverwaltung
wollte amtlich nichts mit dieser nebenamtlichen
Betätigung zu tun haben, duldete sie
aber". Die Anfertigung dieser Kunstgüsse war
„gewissermaßen ein Vorrecht der Schmelzmeister
, die diesen gewohnten Brauch mehr oder
weniger mit Geschick, wohl aber auch mit pekuniärem
Vorteil auszunützen verstanden. In Bezug
auf die künstlerische Urheberschaft müssen wir
uns, soweit dies angängig ist, auf die Überlieferung
und die Aussagen eines Mannes stützen, der
in seiner Jugend selbst Zeuge der ausklingenden
^antoner (SifenFunftguß
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