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Kleinguß: Obstschale; Kerzenhalter mit birnenförmigem Behälter
und das Grabmal Napoleons als Tintengeschirr.
für Schwefelhölzer; allerlei Tiere
Aufn.: Christa Kurz
Hütten- und Bergwerksherrlichkeit in Kandern
war: Herr Altratschreiber Dörflinger, der trotz
seines hohen Alters mit seltener Rüstigkeit und
regem Interesse diese nun der Geschichte angegehörigen
Dinge pflegt, selbst Besitzer einer kleinen
, aber sehr gewählten Kollektion Kanderner
Gußsachen ist, sind die folgenden Angaben zu
danken."
Kornhas suchte aber auch in Karlsruhe in den
Akten nach näheren Angaben und stellte fest,
daß zwei Familien Generationen hindurch tüchtige
Meister am Hochofen gestellt hatten, die
Familien Dörflinger und Ganzmann. „Neid und
Mißgunst zeitigten aber im Verlauf der Jahre fast
unerträgliche Fehden zwischen diesen Familien.
In einem Schreiben an die Verwaltung klagt im
Jahre 1862 Onophrion Ganzmann, Gießer, gegen
die beiden Schmelzer Friedrich und Ernst Dörflinger
, weil sie zu Unrecht nach ihres Vaters Tod
im Jahre 1848 an dessen Stelle rückten. Unter
anderem beteuert er, daß er als Gießer am Hochofen
„alle zum Formguß erforderlichen Modelle
von seinem Verdienst anschaffe und die Großherzogliche
Hüttenverwaltung mit Ausgaben
hierfür nicht belästige." Die beiden Dörflinger,
durch die Maßnahmen der Verwaltung nicht zufrieden
, haben dem Ganzmann das Feld geräumt,
aber ebenfalls Klage auf Klage gegen ihn erhoben.
Was wissen wir nun von diesen Familien, das
für unsere Untersuchungen von Wert ist? Die
Familie Dörflinger stammt aus Kirchhausen,
wohnte dann in Wieslet und Sitzenkirch. Johann
Georg Dörflinger, Bürger und Bergmann, lebte
von 1755 bis 1813. Er hatte zwei Söhne: Johann
Friedrich 1800 bis 1861, Bürger und Schmelzer,
wurde als letzter 1825 in der alten Kirche hier
kopuliert. Von seinen Söhnen zog der 1829 geborene
Johann Friedrich später nach Pforzheim.
Sein Bruder Onophrion
lebte von 1839 bis 1921.
Für uns von besonderem
Interesse ist der
zweite Sohn von Joh.
Georg, der 1804 geborene
Johann Georg,
der 1876 starb. Er war
zuerst Platzmeister auf
dem Bergwerk hier,
zog aber 1836 nach
Albbruck, wo er als
Buchhalter angestellt
wurde. In Albbruck
befand sich ein altes
Eisenwerk, das 1788
an St. Blasien kam und
mit diesem an das
Großherzogtum Baden.
Das Universal-Lexikon
aus dem Jahre 1847
berichtet, daß das Erz
vonJestetten und von
Kandern kommt. Am
1. April 1837 kam die
Familie nach Kandern
zurück, weil Dörflinger
Buchhalter bei der
hiesigen Berg Werksverwaltung wurde. Er wurde
1859 in den Stadtrat gewählt und wurde 1861
Kirchengemeinderat.
Seine erste Frau war die Tochter des früheren
Lehrers in Liel; im Ehevertrag wurde festgelegt
, daß die Kinder evangelisch erzogen werden
sollten. Die zweite Ehefrau war wieder
katholisch; sie war die Tochter des Schloßwirts
Bromberger zu Bürgeln. Diesmal wurde festgelegt
, daß die Kinder katholisch erzogen werden
sollen.
Die Familie Ganzmahn stammt aus Oberhäuser
, Pfarrei Tegernau. Friedrich Ganzmann, Zainschmiedmeister
(1772—1851), hatte einen Sohn
Onophrion (1801—1881); der Vater wurde inzwischen
Schmelzmeister. Auch der gleichnamige
Sohn (1826—1899) hat wieder Kinder, die aber
hier nicht in Betracht kommen. Es scheint uns,
daß die Familie Ganzmann den größeren Anteil
an diesen Arbeiten hat. Aus einem Bericht der
Hüttenverwaltung Kandern auf die Beschwerdeschrift
des Friedrich Dörflinger in Pforzheim geht
hervor, daß Ganzmann gestattet wurde, einzelne
Stücke Kastenguß, größtenteils Grabkreuze mit
Inschriften, nach Modellen, die ihm eigentümlich
gehören, zu verkaufen. „Diese Gegenstände seien
während der Arbeitszeit gegossen, in Nebenstunden
auf Kosten Ganzmanns völlig vollendet worden
. Ganzmann bezahle den Wert des Eisens im
Detailverkauf in Werkkasse. Die Einrichtung zum
Guß solcher Stücke besitze die Hütte nicht, sie
sei Eigentum des Ganzmann". Aus diesen Akten
geht auch hervor, daß auch Dörflinger von dieser
Erlaubnis Gebrauch gemacht hat.
Wer die Gießer waren, steht nun fest. Aber
wer hat die Model angefertigt? Kornhas schreibt:
„Die Modelle für Grabkreuze und ähnliches sind
von dem Mühlenmacher, Dreher und Formstecher
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