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lieh liegt die Frage bei dem Stück, das wir noch
hier haben „Des Grafen Eberhard im Barte Pilgerfahrt
nach Jerusalem im Jahre 1468". Das
Original stammt hier sicher aus Wasseralfingen.
Kornhas stellt fest:
„In der letzten Periode hat man sich mit Abgüssen
nach der Natur beholfen und Schildkröten
, Eidechsen, Schnecken, Käfer und dergleichen
oft zu praktischen Gebrauchsartikeln umzugestalten
gewußt, kleine Figürchen, ganz naturalistisch
gehaltene Tiere aus Fabeln dürften zeitlich und
stilistisch das Gießen von Kunstgegenständen abgeschlossen
haben." Die „Schwäbischen Hüttenwerke
G.m.b.H., Wasseralfingen (Wttbg.)", aber
schreiben in einem ihrer Prospekte: „Eisenkunstguß
heute? In unserer modernen Zeit? In einer
Zeit, die sich im Nüchternen, Klaren, bisweilen
Strengen ausdrückt? Nüchtern und streng — so
bietet sich der uralte Werkstoff, das Eisen, an als
Ausgangsmaterial für kühne technische Konstruktionen
, für die verschiedensten Gebrauchsgegenstände
in schlichten und klaren Formen,
aber auch für kleine Kunstwerke, deren liebevolle
und phantasiereiche Ausgestaltung durch
die Herbheit des Materials frei von sentimentaler
Wirkung bleibt". Die „Nachrichten aus der Eisen-
Bibliothek der Georg Fischer AG." in Schaff hausen
weisen auf einen Satz von Jacob Burckhardt
hin aus einem Vortrag über die Kunstformen des
Schmiedeisens, wo es heißt: „Jeder Stoff (auch
das als Metall unedel genannte Eisen) ist edel,
sobald er seine Bedingungen in einer Kunstform
geltend macht, dieselbe mit schaffen hilft, so mäßig
sie auch sei". (Aus: Emil Dürr „Jacob Burckhardt;
Vorträge 1844—1887".) Über Schmiedeisen wird
bei anderer Gelegenheit berichtet.
Konstantin Schäfer, Neuenburg:
Vom Otaat unfc uom Wenfdjen
Maria Theresia stand bei ihrer Thronbesteigung
1740 einer schwierigen politischen Lage
gegenüber. Ganz Europa hatte sich gegen sie
verschworen. Karl Albert von Bayern erhob
Erbansprüche auf den Thron. Da Frankreich unter
Kardinal Fleury seine traditionelle anti-
habsburgische Politik wieder aufgenommen hatte
, rechnete er mit dessen Unterstützung. Tatsächlich
warb Frankreich bei den deutschen Fürsten
für die Kaiserwahl Karl Alberts. Bayern
verbündete sich 1741 in Breslau mit Spanien.
Frankreich seinerseits schloß ein Bündnis mit
Preußen, Sachsen schloß sich diesen Bündnissen
an. Alle wollten sie sich wie Geier Stücke aus
dem Leib des Habsburger Reiches reißen. Friedrich
der Große fiel in Schlesien ein. Rußland, auf
dessen Hilfe Maria Theresia gehofft hatte, war
durch den schwedisch-russischen Krieg gebunden
. Karl Albert wurde nach der Einnahme
Prags noch 1741 König von Böhmen und wurde
schließlich 1742 zum Kaiser gewählt. In den
Augen des Volkes war er stets der xiureh Frankreichs
Gnaden zum Thron gekommene Potentat.
Da kam Maria Theresia moralische Hilfe durch
Ungarn und Tirol. Die Ungarn vereinigten ihre
Truppen mit denen Österreichs. Am Tag der
Kaiserkrönung Karl Alberts standen ungarische
Husaren vor München. So war eine Wende in
der verzweifelten Lage Maria Theresias eingetreten
.
Diese Gegebenheiten muß man berücksichtigen
, wenn man die Anordnung der Innsbrucker
Regierung vom 15. XII. 1742 verstehen will, die
am 14.1. 1743 zu Freiburg registriert wurde. Die
Regierung ordnete an, „daß kheiner dero adelichen
Unterthanen und Vasallen, sie mögen minorenes
oder majorenes sein, außer dero Erblanden
in andre frembde Länder verraißen sollen, ohne
von Ihro Majestät nicht ehe vor die Erlaubnus
derowegen angesuchet und erhalten zu haben. . .
w;as aber die Zeit schon für adeliche Personen
sich außer dero Erbländeren, wo und wie lange,
befinden, solches seye allerhöchst Deroselben
nächstens umständlich zu berichten."
Am 9. November 1743 wird diese Verfügung
durch einen gedruckten Erlaß verschärft: „Ihre
Königl. Majestät haben laut Allerhöchsten Reso-
luti e Cancellaria Aulica aus Wien vom 19. elapsi
gnädigst entschlossen / daß alle Dero Oesterreichischen
Unterthanen und Landsassen / welche
bey auswärtigen Höfen sich in Diensten begeben
/ oder nur Titul von selben annehmen wurden
/ so dises ohne vorheriger Dero Erlaubnuß
geschehen solte / von Dero Diensten ausgeschlossen
/ und hierzu ohnfähig seyn sollen.
Welches man weiters durch seine Behörde
erinnern / und durch selbe all nöthiger Orthen
zu Jedermanns Wissen und gehorsamsten Beobachtungs
-Verhalt kund machen lassen werde.
Immassen dan solch allergnädigister Befehl
allenthalben gewöhnlicher massen kund zu machen
/ disseitige Verordnung alldahin hiemit ergehet
. Daran beschicht Unser Will und Meynung.
Ynsbrugg den 9. November 1743.
Der zu Hungarn und Böheim Königl.
Majestät / Ertz-Hertzogin zu Oesterreich
Praesidenten / Cantzler / Regenten / und
Hof-Cammer-Räthe O. O. Landen."
Während sich im Verlauf des 2. Schlesischen
Krieges die Lage für Österreich durch den verlustreichen
Rückzug Friedrichs des Großen aus
Böhmen gebessert hatte, war es den Franzosen
bei ihrem Entlastungsangriff gelungen nach
schwerer Beschießung Freiburg im November
1744 einzunehmen. Vom 1. Juni 1744 findet sich
*
im v. ö. Weesens Ratsprotokoll der Eintrag, daß
unterm 23. Mai die Kriegsdeclaration in der
Stadt Freiburg eingetroffen sei und „denen vor-
nembsten Orthen und Pläzen under öffentlichem
Drommelschlag publiciret" worden sei. Man
hatte die drei Stände, den Prälaten-, Ritter- und
3. Stand davon benachrichtigt, ebenso das FisCal-
amt, die Universität, die v. ö. Städte und die
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