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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-02/0008
nen Markgräfler Kirchturm, auf den sie mächtig
stolz zu sein scheint und wandern hinauf auf die
Höhe oberhalb des Dorfes, wo eine erst vor wenigen
Jahren geweihte Kapelle steht, die ihr
schlankes Türmchen wie einen gestreckten Zeigefinger
zum Himmel reckt.

Vor langer Zeit war Tegernau das größte
Kirchspiel unserer Heimat; sein Gebiet reichte
vor der Reformation bis ins große Wiesental hinüber
nach Schönau. Die Bewohner der Schönauer
Talgegend mußten also nach Tegernau zum Gottesdienst
kommen. Auch heute noch ist es flä-
chenmäßig eines der größten Kirchspiele des
Markgräflerlandes. Zu ihm gehören die umliegenden
Dörfer und Flecken Niedertegernau,
Schwand, Gresgen, Raich, Ried, Oberhäuser.
Hohenegg, Sallneck, Ebigen, Elbenschwand, Holl
und Langensee.

Wenn wir schon in Tegernau sind, machen
wir ein^n kleinen Abstecher ins Köhlgarten-
Wiesental, das seinen Namen nach dem Köhlgarten
hat, in dessen Wäldern einst die Köhler
ihre Holzkohle machten. In der heute nicht mehr
so romantischen Schlucht im Köhlgartenwiesen-
tal, die unvermittelt hinter der Abzweigung des
Schwander Sträßleins beginnt und sich bis zum
Stausee Köhlgartenwiese hinzieht, soll früher
eine Mühle gestanden haben, die man „Schweizermühle
" nannte, wohl darum, weil die hohen und
gespenstisch aussehenden Felswände an eine
Schweizer Berglandschaft erinnerten. Diese Mühle
soll im Dreißigjährigen Krieg durch plündernde
schwedische Landsknechte ausgeraubt
und angezündet worden sein. Heute ist nichts
mehr zu sehen. Die Zeit hat alles zugedeckt, was
einst hier gelebt und gestanden hat.

Am Ende des Tales liegt in einer Mulde geborgen
das Dorf Wies, umgeben von seinen Weilern
Wambach, Demberg, Fischenberg, Stockmatt
und Kühlenbronn. In Demberg stand übrigens
das älteste Gotteshaus des Tales, ein sogenanntes
Kasualkirchlein. Hier oben ist auch die Heimat
des Choler-Jobbi, der in den weiten Wäldern am
Köhlgarten einst sein Unwesen trieb. Während
wir auf der Demberger Höhe stehen und unsere
Augen beglückt auf dies schöne Erdenstück senken
, denken wir auch an den frühvollendeten
Heimatdichter Philipp Würger, dessen Heimat
hier oben war,

Während uns das Köhlgartenwieseli so aus
seiner Heimat „verzellt" hat, machen wir wiederum
Rast außerhalb des Dorfes Tegernau bei
der Wiesenbrücke und schauen hinauf auf den
steilen Berghang, um den sich die Landstraße
winden muß. Dort oben hauste im 12. Jahrhundert
der Ritter Walcho von Waldeck auf seiner
Burg, von der aber jetzt fast nichts mehr zu sehen
ist. Als an einem Karfreitagmorgen ein
Demberger Junge an der verfallenen Burg vorbeiging
, rief und winkte ihm von der Ruine herab
ein schwarzer Mann, er solle einmal zu ihm
hinauf kommen. Ohne Furcht ging der Junge
auf einem Weg, den er jetzt zum erstenmal an
dem sehr steilen und überwucherten Felsen sah,
hinauf zu dem Gespenst. Dieses sagte ihm, es
könne erlöst werden, wenn er jetzt niederknie

Wieslet mit der Rothenburg um 1880

und alles nachbete, was es ihm vorbeten werde.
Dafür würde er den Burgschatz bekommen. Der
Bub gehorchte und während er betete, kamen
drei Häfen aus dem Boden, die beiden äußeren
ganz und der mittlere, worin Gold funkelte, bis
zur Hälfte. Dreimal sprach der Junge das Gebet,
ohne aber je das letzte Wort nachsagen zu können
. Da krachte es ganz fürchterlich in den Ruinen
und Felsen, Mann und Häfen versanken im
Boden und der Bub lief erschrocken davon. Der
Pfad, auf dem er hinaufgegangen, war nachher
wieder verschwunden.

Bei Niedertegernau befinden sich auf dem
kegelähnlichen und bewaldeten Hügel, der sich
hinter dem Dorf auf der linken Talseite erhebt,
die spärlichen Mauerreste der einstigen Rothenburg
, der wohl größten Burganlage des Kleinen
Wiesentales. Ein prächtiger Blick hinunter ins
liebliche Tal und auf die umliegenden Berge belohnt
den Wanderer für die Mühen des Aufstiegs,
den er von Niedertegernau, Wieslet oder von
Enkenstein aus machen kann. Man sieht noch
eine teilweise guterhaltene Mauer mit Fensternischen
; darunter wölbt sich der Rundbogen eines
zugemauerten Tores. Vielleicht war es ein
Durchgang in den Schloßhof und zum nahegelegenen
Turm, der um 1880 noch etliche Meter
über den Boden herausragte. Die Burg wird erwähnt
Anno 1259 als „mons inferior de rotin-
berc" und wurde bewohnt von einem Zweig der
Herren von Rötteln, den Edlen von Rothenberg.
Die beiden letzten Rothenberger — Dietrich V.
und seine Gemahlin Adelheid von Lichtenberg,
sie stammte aus dem Elsaß — fanden ihre letzte
Ruhestätte im Turm der Propsteikirche zu Wei-
tenau, nachdem sie zu ihren Lebzeiten dieser
Kirche Teile ihrer umfangreichen Güter „um
ihres Seelenheiles willen" vermacht hatten. Das
war im Jahre 1278. Ritter Dietrich V. wird im

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