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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-03/0010
Die alte Fahne von 1848, darunter ein Plan des Gefechtes, rechts eine Darstellung
des Gefechtes, links Gespräch auf der Brücke; unten drei Pfeifenköpfe
und zwei Schnupftabaksdosen mit Bildern von Hecker.

Heimatmuseum Kandern / Aufn.: Christa Kurz

als er in New York ankam, war es ein schöner,
herrlicher Tag; alles wair zu seinem Empfang
bereit, Alt und Jung, Klein und Groß eilten nach
New York, um den edlen deutschen Märtyrer zu
sehen. Morgens um 10 Uhr verkündeten aus den
zwei Festungen, wo die Schiffe vorbeifahren
müssen, dein Donner der Kanonen von 101 Ehrenschuß
Heckers Ankunft. Als er an Land stieg,
führte ihn eine deutsche Familie in das größte
deutsche Hotel. Abends begleitete ihn dieselbe
deutsche Familie ins Tamome-Hall, ein Gebäude,
das ungefähr halb so groß ist wie Kandern. General
Wainbridge hielt die Anrede an Hecker und
seine Schicksalsgenossen. Auch Herr Forsch mit
seinem Löwen-Rednertalent und noch mehrere
amerikanische Gesandte sprachen auf der Bühne.
Endlich bestieg Hecker die Bühne. Als er sie
kaum bestiegen hatte, brachten die Zuhörer, etwa
60 bis 70 000 an der Zahl, dnei Hurra für Friedrich
Hecker, drei für die alte Heimat und drei
für Freiheit, Gleichheit und Humanität. Es wurde
bis 12 Uhr gesprochen in deutscher Sprache mit
Ausnahme des Generals Wainbridge und zwei
Gesandten, die geborene Amerikaner sind. Nach
Beendigung der Reden wurde Hecker mit einem
deutschen Band Musik und unter donnernden
Hurra ins Schekspera-Hotel gebracht, wo er einige
Tage logie>üte. Von da machte er seine Reise
ins Land und zwar über Philadelphia. Er fuhr
auch durch unser Städtchen, wo ihm die hiesige
Behörde auf Ersuchen von uns Deutschen einen

Salut von 21 Kanonenschüssen feuerte. Die Deutschen
in New York mieteten eine Extralokomotive
, um ihn nach Philadelphia zu begleiten. Als
der Dampfwagen hier auf die Salute anhielt, trat
Heckeiri aus dem Wagen. „Deutsche", sagte er,
„haltet stets an die weisen Gesetze der Vereinigten
Staaten Nordamerikas, vergeßt aber dabei
auch nicht die Leiden Eurer Brüder in der alten
Heimat. Unterstützt Deutschland mit Eurer Person
oder mit andern Mitteln, immer wie es in
Euren Kräften steht". Jedem Deutschen werden
jene Worte tief ins Herz geschrieben sein. War
Hecker uns nicht ein großer und ehrwürdiger
Gast?

Liebe Mutter und Geschwister! Auch muß ich
Euch melden, daß ich schon lange verheuratet
bin und mit dem günstigsten Erfolg einer glücklichen
Ehe entgegensehe. Meine liebe Frau ist
gebürtig aus Wachenheim an der Hardt, Rheinkreis
Bayern, also nicht aus Kandern öden der
Umgebung. Auch ist meine Ehe gesegnet mit
Kindern. Der erste Sohn erhielt in der heiligen
Taufe den Namen Karl, der jedoch nur vier Monate
alt wurde. Der zweite Sohn erhielt den
Namen Gottfried Wilhelm, der zu einem blühenden
Knaben heranwächst und jetzt acht Monate
alt ist. Meine Frau heißt Elizabeth Muhrer; herzlich
grüßt sie Euch alle.

Lieber Bruder, Neuigkeiten weiß ich Euch
keine zu schreiben, als daß die Unruhen in Europa
den Geschäftsverkehr in Amerika ungeheuer
stören. Auch muß ich Dir melden, daß
Ernestine Schönfeld sich verheuratet hat in New-
York und zwar mit einem sauberen Lumbazi-
Vagabundus, nämlich deutsch gesagt: sie ist jetzt
Huren-Mutter. Behalte dieses aber für dich
allein. — Grüße mir alle Liberalen oder Demokraten
in Kandern, unter anderm auch Herrn
Schuhmacher Oberlin. Auch sage Herrn Pfarrer
Irion, er könne mich küssen, wo ich keine Nase
habe. — Ich schließe mein Schreiben in der Hoffnung
, eine recht baldige Antwort zu erhalten.
Grüße mir vielmals meine Mutter und Deine
Frau. Es grüßt Euch vielmals Euer unzertrennlicher
Karl Friedrich Zahn und Elizabeth Muhrer.
Als ich den Brief auf die Post tat, war das Schiff
mit Hecker und seinen Kameraden fort. Er ging
mit dem Dampfschiff Lambria. Folglich erhältst
Du diesen Brief viel später".

Das ist der Wortlaut des Briefes, den Karl
Friedrich Zahn im Juni 1849 nach Kandern
schrieb. Wer sind die Landsleute, denen er dort
begegnete in der großen Stadt New York, von
der Elizabeth-Port heut ein Teil ist? Zuerst
Schönfeld: laut Kirchenbuch wanderte 1847 Karl
Friedrich Schönfeld mit seiner Schwester Ernestine
nach Amerika aus und arbeitete als Schreiner
in New York. Dort, im Kirchenbuch, wird der
Vater als Goldarbeiter bezeichnet; es ist aber
deutlich zu sehen, daß er ursprünglich als Silberarbeiter
bezeichnet worden war. Ausführlicher
berichten die Auswanderungsakten im Generallandesarchiv
über die Verhältnisse. Der Vater
Karl Friedrich Schönfeld hat neun Kindeir und
kann diese kaum durchbringen, da ihn sein Beruf
nicht ernährt. Er bittet deshalb 1834 um die

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