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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-05/0009
Abb. 12: Funde in der Fliehburg. Topfdeckel, Topf und Schale.
(Zusammengesetzt und ergänzt vom Landesmuseum in Karlsruhe.)

vermischt mit Tierknochen. Offenbar wurde alles,
was unbrauchbar war, hier über die Mauer geworfen
. Die Knochen wurden von Dr. Pfannenstiel
im Geolog. Institut der Universität Freiburg
bestimmt. Sie stammen von Hirsch, Reh, Schwein,
Rind und von Vögeln, die im einzelnen nicht
bestimmt werden konnten. Einige Scherben zeigten
sich auch außen an der Mitte der Ostmauer.
Die Topfreste wurden Dr. Sulzberger, Konservator
am Allerheiligenmuseum in Schaffhausen vorgelegt
, der aus den mittelalterlichen Abortgruben
des dortigen Klosters und ebenso früher in
Straßburg viel Vergleichsmaterial kannte. Danach
stammen unsere Fundstücke aus dem 13., 14. und
dem Beginn des 15. Jahrhunderts. Peter Gössler,
Stuttgart, der Altmeister, der schwäbischen Vorgeschichtswissenschaft
, dem die bei Beginn
der Ausgrabungen in den Jahren 1928 und
1929 gefundenen Reste vorgelegt wurden,
schreibt darüber: „Unter den Scherben von der
Schloßhalde fehlen ganz bezeichnende Stücke.
Aus dem Fehlen der spätmittelalterlichen Formen
möchte man auf etwas frühere Zeiten, eher
14. Jahrhundert als später, schließen. Jedoch mit
allem Vorbehalt, denn man muß mit örtlichen
Verschiedenheiten rechnen und kann nicht verallgemeinern
". Ein in der inneren Südwestecke
vorgefundenes Eisenmesser soll noch erwähnt
werden, doch ist dieses zeitlich nicht festzulegen.
Daß die Scherbenfunde etwa mit der Zeit nach
1400 aufhören, erklärt sich damit, daß damals
die Feuerwaffe^ aufkamen. Damit war die ganze
Verteidigungsanlage wertlos, da sie vom „Strengen
Felsen" überragt und eingesehen werden
konnte. Es ist anzunehmen, daß die Ringmauer
im Laufe der Zeit von selbst zerfallen ist. Spuren
einer Zerstörung konnten nicht wahrgenommen
werden.

Die durch die Scherbenfunde gegebenen Daten
erlauben nur beschränkte Schlußfolgerungen.
Sie sagen uns nur, wann die
Anlage aufgesucht und benützt
worden war, dagegen
zunächst nicht, wie alt sie
ist. Ein Vergleich mit anderen
Fliehburgen ähnlicher
Art führt zu dem Schluß,
daß wir es mit der Ausgangs
- und Grundform der
deutschen Burgen zu tun
haben, die im 9. Jahrhundert
errichtet wurden zur
Zeit der Ungarneinfälle. Erwähnungen
in Urkunden
sind nach einer Mitteilung
des Generallandesarchivs in.
Karlsruhe nicht gegeben.
Auch das spricht für ein
hohes Alter unserer Wehranlage
. Als die Feuerwaffen
aufkamen, war sie wertlos
geworden wegen der
Überhöhung des Strengen
Felsens.

Es erhebt sich schließlich
noch die Frage, wie hoch
die Ringmauer zur Zeit ihrer Erbauung gewesen
sein mag und wie die Mauerkrone ausgesehen
hat. (Abb. 13.) Einwandfrei wird sich
diese Antwort nicht geben lassen, doch wird
man von der Menge des Schuttes auf eine Höhe
von 2—3 m schließen dürfen.

In meiner Arbeit vom Jahre 1931 wurde zum
Vergleich auf drei Wehranlagen verwiesen. Die
gezogenen Schlußfolgerungen können einer Kritik
heute nicht mehr standhalten. Dafür gibt es
jetzt bessere Beispiele aus der Nähe.'

Die karolingische Zwingburg im Sachsenland
war ein großes ausgebautes Kastell, das man mit
unserer kleinen Fliehburg kaum vergleichen
kann. Auch die Entfernung beider Anlagen am
Hochrhein und an der Elbe weckt starke Bedenken
. Die geschichtlichen Entwicklungen in beiden
Gebieten sind verschieden gelaufen.

Auch die „Rödelsburg" bei Staufen im Münstertal
bin ich wiederholt und in größeren zeitlichen
Zwischenräumen abgegangen. So hatte ich
Zeit und Gelegenheit, Vergleiche zu ziehen und
Überlegungen anzustellen. Was dort als Trockenmauer
angesprochen wurde, ist geologisch bedingt
. Zudem sind die einzelnen „Mauerzüge"
nicht in einen Zusammenhang zu bringen.

Schließlich das „Köpfel" in den Vorbergen der
Vogesen bei Oberehnheim. Dieses hat die gleiche
Mauertechnik wie die „Heidenmauer" auf dem
Odilienberg in der immittelbaren Nachbarschaft.
Auch hier habe ich mich öfter umgesehen und
gelangte dabei zu der Überzeugung, daß die
„Heidenmauer" und damit auch das „Köpfel" in
irgend einer Beziehung steht zu der Geschichte
der elsässischen Herzogsfamilie der Ettichonen.
Sie wären dann im 6./7. Jahrhundert errichtet
worden.

Wenn wir Vergleiche ziehen wollen, dann sollten
wir in der Heimat bleiben. Wir haben auf

Fliehburg

Auf dem Neu haus

Abb. 13: Sdiematisdier Geländesdinitt West — Ost.

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