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Abb. 14- Gesamtüb
den Vorbergen des Schwarzwaldes' zwischen
Kandern und Badenweiler eine
s
Häufung von urtümlichen Befestigungen
, die schon länger bekannt sind. Hier
ist der „Stockberg" am Blauen (1076 m)
zuerst zu nennen. Der Ringwall, der
den steilen Kegelberg auf seinem Gipfel
umzieht, ist der schönste, den ich kenne.
Der Wallgraben ist tief in den Schutt
der hier anstehenden Quarzporphyrdecke
getrieben und in'eindrucksvoller
Weise erhalten. Der Stockberg bietet
«eine weite Fernsicht und ist als Land-
marken gut auszumachen von den Höhen
des Schweizer Jura im Süden, von den
Vogesen im Westen und vom Kandel im
Norden. Für eine Signalgebung durch
Feuerzeichen, die man in alten Zeiten
gegeben hat, war der „Stockberg" wie
kaum ein anderer geeignet. So ist es
nicht zu verwundern, daß auch der
zwieite Weltkrieg seine Spur in der
Wallanlage hinterlassen hat.
Weiter sind in der Reihe bei Badenweiler
anzuführen das „Alte Schloß" bei Schweig-
Üof, die „Grüneck" und der „Brenntenbuck" bei
Obereggenen und der „Hagschutz" bei Nieder-
eggenen.
Neu entdeckt wurden in den vergangenen
drei Jahrzehnten das „Bürgele" bei Enkenstein
und „Bürglen" bei Maulburg. Es ist kein Zweifel,
daß Schloß Bürgeln bei Kandern (J. P. Hebel:
Z' Bürglen uf der Höh, nei, was cha me seh...)
seinen Namen erhielt von einer frühgeschichtlichen
Befestigung, die einst an seiner Stelle lag.
Schließlich wäre noch das Grenzacher Horn zu
nennen. Dieser Geländesporn wurde durch einen
Abschnittswall von dem Bergrücken abgetrennt.
Kurz vor c(em zweiten Weltkrieg wurde die Anlage
zusammen mit Gräbern der Hallstattzeit von
mir entdeckt. Die Ausgrabung wurde bald nach
dem Krieg mit Hilfe der Basler Denkmalpflege,
welche namhafte Lebensmittelspenden sandte,
begonnen. Es war das erste wissenschaftliche
Gemeinschaftswerk nach dem Zusammenbruch.
Diese Untersuchungen ergaben, daß der Abschnittswall
schon in der Hallstattzeit (erste
Eisenzeit) angelegt worden war. Er wurde dann
im 9. Jahrhundert erneuert und das Grenzacher
Horn wieder zur Aufnahme von Flüchtlingen
eingerichtet. Es war die Zeit der Ungarneinfälle.
Basler Chronisten berichten, daß die Bewohner
der Stadt ihre Heimstätten verließen und in vorbereiteten
Befestigungen auf- den Bergen der
Umgebung Zuflucht suchten. Man wird in diesem
Zusammenhang auch die Fluchtburg auf der
Sissacher Fluh im Kanton Basel-Land anführen
müssen. Eine Trockenmauer, ähnlich wie bei der
Fliehburg auf der Nollinger Höhe, umschloß eine
Fläche, die größer ist als alle genannten Anlagen,
nur die „Heidenmauer" auf dem Odilienberg ist
noch größer. Die Befestigung auf der Sissacher
Fluh wurde in den dreißiger Jahren gründlich
untersucht und die Toranlage mit anschließenden
Mauerzügen wieder aufgeführt.
Außer Ringwällen und Abschnittswällen . ist
j cm
V
Romischer
Gutshof
Degerfelden
als einzelnes Beispiel ein Rundturm zu nennen,
eine „Motte", vom französischen Fachausdruck
„La motte". Als solche möchte ich die kreisrunden
Befestigungsreste von etwa 10 m Durchmesser
deuten, die auf dem höchsten Punkt des
Maienbühl bei Riehen liegen, wenige Schritte
von der deutsch - schweizerischen Grenze. In
Frankreich ist die „Motte" als Befestigungsform
stark vertreten. In den mittelalterlichen Berainen
wird die Stelle auf dem Maienbühl als „der von
Stetten honberg" bezeichnet. Hier war also die
Zufluchtsstätte der Bewohner von Lörrach - Stet-
ten. Der Flurname wird auch als Homberg und
Homburg bezeichnet, d. i. Hohenberg, Hohenburg.
Es ist kein Zweifel, daß in unserer engeren
Heimat noch weitere Fliehburgen unerkannt im
Gelände liegen. Soweit wir solche kennen und
soweit sie durch Schürfungen und Ausgrabungen
erforscht sind, weisen die spärlichen Funde auf
das 9. und 10. Jahrhundert hin als Zeit ihrer
Erbauung mit dem geschichtlichen Hintergrund
der Ungarneinfälle. Im Einzelfalle wurden auch
ältere Anlagen neu hergerichtet, auch im Verlauf
des Mittelalters wurden sie immer wieder in
Zeiten der Bedrängnis aufgesucht.
III. Ein r ö m i s cli es Gebäude beim
Salzbrünnele
Als im Jahre 1930 die Fliehburg auf der Nollinger
Höhe ausgegraben wurde, erinnerte sich
Herr Hermann Steinegger, Ratschreiber a. D., der
sich um die Ortsgeschichte seines alten alemannischen
Heimatdorfes Nollingen sehr verdient gemacht
hat, daß in den neunziger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts beim „Salzbrünnele" eine
Mauer aus dem Boden geragt habe, die später
abgetragen und deren Steine zum Ausbessern
von Waldwegen benutzt wurden. Die Stelle liegt
rund 300 m von der Fliehburg entfernt in nordöstlicher
Richtung. Bei einer Nachschau war dort
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